Die israelische Bodenoffensive in Gaza ist eine Reaktion auf das schlimmste Massaker, das Israel je erlebt hat. Bei dem Angriff der Hamas am 7. Oktober wurden mehr als 1200 Menschen auf brutalste Weise gefoltert und getötet. Mehr als 200 Menschen wurden entführt. Durch die israelischen Angriffe zur Vernichtung der Hamas wurden gemäss den Angaben des Gaza Media Office in Gaza rund 15'000 Personen getötet und 36'000 Personen verletzt. Diese Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Laut der UNO sind über 1.82 Millionen Menschen in Gaza auf der Flucht.
Jamal Naim ist Zahnarzt in Gaza-Stadt. Seine Situation ist seit zwei Monaten prekär: «Wir müssen genau planen, wann wir backen oder kochen wollen, weil wir wenig Feuerholz haben und es zu teuer geworden ist. Seit zwei Monaten ist das so», erzählt er. Mittlerweile leben 92 Personen aus seinem Familienkreis in seinem zweistöckigen Haus. Strom liefert tagsüber eine Solaranlage. Wasser holt er aus einem Brunnen, den er gebohrt hat.
24 Stunden am Tag das Geräusch von Drohnen
Gekocht wird mit Holz in einem Lehmofen im Garten. Während der Waffenruhe habe sich seine persönliche Situation nicht gross verändert, sagt Naim. Es gab zwar keine Bombardierungen mehr, aber Nahrungsmittel blieben weiterhin knapp.
Wir hätten von der westlichen Welt erwartet, dass sie zu Israel sagt: ‹Stoppt diesen mörderischen Krieg gegen Zivilisten›.
Seit die Waffenruhe vorbei sei und Israel seine Angriffe fortsetze, seien wieder 24 Stunden am Tag die israelischen Drohnen zu hören und die Einschläge der Bomben. Das versetze besonders die vielen Kinder im Haus in Angst und Schrecken. «Die Kinder sind sehr verängstigt. Manche von ihnen nässen durch die lauten Angriffe schon ein. Die Angriffe sind auch für uns Erwachsene sehr beängstigend.»
Naim hat in Deutschland studiert. Er sei enttäuscht, dass der Westen nicht einschreite, dass oft die Sichtweise Israels übernommen werde. «Wir hätten von der westlichen Welt erwartet, dass sie zu Israel sagt: ‹Stoppt diesen mörderischen Krieg gegen Zivilisten›.»
Nicht mal 50 Meter entfernt von mir wurde ein Wohnhaus angegriffen. Danach sind die Leichen auf die Strasse gelegt worden. Auf einmal lagen 30 Tote auf der Strasse.
Gaza-Stadt, wo er seine Klinik hat, sei durch die israelischen Angriffe völlig zerstört worden. Naim spricht von einem Massaker an der palästinensischen Bevölkerung. Es sei legitim, dass Israel nach den Terroranschlägen die Hamas bekämpfe. Aber Israel versuche, so Naim, mit den Bombardierungen ganz offensichtlich auch zivile Ziele zu treffen.
Kein Ende in Sicht
Er habe den Beschuss von Wohnhäusern mit eigenen Augen gesehen. «Nicht mal 50 Meter entfernt von mir wurde ein Wohnhaus angegriffen. Und dann sind die Leichen auf die Strasse gelegt worden. Es waren Kinder, Frauen und Männer. Auf einmal lagen 30 Tote auf der Strasse.»
Ein Ende des Konflikts sei nicht absehbar, sagt Naim. Und doch hoffe er jeden Tag, dass die Bombardierung bald aufhöre. Bis es so weit sei, wolle er in seinem Haus bleiben und beten, dass es nicht getroffen werde.