Bezüglich Auswahl haben wir uns streng auf jene Filme konzentriert, deren offizieller CH-Kino-Starttermin zwischen den 1. Januar und 31. Dezember 2019 fiel, oder im gleichen Zeitraum auf einer in der Schweiz verfügbaren Streamingplattform gestartet sind. Die Liste ist alphabetisch geordnet, es handelt sich nicht um ein Ranking.
PS: Zwei 2019er-Filme haben konnten wir zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Liste leider noch nicht sehen: «Star Wars: The Rise of Skywalker» und «Cats». Miau!
«Ad Astra» (dir. James Gray)
Hoyte van Hoytema («Her», «Dunkirk») hat mal wieder seinen Titel als «zurzeit bester Kameramann der Welt» auf eindrückliche Art und Weise verteidigt. Denn die Bilder, die er in «Ad Astra» einfängt, sind schlicht und einfach atemberaubend.
Noch nie hat sich die Besiedlung des Weltraums so echt angefühlt wie in James Grays spannender Vater-Sohn-Sci-Fi-Geschichte – was wir in erster Linie van Hoytemas Hochkunst zu verdanken haben.
«American Factory» (dir. Steven Bognar & Julia Reichert)
Ein Dokumentarfilm, der die Unterschiede zwischen den Arbeitskulturen in China und der westlichen Welt schonungslos aufzeichnet. Bei dieser Netflix-Doku werden wohl auch die grössten Verfechter des Kapitalismus gelegentlich leer schlucken.
«Avengers: Endgame» (dir. Anthony & Joe Russo)
Zwei Komma Sieben Neun Acht Milliarden US-Dollar! Eine stolze Summe, die «Endgame» da eingespielt hat – und damit zum kommerziell erfolgreichsten Film aller Zeiten (!) wurde.
Klar, der insgesamt 23. Kinofilm aus dem Kinouniversum von Comicbuchverlag Marvel fühlt sich stellenweise weniger wie ein bahnbrechendes Kinoerlebnis und mehr wie das Staffelfinale einer TV-Serie an, trotzdem ist es eine nicht zu unterschätzende Kunst, mit welcher Leichtigkeit hier fast alle Erzählstränge dieser epischen Saga zu einem (temporär) zufriedenstellenden Ende gebracht wurden.
«Booksmart» (dir. Olivia Wilde)
Von «Coming-of-Age»-Geschichten kann man einfach nie genug bekommen, oder? Vor allem dann, wenn sie mit so sympathischen Figuren und einem dermassen tollen Soundtrack daherkommen wie im Regiedebüt von Schauspielerin Olivia Wilde.
«Dolor y Gloria» (dir. Pedro Almodóvar)
Grossmeister Pedro Almodóvar rollt seine Lebensgeschichte auf und setzt damit nicht nur sich, sondern auch seinem Buddy Antonio Banderas ein (weiteres) Denkmal für die Ewigkeit. Grandios.
«The Farewell» (dir. Lulu Wang)
Eine chinesische Familie, die sich über die Jahre auf der ganzen Welt verstreut hat, versammelt sich für einen hochemotionalen Abschied in China.
Diese semi-autobiographische und herzerwärmende Tragikomödie von Lulu Wang war der beste Film, der am diesjährigen «Zurich Film Festival» gezeigt wurde, und sorgt garantiert für das eine oder andere feuchte Nastüechli im Kino.
«Free Solo» (dir. Elizabeth Chai Vasarhelyi & Jimmy Chin)
Hollywood gibt jedes Jahr Milliarden von US-Dollar für atemberaubende Materialschlachten und Verfolgungsjagden aus, kann dem Nervenkitzel aus dem «wahren» Leben aber nach wie vor nicht mal annähernd das Wasser reichen.
Das, was Alex Honnold macht – Felswände ohne jegliche Sicherung zu besteigen – ist natürlich total unverantwortlich, resultiert aber in einem der nervenaufreibendsten Dokumentarfilme aller Zeiten. Feuchte Hände garantiert!
«For Sama» (dir. Waad Al-Khateab & Edward Watts)
Fünf Jahre lang hat Waad Al-Khateab während der Belagerung von Aleppo mehr oder weniger alles gefilmt, was ihr während des syrischen Bürgerkriegs vor die Linse kam. Das Resultat ist ein unbeschönigtes Portrait von Krieg.
