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Ferien beim Diktator Nordkorea öffnet sich für Touristen – das sind die Hintergründe

Nach fünf Jahren Corona-Beschränkungen kann man wieder in das abgeschottete Land reisen. Die Hintergründe kurz erklärt.

Um was geht es? Nordkorea erleichtert die Einreisebestimmungen; und das nach fast fünf Jahren. Zuvor war die Grenze wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Selbst Nordkoreanerinnen und Nordkoreaner, die sich ausserhalb des Landes aufhielten, durften nicht mehr einreisen. Zuerst durften nur Russen und Chinesen in das abgeschottete Land, nun öffnet sich die Tür auch wieder für westliche Abenteurer.

Was ändert sich? Der Schritt eröffnet neue touristische Möglichkeiten im notorisch abgeschotteten Kleinstaat, wie Martin Fritz, freier Journalist in Tokio und enger Beobachter Nordkoreas, erklärt. «Bisher durfte man nur in einer Gruppe und nicht als Einzeltourist einreisen und sich auch nicht frei bewegen.» Wolle man beispielsweise sein Hotel in Pjöngjang verlassen, dann sei man als Tourist verpflichtet, einen Führer mitzunehmen. «Ich darf nicht alleine los.»

Uniformierter Wachmann in einer Halle.
Legende: Die beschwerliche Anreise hatte in der Vergangenheit wohl viele davon abgehalten, nach Nordkorea zu reisen; das will das Regime nun offenbar ändern. (Bild: Zollbeamte am Flughafen von Pjöngjang, 2008) AP Photo/David Guttenfelde

Wohin darf man? Vorerst darf man nur in die Stadt Samjiyon, die eigens für Touristinnen und Touristen gebaut worden ist. Die Stadt liegt nur 15 Kilometer von der Grenze zu China entfernt und sei darum besonders attraktiv, wie Martin Fritz erklärt. «Im Winter kann man da Skifahren, im Sommer wandern.» Im nordöstlichen Küstenort Wonsan will das nordkoreanische Regime einen zweiten Ferienort mit einem eigenen Flughafen und einem vier Kilometer langen Strand etablieren. «Die neue Strategie von Kim Jong-un zielt darauf ab, dass die Touristen sich in eigenen Resorts aufhalten, die sie dann nur unter Aufsicht verlassen können, um die Kontakte zur nordkoreanischen Bevölkerung einzuschränken.»

Was sind die Beweggründe von Kim Jong-un? «Der Bau von neuen Tourismusstätten gehört zu den Lieblingsprojekten von Kim Jong-un», erklärt Fritz. Der nordkoreanische Machthaber wolle damit neue Einnahmequellen erschliessen. Fritz vermutet zudem eine weitere Motivation: Kim Jong-un wolle sein Land als «normal» darstellen. «Ich denke, er will dem Rest der Welt zeigen, dass es schöne Landschaften, gutes Essen und eine gute Infrastruktur in Nordkorea gibt.»

Kim Jong-un und sein Ferienparadies

Könnte mehr dahinter stecken? «Das Angebot ist relativ klein und überschaubar. An Massentourismus ist Nordkorea nicht interessiert», erklärt Martin Fritz. Man wolle die Touristinnen und Touristen kontrollieren und den Kontakt zur lokalen Bevölkerung einschränken. «Und man will natürlich auch möglichst hohe Preise verlangen, um Devisen zu kassieren.»

Wen soll die Feriendestination Nordkorea ansprechen? Erste Reiseveranstalter organisieren wieder Touren in das Land. Laut Martin Fritz dürfte die Nachfrage vor allem aus Russland gross sein. «In der Türkei oder in Europa werden russische Touristinnen und Touristen zurzeit schnell mal angepöbelt wegen des Krieges von Russland gegen die Ukraine. Das brauchen sie in Nordkorea natürlich nicht zu fürchten.» Für Personen aus dem Westen dürfte das Angebot hingegen weniger interessant sein, so der Experte. Diese seien entweder politisch interessiert oder wollen einfach mal ein Land besuchen, das nicht leicht zugänglich ist und bevorzugten deswegen meist die Hauptstadt Pjöngjang.

Und natürlich müsse auch jeder und jede, der oder die Nordkorea besuche, sich des Risikos bewusst sein. «Das lehrt das Beispiel von Otto Warmbier», so Fritz. Der US-Student war 2016 wegen Spionagevorwürfen festgenommen worden. Er starb unter bis heute ungeklärten Umständen in Haft.

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SRF4 News aktuell, 28.01.25, 16:46 Uhr ; 

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