Israels Antwort auf Drohnenangriff auf Tel Aviv: Der israelische Gegenschlag auf die Huthi-Miliz in Jemen nährt die Furcht vor einer Eskalation des Nahost-Konfliktes. Auch am Sonntag feuerten die mit Iran und der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas verbündeten Huthi nach eigenen Angaben Raketen auf die israelische Stadt Eilat am Roten Meer. Israels Militär teilte mit, sein Raketenabwehrsystem habe eine aus Jemen abgefeuerte Rakete abgeschossen. Zuvor heulten in Eilat Luftalarmsirenen, Bewohnende suchten eilig Schutzräume auf.
Huthi-Miliz will Angriffe fortsetzen: Man werde sich an keine Regeln der Kriegsführung halten, sagte Huthi-Sprecher Mohammed Abdulsalam dem katarischen TV-Sender Al-Dschasira. Es gebe «keine roten Linien» bei der Reaktion auf Israels Vorgehen. «Alle sensiblen Einrichtungen auf allen Ebenen werden ein Ziel für uns sein.»
Israels Verteidigungsminister spricht von «Warnsignal»: Das Feuer in Hodeidah sei im ganzen Nahen Osten zu sehen, und seine Bedeutung sei klar, sagte Joav Galant. «Die Huthi haben uns über 200 Mal angegriffen.» Als sie zum ersten Mal einem israelischen Bürger Schaden zugefügt hätten, habe man zurückgeschlagen. «Und wir werden dies überall tun, wo es erforderlich sein könnte.»
Waffen aus Iran für Huthi: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, dass der Hafen, den israelische Kampfjets angegriffen hätten, der Huthi-Miliz als Einfallstor für iranische Waffenlieferungen gedient habe. Ausserdem sei der Hafen für militärische Zwecke genutzt worden. Netanjahu will nach Angaben seines Büros am Dienstag US-Präsident Joe Biden in den USA treffen. Es wird erwartet, dass der israelische Regierungschef auch eine Rede vor dem US-Kongress hält.
Teheran ist ein näheres Ziel für Israel als der Hafen von Hodeidah.
Einschätzung der Nahost-Expertin: «Der israelische Militärangriff ist massiv ausgefallen, mit Angriffen auch auf zivile Anlagen und mit Langstrecken, die den Huthi gezeigt haben, was kommt, wenn sie weitermachen», sagt Gudrin Harrer gegenüber SRF. Sie ist eine österreichische Journalistin beim «Standard» und doziert über Themen des Nahen Osten an Wiener Hochschulen. Der israelische Angriff sei nicht nur eine Botschaft an die Huthi, sondern auch an das Regime in Iran, so Harrer weiter. «Man darf nicht vergessen, dass Teheran ein näheres Ziel ist für Israel als der Hafen von Hodeidah.»
Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung: Die Versorgung in Jemen laufe über den Hafen von Hodeidah, der jetzt von Israel beschossen wurde, sagt Harrer. Die Herrschaft der Huthi sei dadurch aber nicht gefährdet. Durch die Angriffe auf Israel und die Schiffe im Roten Meer könnten sich die Huthi gar noch mehr Legitimität im Innern verschafft haben. «Ich fürchte, das bedeutet für die Zivilbevölkerung gleich zweifach nichts Gutes: Die Huthi-Herrschaft bleibt und die Versorgung könnte schlechter werden.»
Reaktion aus Iran und Libanon: Ein Sprecher des iranischen Aussenministeriums verurteilte die israelischen Angriffe und warnte laut Staatsmedien vor dem Risiko einer Eskalation der Spannungen und der Ausbreitung des Krieges in der Region «als Folge des gefährlichen Abenteurertums der Zionisten». Auch die ebenfalls mit der Hamas und Iran verbündete Hisbollah-Miliz im Libanon kritisierte den Angriff scharf und bezeichnete ihn als «einen törichten Schritt».