Bei einem Treffen mit Vertretern verschiedener Religionen im kenianischen Nairobi hat Papst Franziskus Christen und Muslime zum gemeinsamen Kampf gegen Extremismus aufgerufen. «Allzu häufig werden Jugendliche im Namen der Religion zu Extremisten», sagte er. Niemals aber dürfe der Name Gottes als Rechtfertigung für Gewalt und Hass missbraucht werden.
Gerade in Kenia sei die Erinnerung an «barbarische Attacken» noch sehr lebendig, sagte der Papst mit Blick auf die islamistischen Anschläge auf das Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi im September 2013 und auf die Universität von Garissa im April 2015. Der ökumenische und interreligiöse Dialog sei daher «kein Luxus» und «nicht optional», sondern «in unserer von Konflikten verwundeten Welt» immer nötiger.
Ein Appell an die Jugend
In der ersten öffentlichen Messe seiner sechstägigen Afrika-Reise forderte Franziskus anschliessend auf dem Universitätsgelände vor zehntausenden Gläubigen mehr gegenseitige Achtung.
Alle Gläubigen müssten sich «Bräuchen widersetzen, die die Arroganz unter den Männern begünstigen, die die Frauen verletzen oder verachten und das Leben der unschuldigen Ungeborenen bedrohen», sprach der 78-Jährige. Häusliche Gewalt ist in Kenias konservativ-patriarchalischer Gesellschaft keine Seltenheit. Auch Genitalverstümmelung bei Frauen wird von einigen Volksgruppen weiterhin praktiziert.
«Familien und Kinder besonders unterstützen»
Franziskus appellierte in seiner Predigt auch an die Jugend, sich stärker für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen. Die Jugend müsse sich immer um die Nöte der Armen sorgen und gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung kämpfen.
Trotz leichten Nieselregens herrschte auf dem Campus bei Gesängen auf Swahili eine ausgelassene, fröhliche Stimmung. Franziskus betonte in seiner kurzen Predigt auch die Bedeutung der Familie. «Die Gesundheit jeder Gesellschaft hängt von der Gesundheit der Familien ab», sagte der Papst. Deswegen müssten Familien und Kinder besonders unterstützt werden.
Bekämpfung von Armut
Am Freitag will der Papst in Nairobi das Armenviertel Kangemi besuchen, wo etwa 100'000 Menschen auf engstem Raum leben. Franziskus hat die Bekämpfung der Armut zu einem der zentralen Themen seines Pontifikats gemacht.
Die sechstägige Afrika-Reise nach Kenia, Uganda und in den Krisenstaat Zentralafrikanische Republik ist die elfte Auslandsreise seit Franziskus' Wahl zum Papst im März 2013. Afrika ist die Weltregion, in der die katholische Kirche am meisten wächst.