Ein hervorragender, aber unglaublich brutaler Dokumentarfilm mit Bildern, die man für sein Leben nicht mehr vergessen wird. Nichts für schwache Nerven.
«Homecoming: A Film by Beyoncé» (dir. Beyoncé Knowles-Carter)
Zwar meilenweit entfernt von «Stop Making Sense», aber trotzdem der wahrscheinlich beste Konzertfilm der letzten fünf Jahre. Da müssen sogar Beyoncé-Haters mit dem Fuss mitwippen.
«If Beale Street Could Talk» (dir. Barry Jenkins)
Was kommt für Barry Jenkins nach dem Oscar-Erfolg von «Moonlight»? Antwort: Eine zutiefst persönliche Auseinandersetzung mit James Baldwins Buch «If Beale Street Could Talk», inszeniert und arrangiert mit einer schwelgerischen Feinfühligkeit wie sie zurzeit nur Baldwin kennt.
«The Irishman» (dir. Martin Scorsese)
Zweieinhalb Stunden fliegt Scorsese mit Italoamerikanischem-Gangsterdrama-Autopilot – und dann stellt er das Genre während der letzten Stunde komplett auf den Kopf. Grossartig.
«Joker» (dir. Todd Phillips)
Der Beweis, dass Superhelden-Kino auch ohne milliardenteure CGI-Schlachten funktionieren kann.
«Marriage Story» (dir. Noah Baumbach)
Ein Film wie eine Scheidung: Echt, emotional und ausgedehnter, als man sich das zu Beginn wünschen würde. Scarlett Johansson und Adam Driver mit zwei der besten schauspielerischen Leistungen dieses Filmjahres.
«Midsommar» (dir. Ari Aster)
Der irrste Film des Jahres. Was nur geht in Ari Asters Kopf vor, dass er sich nach «Hereditary» erneut einen derart absurden Horrortrip ausdenken konnte?
«Once Upon a Time in Hollywood» (dir. Quentin Tarantino)
Tarantino. DiCaprio. Pitt. Liest sich nicht nur auf Papier gut, hinterlässt auch auf der Leinwand einen mehr als formidablen Abdruck.
«...Hollywood» hat alles dabei, was man sich von einem Quentin Tarantino-Film wünscht – Starensemble, einzigartige Dialoge, einen denkwürdigen Soundtrack – und weiss trotzdem zu überraschen. Gehört er sogar in die Top 3 von Tarantinos Karriere?
«Parasite» (dir. Bong Joon-ho)
Dank Filmen wir «Memories of Murder» oder «The Host» gehört Bong Joon-ho schon seit Jahren zu den besten Vertretern des «neuen» koreanischen Kinos. Mit seinem neusten Thriller hat er sich nun aber nochmals selbst übertroffen: Ein gesellschaftskritisches Wunderwerk mit fantastischen Kamerafahrten und zahlreichen überraschenden Wendungen.
Noch nie wurde ein koreanischer Film für einen Oscar nominiert. Das dürfte sich bald ändern.
«Portrait de la jeune fille en feu» (dir. Céline Sciamma)
Der sinnlichste Film des Jahres. Schauspieler, Kamera, Drehbuch, ein phänomenaler Einsatz von Musik: hier stimmt einfach alles. Unsere Filmliste kommt zwar ohne Ranking daher, trotzdem sei hier gesagt: Dieser Film ist die klare Nummer Eins des Jahres.
«They Shall Not Grow Old» (dir. Peter Jackson)
Restaurierte Filmaufnahmen bringen uns den 1. Weltkrieg so nah wie noch nie zuvor. Eine Zeitreise der ganz besonderen Art.
«Us» (dir. Jordan Peele)
In der Welt von US-Regisseur Jordan Peele gibt es nur eine Art von Monster, die schlimmer ist als Freddie Krueger, Michael Myers und Chucky: Wir selbst.
Nach «Get Out» liefert uns Peele erneut einen Film, der mit ebenso viel Diskussions- wie Gruselstoff daherkommt. Wunderbar.
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