Die türkische Luftwaffe hat offenbar Stellungen kurdischer Rebellen im eigenen Land angegriffen, wie es aus Sicherheitskreisen heisst. Die Angriffe hätten im Südosten der Türkei stattgefunden.
Am späten Montagabend hätten F-16-Kampfjets Bomben auf Stellungen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) abgeworfen. Die türkische Armee dementierte laut Medienberichten aber den Einsatz von Kampfjets. Sie bestätigt aber Gefechte gegen PKK-Kämpfer im Südosten des Landes. Die PKK ist in der Türkei verboten.
Zuvor hatte die türkische Zeitung «Hürriyet» über Luftangriffe berichtet. Sie seien am Sonntag geflogen worden. Dies, nachdem PKK-Rebellen drei Tage lang einen Militärposten in Grenznähe zum Irak angegriffen hätten. Seit Beginn des Friedensprozesses vor zwei Jahren sei dies der erste grössere Einsatz dieser Art gegen die PKK gewesen. Der Angriff habe grossen Schaden verursacht.
Vergeltungsaktion mit fatalen Folgen?
SRF-Korrespondentin Ruth Bosshart wertet die mutmasslichen Angriffe der türkischen Luftwaffe auf die PKK als Vergeltungsaktion «nach dem Motto ‹Wehret den Anfängen›». Doch der Versuch, ein Exempel an der revoltierenden PKK zu statuieren, berge Gefahr.
So könnte dieser «der Anfang vom Ende für den fragilen Friedensprozess» zwischen der Kurdenpartei und dem türkischen Staat bedeuten: «Man muss wahrscheinlich mit einem Wiederaufflammen des bewaffneten Konflikts rechnen, der in den letzten 30 Jahren 40'000 Menschenleben gefordert hat.».
Rapide Verschlechterung der Beziehungen
In den vergangenen Wochen hatten sich die Beziehungen zwischen der PKK und der türkischen Regierung massiv verschlechtert. Grund ist die Belagerung der syrisch-kurdischen Stadt Kobane durch die radikal-sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Kurden werfen der Türkei vor, trotz eines drohenden Massakers nicht einzugreifen. Dies, weil die kurdischen Kämpfer in Kobane Verbindungen zur PKK haben sollen.
Der inhaftierte PKK-Chef Abdullah Öcalan hat vor einem Ende des Friedensprozesses gewarnt, sollte der IS in Kobane ein Massaker verüben. Medienberichten zufolge hat Öcalan der Regierung in Ankara bis zu diesem Mittwoch Zeit gegeben, um den Friedensprozess zu retten.
Die Türkei lehnt einen militärischen Alleingang gegen den IS ab. Sie fordert eine international abgestimmte Strategie zur Bekämpfung der Terrormiliz, die grosse Teile Syriens und des benachbarten Irak unter seine Kontrolle gebracht hat.