«Irgendwann ist es einfach genug, ich habe genug vom Skisport, ich habe genug miterlebt und auch genug erreicht.» Mit diesen Worten eröffnete Beat Feuz in Bormio seine mit Spannung erwartete Medienkonferenz, in der sich der bald 36-Jährige erstmals zu seiner Rücktrittsankündigung äusserte.
Als Gründe für den Rückzug mitten in der Saison nannte er körperliche und familiäre Aspekte: «Ich habe in den letzten zehn Jahren nicht gerne und nicht oft über mein Knie gesprochen. Es war manchmal schlimmer, als viele gedacht haben. Und es war ein grösserer Kampf, als viele gedacht haben», so Feuz.
Fokus auf Familie
Er sei sich bewusst geworden, wieviel es unter diesen Umständen benötige, um konkurrenzfähig zu bleiben. «Aber ich bin nicht mehr gewillt, so viel zu investieren.» Andere Dinge im Leben, namentlich die Familie, seien wichtiger geworden, gab der zweifache Vater zu.
Rennfahrer sei er an und für sich noch gerne. «Aber das Drumherum, das Training, eine lange Nordamerika-Tour: So lange von der Familie weg zu sein, brauche ich nicht mehr.»
Entscheid am 25. November
Zwar sei der Rücktrittsentscheid über Jahre gereift, sagte Feuz, der sich diebisch darüber freute, dass die News nicht vorzeitig durchgesickert ist. Dennoch nannte er einen genauen Zeitpunkt: «Bei der Besichtigung in Lake Louise, also am Tag, an dem das Rennen eigentlich hätte stattfinden sollen, bin ich ins Ziel gefahren, habe Katrin (Feuz' Partnerin, Anm. d. Red.) angerufen und gesagt: ‹Ich höre auf.›»
Abfahrtskugel keine Option
Feuz hatte sich schon vor der Saison als «Klassikjäger» definiert und damit den Kampf um eine 5. Abfahrts-Kugel hintenan gestellt. «Ich habe früh gemerkt, dass das schwierig würde und man hat dies auch in den Überseerennen gesehen.»
Einen Rücktritt vom Rücktritt schloss er aus – auch für den Fall, dass er in Bormio, Wengen und Kitzbühel 300 Punkte gewinnen sollte. «Die Konkurrenz wäre auch dann noch etwa 200 Punkte voraus. Eine 5. Kugel ist nicht mein Anspruch.»
In Bormio nur am Rednerpult im Einsatz
Am Dienstag wurde bekannt, dass sich Feuz' Abschiedstournee auf 2 Weltcup-Stationen verkürzt. Am Tag der einberufenen Medienkonferenz hatte er am Mittag schon auf das 1. Abfahrtstraining verzichtet. «Ich war in den letzten Tagen erkältet. Ich plane einen Start, aber wenn's nicht klappt, ist es auch kein Weltuntergang», sagte der Emmentaler noch am Montagnachmittag. Tags darauf war erneut keine Probeeinheit möglich, weshalb ein Start am Mittwoch im Rennen nicht in Frage kommt.
Sowieso liege sein Fokus auf den Rennen in Wengen und Kitzbühel, wie Feuz erneut deutlich machte. «Es sind meine Lieblingsrennen. Ich werde es umso mehr geniessen können, wenn meine vielen Fans in Wengen wissen, jetzt trete ich zum letzten Mal in der Schweiz an, wenn sie in Kitzbühel wissen, jetzt bestreite ich mein letztes Rennen.»
Wertschätzung der Konkurrenz
Feuz, der zugab, an den Sports Awards zum Thema Karriereende «nicht die Wahrheit» gesagt zu haben, zeigte sich erfreut über die vielen, auch internationalen Reaktionen zu seiner Rücktritts-Ankündigung. «Das zeigt die Wertschätzung und meine Rolle im Weltcup in den letzten Jahren.»
Zu seinen Zukunftsplänen äusserte sich Feuz unbestimmt. Konkretes gebe es noch nichts zu vermelden. Er deutete an, möglicherweise an seine E-Bike-Erfahrung von 2021 anzuschliessen. «Stress habe ich aber keinen, ich habe das Privileg, auch mal drei Monate Ferien machen zu können.»