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Nordkorea hat einen jetzt einen «Hauptfeind»: Südkorea
Aus SRF 4 News aktuell vom 17.10.2024. Bild: Keystone/AP/GAVRIIL GRIGOROV
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Pjöngjang ändert Verfassung Nordkorea schreibt seinen Hauptfeind in die Verfassung: Südkorea

Erst lässt Diktator Kim Jong-un die Strassen nach Südkorea sprengen. Nun schreibt er die Feindschaft zu Seoul in die Verfassung. Blosse Symbolik ist das nicht.

Die Verfassung ist das Fundament eines Staates. In der Schweiz garantiert sie die persönlichen Freiheitsrechte. Und so manches, was tief in die Seele der Eidgenossen blicken lässt: Zum Beispiel, dass die Schweizer Wanderwege gehegt und gepflegt werden müssen.

Auch die stalinistische Diktatur Nordkorea verfügt über eine Verfassung. Dass sie allzu tief in die Seele der Bevölkerung blicken lässt, darf bezweifelt werden. Dafür liefert sie ungefilterte Aufschlüsse darüber, wie das Regime tickt.

Jetzt auch per Verfassung verfeindet

Neuestes Beispiel: Per Verfassungsänderung hat Machthaber Kim Jong-un Südkorea zum «Hauptfeind» erklärt. Wirklich überraschend ist das nicht. Obwohl der Korea-Krieg schon seit 1953 zu Ende ist, herrscht lediglich eine (ausgedehnte) Feuerpause zwischen den Nachbarn. Offiziell befinden sich Nord- und Südkorea noch immer im Kriegszustand.

Aus den Worten des Diktators werden Taten

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Legende: Kim Jong-un verfolgt einen Raketentest in Nordkorea (Oktober 2022). Keystone/EPA/KCNA

Mündlich wurde Südkorea schon im Dezember 2023 zum «Hauptfeind» Nordkoreas erklärt – noch vor den USA. Nun ist diese Feindschaft auch in der Verfassung verankert.

Ende 2023 hatte Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un erstmals bei einer Sitzung der herrschenden Arbeiterpartei gefordert, Südkorea müsse in der sozialistischen Verfassung des Landes als Hauptfeind bezeichnet werden. Zudem hatte er die innerkoreanischen Beziehungen als solche zwischen zwei sich bekämpfenden Staaten bezeichnet.

Die beiden Länder befinden sich formal betrachtet nach wie vor in einem Kriegszustand, da der Korea-Krieg von 1950 bis 1953 mit einem Waffenstillstand endete und nicht mit einem Friedensvertrag.

Was nun in der Verfassung über den «eindeutig feindlichen Staat» niedergeschrieben wurde, wurde in den letzten Tagen von Sprengmeistern angekündigt: Nordkorea hat die Strassen und Bahnverbindungen nach Südkorea zerstört.

Video
Nordkorea sprengt Strassen zu Südkorea
Aus News-Clip vom 15.10.2024.
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«Dies ist eine unvermeidliche und legitime Massnahme in Übereinstimmung mit der Verfassung der DVRK, die die Republik Korea klar als feindlichen Staat definiert», erklärte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA.

Maximale Abgrenzung gegenüber Südkorea

Angesichts eines über 70 Jahre andauernden Konflikts, der mal köchelt und mal zu eskalieren droht, überrascht die Verfassungsänderung nicht. Sie ist aber mehr als Symbolik. Für Machthaber Kim Jong-un gehe es um die «maximale Abgrenzung gegenüber Südkorea», schätzt der Journalist Martin Fritz, der aus Tokio berichtet.

Sprengung einer Bahnverbindung nach Südkorea.
Legende: 60 Meter lange Strassen- und Eisenbahnabschnitte auf nordkoreanischer Seite, die als Grenzübergänge dienten, seien nun vollständig blockiert, teilt KCNA mit. Dies sei Teil einer schrittweisen vollständigen Abgrenzung seines Territoriums vom Süden. Keystone/AP/KCNA via KNS

Die Verfassungsänderung bedeutet auch, dass Nordkorea eine mögliche Wiedervereinigung mit Südkorea offiziell aufgebeben hat. «Sie ist sozusagen der formale Ausdruck der neuen Zwei-Staaten-Doktrin», erklärt Fritz.

Südkorea hingegen bekräftigte, weiterhin an einer Politik der nationalen Einheit festzuhalten, sich aber jeder Aggression aus dem Norden zu widersetzen. Das «Vereinigungsministerium» in Seoul kritisierte Nordkoreas Verfassungsänderung scharf: Sie sei «anti-national» und enttäusche die Hoffnungen der Menschen in beiden Ländern.

Eine Botschaft auch ans eigene Volk

Die Ereignisse der letzten Tage belegen aber, dass Kim Jong-un alle Brücken zwischen Pjöngjang und Seoul einreissen will. Und zwar buchstäblich. Dazu passt, dass die Grenze zum Süden am 38. Breitengrad massiv befestigt wird: Neue Panzersperren, Kurzstreckenraketen und Minen stehen sinnbildlich dafür, dass jede Annäherung unerwünscht ist.

Kim Jong II 2003 in einem Feld in Nordkorea.
Legende: Nordkorea entfernt sich weiter vom langjährigen Ziel einer Wiedervereinigung mit Südkorea, die Kim Jong-uns Vater (im Bild) und Grossvater noch verfolgt hatten. Sie hatten das kommunistische Land vor Kim Jong-un beherrscht. Keystone/AP/Korea News Agency (Archiv)

«Die Idee vom feindlichen Staat im Süden wird nun mit einer Verfassungsänderung institutionalisiert», schliesst Fritz. Gleichzeitig wolle der Diktator auch eine Botschaft nach innen senden: Jede Hoffnung auf Veränderung könnt ihr fahren lassen.

SRF 4 News, 17.10.2024, 7:20 Uhr ; 

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