Wenn Bilder Bände sprechen, dann sind die grösste Insel der Welt, Grönland und seine frühere Kolonialmacht Dänemark in diesen Tagen sehr fleissig am Schreiben.
Am Nachmittag boten der neugewählte grönländische Ministerpräsident Jens Frederik Nielsen und seine dänische Amtskollegin Mette Frederiksen ein solches Bild mit viel Aussagekraft: Im malerischen Hof der Marienburg, dem Amtssitz Frederiksens in Kopenhagen, stellten sich die beiden Regierungsspitzen im Sonnenschein vor die Medien.
Im Hintergrund wehten die Flaggen der beiden Länder, wobei die Erfalasorput, Grönlands rotweisse Fahne mit der roten Mitternachtssonne und dem weissen Eis, respektvoll vor dem ebenso rotweissen dänischen Dannebrog aufgestellt war. Diesen Respekt gegenüber seinem Volk sprach Nielsen denn auch an, respektive eben den fehlenden seitens der USA.
Wir müssen näher zusammenrücken.
«Die USA haben uns nicht mit Respekt behandelt», erklärte der grönländische Ministerpräsident. Er unterstrich, dass Grönland, ein selbstverwaltetes Gebiet innerhalb des Königreiches Dänemark, enger mit Kopenhagen zusammenarbeiten möchte. «Wir befinden uns in einer aussenpolitischen Situation, dies bedeutet, dass wir näher zusammenrücken müssen», sagte Nielsen.
Von seiner dänischen Amtskollegin Mette Frederiksen kam dann auch gleich betont respektvolle Formulierungen, auch was den früheren Umgang Kopenhagens mit Grönland betrifft. «Dänemark und Grönland haben eine sehr lange gemeinsame Geschichte. Darin gibt es viel Positives, aber eben auch viele dunkle Kapitel», betonte die Regierungschefin. Sie erklärte sich bereit, über alles unvoreingenommen sprechen zu wollen.
Mit Blick auf die Zukunft ist Dänemark bereit, das aus dem Jahre 2009 stammende Kooperationsabkommen mit Grönland zu modernisieren. Konkret soll Grönland auch finanziell dabei geholfen werden, mittelfristig ein unabhängiger Staat zu werden.
Eine Zeitenwende im Königreich?
Damit wird ein neues Kapitel in den dänisch-grönländischen Beziehungen eröffnet. Bislang drohte nämlich Dänemark, den Grönländern sämtliche Unterstützung versiegen zu lassen, sollte Nuuk mit seinen Unabhängigkeitsplänen vorwärtsmachen. Diese Haltung hat sich durch die geäusserten Ansprüche und Übernahmeabsichten der neuen US-Regierung grundlegend verändert.
In Grönland ist seit wenigen Wochen eine neue Koalitionsregierung an der Macht und in Kopenhagen hat die Regierung eingesehen, dass die lange Zeit gepflegte, kolonial geprägte Arroganz in einer unsicheren Welt schnell zum Eigentor werden kann.
Und so bereiten Grönland und Dänemark bereits neue Bilder vor, die Bände sprechen sollen. Am Montag wird Regierungschef Nielsen in Nuuk den dänischen König Frederik begrüssen können, um mit ihm durch die Strassen der grönländischen Hauptstadt zu schreiten. Am Dienstag dann wollen die grönländische Aussenministerin und der dänische Verteidigungsminister auf dem gemeinsamen Militärstützpunkt Station Nord ganz im Norden Grönlands ein neues Sicherheitskonzept für die Arktis vorstellen – ganz ohne die Amerikaner.