«Früher kauften die Russen die beliebten Kühlschrank-Magnete bei mir», sagt Lerdlak Sriwongpanich, Besitzerin eines kleinen Souvenirladens. «Doch seit einiger Zeit kommen mehr Chinesen.»
Die wollen nützliche, aber billige Andenken. «Selbst wenn das Souvenir günstig ist, feilschen sie noch», sagt Sriwongpanich. Stören tue sie das nicht, schliesslich feilsche auch sie immer, wenn sie etwas kaufen möchte, sagt sie.
Vom Gebäck zum Wagnis
Ihr kleiner Souvenirladen liegt am Tha Tien Pier, wenige Schritte vom Chao Phraya Fluss entfernt. Einst war es ein Umschlagplatz für Handelsgüter, heute legen hier Fähren an.
Viele von ihnen haben Touristen an Bord. Diese müssen an Sriwongpanichs kleinem Laden vorbei, um zu Touristenattraktionen wie dem Wat Arun oder dem Wat Pho-Tempel zu gelangen.
Sriwongpanich, deren Familie seit Generationen über dem Laden in einem kleinen Holzhaus lebt, hat mit dem Zustrom der Touristen ihr Angebot angepasst: «Meine Eltern und Grosseltern haben hier ihre Leben lang Gebäck verkauft. Auch ich habe das jahrzehntelang gemacht. Dann sah ich die Touristen kommen und dachte: Lass mich etwas Neues probieren.»
Vieles, aber keine Verkaufsschlager
So stellte Sriwongpanich vor fünf Jahren auf Souvenirs um. Nicht, weil sie damit mehr verdiene, sagt sie: «Ich bin alt und hab keine Energie mehr. Bäckerin zu sein, ist harte Arbeit, Souvenirs zu verkaufen nicht.»
Der Laden der Thailänderin mit den kurzen grauen Haaren und der gelben Schürze ist vollgestopft mit gläsernen Buddhas, hölzernen Elefanten, farbigen Täschchen, Glöckchen, Amuletten und Postkarten. Verkaufsschlager gebe es nicht.
Sprachlosigkeit schmückt die Souvenirs
Je nach Kunde verkaufe sie mehr Postkarten, Portemonnaies oder kleine Masken. Hauptsache billig. Ihr Englisch sei zudem zu schlecht, als dass sie den Touristen die Bedeutung eines Amuletts oder eines anderen lokalen Gegenstands erklären könne.
Meist tippe sie nur den Preis auf ihren Taschenrechner. Wird sie dennoch nach der Bedeutung gefragt, antworte sie: «Nothing.» Ihr fehlen die Worte für eine Erklärung.
Arbeit oder Zeitvertreib?
An diesem Tag hat Sriwongpanich erst eine Postkarte für 25 Baht, rund 70 Rappen, verkauft. An guten Tagen verdiene sie bis zu 30 Franken. Die Einnahmen seien ihr aber egal: «Ich mache das nicht, um Geld zu verdienen, sondern um Zeit totzuschlagen. Was soll ich sonst tun?», fragt sie.
Ihr Mann ist seit langem tot, ihre zwei Söhne arbeiten tagsüber, da bleibe ihr nur die Arbeit. Und abends, nach Ladenschluss, der Fernseher.
Das Geld, das Sriwongpanich mit dem Verkauf ihrer Souvenirs verdient, braucht sie, um die Miete zu bezahlen. Was übrig bleibe, spende sie an Tempel und an ein nahegelegenes Spital: «Zu Spenden ist meine Pflicht. Denn wer was bekommt, der muss es weitergeben, sonst hast du kein Glück im Leben. Das hat mich meine Mutter gelehrt.»
Es sei Glückssache, ja Schicksal, ob in ihrem Laden genügend Kunden vorbeikämen oder nicht, glaubt sie.
Andenken aus der Provinz
Sriwongpanich selbst kauft keine Souvenirs mehr, seit sie sie verkauft. Macht sie mit ihren Söhnen einen Ausflug in die Provinz, kauft sie lokale Speisen, Reis mit gegrilltem Schweinefleisch oder Meeresfrüchten etwa. «Das ist meine Art, mich an eine schöne Reise zu erinnern», sagt sie und wendet sich dem nächsten Kunden zu. Der zweite an diesem Tag.