Djakaridja Daho schiebt die aus groben Holzlatten gezimmerte Tür seiner Verkaufshütte auf. Die frühen Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg ins Dunkel.
Von dort schauen Giraffen, Elefanten, Krieger und barbusige Frauen zurück. Sie sind ordentlich aufgereiht auf dem grauen Betonboden, gefertigt sind sie aus ivorischem Holz.
Djakaridja Daho trägt ein grün-weiss gestreiftes Poloshirt und hellgraue Stoffhosen, frisch aufgebügelt. «Alles muss tipptopp sein», sagt er. «Das Wochenende beginnt. Und da kommen die meisten Touristen.»
Alle lieben Elefanten
Seit sieben Jahren verkauft Djakaridja Daho seine selbstgefertigten Holzprodukte im Badeort Grand Bassam in der Elfenbeinküste. Dutzende mit Palmblättern gedeckte Hütten reihen sich hier aneinander.
In der Ferne hinter ihnen donnern die Wellen des Atlantiks an den Sandstrand. Vor ihnen rauschen klapprige Taxis und glänzende Geländewagen aus der Millionenmetropole Abidjan heran. Und auf die wartet Herr Daho.
Verkaufsschlager Elefant
«Zu uns kommt die ganze Welt», sagt der 34-Jährige. Franzosen geben das meiste Geld aus, Amerikaner verhandeln am härtesten, mit Chinesen sei die Kommunikation am schwierigsten. «Und wenn ein Paar kommt, dann hat immer die Frau das letzte Wort», lacht Herr Daho, während er mit einem Tuch die feine Staubschicht von den Auslagen poliert.
Das beliebteste Souvenir ist der Elefant. «Er ist das Wappentier der Elfenbeinküste. Jeder verbindet unser Land damit.» In den Regalen stehen Holzelefanten unterschiedlichster Grössen. Es gibt sie als Schlüsselanhänger und Flaschenöffner für umgerechnet zwei Franken.
Handwerk statt Lautstärke
Die ersten Besucher schlendern an den Verkaufsständen vorbei. Sie begutachten afrikanische Masken, bunte Stoffe, Schmuck und handgeflochtene Körbe. Verkäufer buhlen um ihre Aufmerksamkeit. «Schauen kostet nichts», schallt es von der Nachbarhütte her.
Djakaridja Daho gehört nicht zu den lautstarken Verkäufern. «Ich unterhalte mich gern in Ruhe mit meinen Kunden.» Manchmal nimmt er sie mit nach hinten in die kleine Werkstatt und erklärt die ivorischen Holzarten.
Geschichten von stolzen Kriegern
Noch bevor er den Preis einer Statue nennt, erzählt Herr Daho deren Geschichte. «Und die bekommt man eben nur bei mir, auch wenn es beim Nachbarn das Gleiche gibt.»
Dann erzählt er von den Mandinka-Kriegern aus dem Norden des Landes. Seit Jahrhunderten gelten sie als Glücksbringer, sind der Stolz eines jeden Mandinka-Dorfes. Die Statue eines solchen Kriegers steht wuchtig im Verkaufsraum, zwei Meter hoch, mit Speer und entschlossenem Blick. «Wer sie kauft, nimmt ein Stück Geschichte Afrikas mit nach Hause.»
Erholung nach dem Terror
Damit der Holzschnitzer mit seiner Frau und den drei Kindern über die Runden kommt, müsse er mindestens umgerechnet 125 Franken pro Woche verdienen. Manchmal verkaufe er auch gar nichts, erzählt er.
Besonders hart hatte es die Tourismusindustrie in Grand Bassam nach einem Terroranschlag vor gut einem Jahr getroffen. 18 Menschen waren gestorben, als Al-Kaida-Terroristen am Strand um sich geschossen hatten.
«Die Urlauber haben unseren Ort lange gemieden. Doch jetzt kommen sie zum Glück wieder», freut sich Djakaridja Daho.
«Akwaba, willkommen»
Ein Mann mit Strohhut und einem Fotoapparat in der Hand schaut neugierig in die Hütte, die sich unter der tropischen Sonne langsam aufheizt. Sein Blick wandert zu den Holzelefanten. Djakaridja Daho geht lächelnd auf ihn zu und sagt «Akwaba» – willkommen.» Denn ein herzlicher Empfang sei das Wichtigste.
«Wissen Sie eigentlich, dass Elefanten bei uns im Regenwald leben?», fragt Djakaridja Daho und beginnt seine Geschichte für den ersten Kunden an diesem Tag.