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Goma Souvenir Aus Abfall mach Schmuck: Diese Kongolesin trotzt der Krise

Touristen gibt es im Kongo kaum. Das Land ist vom Bürgerkrieg gezeichnet. Eine junge Unternehmerin setzt dennoch auf das Potenzial der Region und verkauft Accessoirs und Souvenirs an eine neue Kundschaft.

«Sehen Sie nicht die feine Handarbeit?», argumentiert Souvenir-Verkäuferin Justine Mapendo. Ihr Kunde interessiert sich für eine handgemachte Handtasche mit bestickten Perlen, ein Geschenk für seine Frau, sagt er. Etwas Edles, Schickes soll es sein.

«Glauben Sie mir, Ihre Frau wird Sie für dieses Geschenk sehr lieben, es ist ein Unikat», schmeichelt die Kongolesin. Der Mann legt einen Dollarschein auf die Theke. Die hübsche junge Frau Mitte 30 im bunten Kleid lächelt verschmitzt.

Geschnitzte Figuren, bunte Taschen und Tücher, Armreifen und Zeichnungen in Mapendos Boutique
Legende: Schmuck, Taschen, Statuen, bunte Stoffe und Tücher: Kongolesisches Traditionshandwerk wiederbelebt. SRF/Simone Schlindwein

Neue Hoffnung im Krisenherd

Mapendos kleine Boutique liegt in einer staubigen Seitenstrasse in Ostkongos Provinzhauptstadt Goma. Bislang war die Millionenmetropole bekannt für den blutigen Bürgerkrieg, die illegale Ausbeutung von Mineralien sowie die abertausend vergewaltigten Frauen.

Souvenirläden gab es bislang keine. «Kivu Nuru» steht über dem Eingang geschrieben: Kivu ist der Name des Sees, an dessen Ufern Goma liegt. Nuru bedeutet auf der lokalen Sprache Kisuaheli «Licht» oder «Hoffnung».

Raus aus der Opferrolle

«Wir kongolesischen Frauen werden als Opfer gezeigt, zerlumpt und blutend», erklärt Mapendo ihre Geschäftsidee. «Dabei lieben wir Kongolesen ausgefallene bunte Kleider – am besten alles farblich passend abgestimmt.»

Sie zeigt auf die bunten Stoffe, Tücher, Kleider, Hüte und Taschen, die sich in den Regalen hinter ihr bis unter die Decke stapeln. Dazwischen stehen Gemälde, geschnitzte Holzstatuen und Masken – typisches kongolesisches Kunsthandwerk. In handgeflochtenen Körbchen liegen Armbänder, Halsketten, Finger- und Ohrringe aus Gold, Bronze, Kupfer – aus den Minen der Berge rund um Goma.

Ein Traditionshandwerk

Noch in den 1980er-Jahren war Mode «Made in Congo» auf dem ganzen Kontinent berühmt. Accessoires galten als Statussymbol in dem rohstoffreichen Land. Kongolesisch sollte es jedoch sein.

Damals gab es Schneidereien, Boutiquen und Juweliergeschäfte überall im Land – meist betrieben von Frauen. Während des Krieges brach diese Branche fast vollständig ein. Die Menschen rannten um ihr Leben, kaum jemand hatte Geld mehr für schicke Sachen.

Karriere im Krieg

Von Kindheit an sei es ihr Traum gewesen, Schneiderin und Modedesignerin zu werden, erzählt Mapendo. Doch in diesem Berufsfeld sahen ihre Eltern während des Krieges keine Zukunft für sie.

Die alleinerziehende Mutter hat deswegen zuerst angefangen Pädagogik zu studieren, dann Jura – doch letztlich im dritten Jahr ihr Studium an den Nagel gehängt. «Ich wollte meine Kreativität nutzen und habe dann alles auf eine Karte gesetzt», erinnert sie sich an ihre Firmengründung.

Selfmade-Unternehmerin

Aus den einfachsten Gegenständen, ja selbst aus Abfällen wie Cola-Deckeln, habe sie selbst Accessoires gebastelt. Zuerst verkaufte sie ihre Sachen auf dem Markt. Erst vor vier Jahren hatte sie das nötige Kapital zusammen.

Mittlerweile beschäftigt sie ein Dutzend Schneiderinnen, erzählt sie und wendet sich einer alten gebrechlichen Frau zu, die in der Eingangstür steht. Aus einem Stofftuch nestelt sie Ohrringe hervor, hergestellt aus Deckeln für Fanta- und Cola-Flaschen, mit bunten Stoffresten überzogen.

Mit bunten Stoffen überzogene Ohrringe und Armreifen an einem Gitter aufgehängt
Legende: Accessoires aus Abfall: Eine neue EInkommensquelle für die mittellosen Vertriebenen in der Konfliktregion SRF/Simone Schlindwein

«Das haben Sie wirklich hübsch gemacht», lobt Mapendo und drückt ihr Geld in die Hand. Für viele Frauen, die in den unzähligen Vertriebenenlagern ihre Kinder aufziehen, ist die Boutique eine Einkommensquelle geworden.

Gorillas statt Guerillas

Auf einem Regal nahe der Eingangstür stehen Gorilla-Figuren aus schwarzem Stein, daneben eine Leinwand mit einem Gorilla-Gemälde. Der Virunga-Nationalpark nördlich von Goma ist UNESCO-Weltkulturerbe und berühmt für seine seltenen Berggorillas, die hier im Dreiländereck zwischen dem Ostkongo, Ruanda und Uganda beheimatet sind.

Trotz des schwelenden Konfliktes zieht der Park mittlerweile immer mehr Besucher an. Hier sieht Mapendo ihre zukünftige Kundschaft: abenteuerlustige Touristen, die in den Kongo reisen um die seltenen Gorillas zu beobachten. Und anschliessend bei ihr ein Souvenir mitnehmen, zum Beispiel eine Gorillafigur, gefertigt aus dem örtlichen Lavagestein.

«Wir haben hier so viel Potenzial, aus unserem Land etwas zu erschaffen – wir brauchen eben nur Frieden», sagt Mapendo.

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