Die Strassen in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv sind an diesem Tag leerer als sonst. Vor allem in den öffentlichen Verkehrsmitteln machen sich die Passagiere rar. Es geht die Befürchtung um, dass nicht nur Raketen auf die Stadt zielen könnten, sondern dass sich – wie schon vor längerer Zeit – Selbstmordattentäter in Autobussen in die Luft sprengen.
Es ist der Jahrestag des Terrorüberfalls auf den Süden Israels. Am 7. Oktober 2023 hatten Bewaffnete der islamistischen Hamas und anderer Organisationen aus dem Gazastreifen im Süden Israels ein beispielloses Massaker verübt.
Schrecken des 7. Oktobers (Galerie enthält Bilder grosser Gewalt)
-
Bild 1 von 9. Am frühen Morgen des 7. Oktobers 2023 beschiesst die Hamas aus dem Gazastreifen den israelischen Staat. Es ist der Beginn des neu aufgeflammten Gaza-Krieges. Bildquelle: AP Photo/Fatima Shbair.
-
Bild 2 von 9. Am selben Tag müssen an einem Technofestival ganz in der Nähe des Gazastreifens Besucher vor bewaffneten Hamas-Kämpfern fliehen. Berichten zufolge werden über 300 Personen getötet. Bildquelle: Reuters/Screenshot aus Social-Media-Video.
-
Bild 3 von 9. Manche werden von den Angreifern erwischt und mitgeschleppt, wie eine Autokamera filmt. (7.10.23). Bildquelle: South First Responders via AP.
-
Bild 4 von 9. Erfolglose Flucht im Auto: So sah die Strasse neben dem Festival nach dem Überraschungsangriff der Hamas aus. (7.10.23). Bildquelle: South First Responders via AP.
-
Bild 5 von 9. Die Terroristen ziehen weiter: Videoaufnahmen zeigen, wie ein Hamas-Kämpfer vor dem Kibbuz Beeri in der Nähe des Festivalgeländes auf ein Auto zielt. (07.10.23). Bildquelle: South First Responders via Telegram via REUTERS .
-
Bild 6 von 9. Der Kibbuz Beeri ist eine der am schwersten getroffenen Ortschaften des Hamas-Massakers. (11.10.23). Bildquelle: EPA/ATEF SAFADI.
-
Bild 7 von 9. Ein Palästinenser stellt einen von Hamas-Kämpfern getöteten Israeli in einem Kibbuz nahe dem Gazastreifen zur Schau. (7.10.23). Bildquelle: AP Photo/Abed Abu Reash.
-
Bild 8 von 9. Trauernde an einer Beerdigung eines Menschen, der am 7. Oktober im Kibbuz Shefayim getötet wurde. (23.10.23). Bildquelle: AP Photo/Ariel Schalit.
-
Bild 9 von 9. Eine Israelin trauert in Sderot um ihren Verwandten, der beim Angriff getötet wurde. (7.10.23). Bildquelle: AP Photo/Baz Ratner.
Sie töteten rund 1200 Menschen und verschleppten weitere 250 als Geiseln in das abgeriegelte Küstengebiet. Rund 100 Geiseln befinden sich noch in der Gewalt ihrer Entführer, viele dürften inzwischen aber tot sein.
Geiselangehörige demonstrieren vor Netanjahus Haus
Unterdessen demonstrieren Dutzende Angehörige der aus Israel verschleppten Geiseln sowie Sympathisanten vor dem Haus von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Um 6:29 Uhr, der genauen Uhrzeit vor einem Jahr, als die Hamas und andere extremistische Gruppen aus dem Gazastreifen den Süden Israels überfallen hatten, lassen die Kundgebungsteilnehmer zwei Minuten lang eine sogenannte «Weckruf-Sirene» heulen.
Danach singen sie die Nationalhymne, berichtete der TV-Sender Channel 13 News. Die Demonstranten forderten Netanjahu auf, eine Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln zu erzielen.
Israelis in ihrer Heimat erinnern mit Gedenkfeiern an das Massaker des 7. Oktobers 2023 – und auch international wird der Opfer gedacht.
-
Bild 1 von 6. In Israel wird zum ersten Jahrestag des Hamas-Massakers der Opfer gedacht. Bildquelle: REUTERS/Gonzalo Fuentes.
-
Bild 2 von 6. Etwa 1200 Menschen wurden am 7. Oktober 2023 von Hamas-Kämpfern getötet. Bildquelle: REUTERS/Gonzalo Fuentes.
-
Bild 3 von 6. Ungefähr 250 Personen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Daran soll auch diese Menschenkette in Tel Aviv erinnern. Bildquelle: Reuters/Gonzalo Fuentes.
-
Bild 4 von 6. Noch immer warten Familien und Freunde der Geiseln auf deren Rückkehr. Die Hamas hat noch etwa 100 Personen in ihrer Gewalt. Bildquelle: Getty Images/Leon Neal.
-
Bild 5 von 6. Im Kibbuz Nir Oz werden Bäume gepflanzt zum Gedenken an die Opfer des Massakers. Hier wurden vor einem Jahr von den fast 400 Bewohnern 42 getötet und 75 entführt. Bildquelle: Getty Images/Alexi J. Rosenfeld.
-
Bild 6 von 6. Viele Israelis sind enttäsucht von ihrer Regierung. Sie fordern Ministerpräsident Netanjahu auf, eine Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln zu erzielen. Bildquelle: REUTERS/Florion Goga.
Wieder Raketenalarm in Tel Aviv
Ein Jahr nach Beginn des Gaza-Kriegs gab es im Grossraum der israelischen Küstenstadt Tel Aviv wieder Raketenalarm. Im Stadtzentrum waren Explosionen zu hören, wie Einwohnende berichteten. Die Armee teilte mit, Auslöser des Alarms seien Geschosse aus dem Gazastreifen gewesen. Zwei Frauen seien durch Geschosssplitter leicht verletzt worden, gab der Rettungsdienst Magen David Adom bekannt.
Die islamistische Hamas im Gazastreifen gab an, zwei Raketen auf Tel Aviv abgefeuert zu haben. In den letzten Wochen hatte es in Tel Aviv mehrfach Raketenalarm wegen Angriffen aus Iran, Libanon und Jemen gegeben. Die Hamas hatte zuletzt im August mit Raketen auf Tel Aviv gezielt.
Teheran warnt Israel vor Eskalation
Derweil droht der Konflikt mit Iran eine neue Eskalationsstufe zu erreichen. In Teheran äusserte sich die Regierung in Erwartung eines israelischen Gegenschlags besorgt und warnte vor einer Eskalation.
Die Islamische Republik werde nicht aufhören, ihr Recht auf Selbstverteidigung zu wahren, sagte Regierungssprecherin Fatemeh Mohadscherani der Nachrichtenagentur Irna. Irans Führung hatte im Falle eines israelischen Gegenangriffs gedroht, vernichtender als zuvor zurückzuschlagen.
Rund 200 Raketen hatten Irans Revolutionsgarden vor knapp einer Woche auf Israel gefeuert. Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs führt Israel nach Aussagen von Regierungschef Benjamin Netanjahu einen Mehrfrontenkrieg gegen militant-islamistische Gruppen, die von der iranischen Staatsführung unterstützt werden.
Gleichzeitig sehen sich Jüdinnen und Juden weltweit einem Anstieg von Antisemitismus ausgesetzt. Die Lage im Nahen Osten scheint ein Jahr nach dem 7. Oktober 2023 instabiler als je zuvor.