Zahlreiche Menschen zogen am Donnerstag zum OSZE-Stützpunkt in der Separatistenhochburg Donezk. Sie kritisierten die OSZE-Mission und warfen den Beobachtern vor, einseitig über den Konflikt zu berichten, bestimmte Orte nicht zu besuchen und die ukrainische Armee zu begünstigen.
Blutrot gefärbte Spielzeuge
«Euer Schweigen tötet Kinder», stand auf einem Plakat. Vor dem Eingang legten die Menschen zahlreiche in blutroter Farbe getränkte Spielzeuge von Kindern nieder, die bei Beschuss durch die ukrainische Armee umgekommen sein sollen, wie die Agentur Interfax meldete.
Ein OSZE-Vertreter sagte den Demonstranten, Beobachter würden regelmässig jene Orte besuchen, die beschossen würden. Der Protest endete nach OSZE-Angaben ohne Zwischenfälle.
500 Explosionen in einer Woche
Seit Beginn der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten im April 2014 sind im Donbass nach UNO-Schätzungen rund 6800 Menschen getötet worden. Auch am Donnerstag machten sich die Konfliktparteien wieder für gegenseitige Angriffe verantwortlich. Mindestens fünf Soldaten seien ums Leben gekommen, hiess es aus Kiew. Die Aufständischen berichteten von mindestens einem toten Zivilisten.
Die OSZE überwacht die Lage im Kriegsgebiet mit mehr als 500 Beobachtern und berichtet immer wieder von Verstössen beider Seiten gegen eine Waffenruhe. Allein am völlig zerstörten Donezker Flughafen habe die Organisation in der vergangenen Woche fast 500 Explosionen gezählt, sagte der Vize-Missionsleiter Alexander Hug in Kiew.
OSZE: Waffenabzug stockt
Hug kritisierte, dass der Abzug von schwerer Kriegstechnik von der Front nicht vorankomme. «Die OSZE ruft die Konfliktparteien zu einem offenen Dialog auf», mahnte er. Präsident Petro Poroschenko hatte angekündigt, bis Anfang August mit den Separatisten eine Einigung darüber erzielen zu wollen, eine entmilitarisierte Zone einzurichten. Separatistensprecher Wladislaw Dejnego seinerseits warf der prowestlichen Führung in Kiew vor, den Friedensprozess zu verschleppen.
Derweil unterzeichnete Poroschenko ein umstrittenes Gesetz über Kommunalwahlen in der Ukraine. Dieses schliesst die Separatistengebiete von den für Oktober geplanten Regionalwahlen aus. Eine Abstimmung in den abtrünnigen Gebieten ist eigentlich Teil des Friedensabkommens. Die Aufständischen in Luhansk und Donezk kritisieren das Gesetz und wollen selbst eine Wahl organisieren.