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Israel attackiert Hafen in der Stadt Hudaida im Jemen
Aus Tagesschau vom 21.07.2024.
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Israel und die Huthi Expertin über Israels Angriff: «Das ist eine Botschaft an Iran»

Ein israelischer Luftangriff in Jemen nach einer Attacke der Huthi in Tel Aviv schürt die Angst vor einem neuen Krieg an.

Israels Antwort auf Drohnenangriff auf Tel Aviv: Der israelische Gegenschlag auf die Huthi-Miliz in Jemen nährt die Furcht vor einer Eskalation des Nahost-Konfliktes. Auch am Sonntag feuerten die mit Iran und der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas verbündeten Huthi nach eigenen Angaben Raketen auf die israelische Stadt Eilat am Roten Meer. Israels Militär teilte mit, sein Raketenabwehrsystem habe eine aus Jemen abgefeuerte Rakete abgeschossen. Zuvor heulten in Eilat Luftalarmsirenen, Bewohnende suchten eilig Schutzräume auf.

Huthi-Miliz will Angriffe fortsetzen: Man werde sich an keine Regeln der Kriegsführung halten, sagte Huthi-Sprecher Mohammed Abdulsalam dem katarischen TV-Sender Al-Dschasira. Es gebe «keine roten Linien» bei der Reaktion auf Israels Vorgehen. «Alle sensiblen Einrichtungen auf allen Ebenen werden ein Ziel für uns sein.»

Tote auf beiden Seiten

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Am Freitag waren bei einem Drohnenangriff auf Tel Aviv ein Mensch getötet und vier weitere verletzt worden. Daraufhin griffen israelische Kampfjets am Samstag Ziele der Huthi-Miliz in der Umgebung der Hafenstadt Hodeidah am Roten Meer an. Dies sei eine Reaktion auf Hunderte Angriffe der Huthi in den vergangenen Monaten gegen Israel, erklärte das Militär.

Der Huthi-Sender Al-Masirah TV sprach von Angriffen auf Ölanlagen im Hafen von Hodeidah. Laut Vertretern örtlicher Gesundheitsbehörden wurden dabei sechs Menschen getötet und 80 weitere verletzt. Auf Fotos und TV-Bildern war ein Grossbrand am Angriffsort und dichter Rauch darüber zu sehen.

Israels Verteidigungsminister spricht von «Warnsignal»: Das Feuer in Hodeidah sei im ganzen Nahen Osten zu sehen, und seine Bedeutung sei klar, sagte Joav Galant. «Die Huthi haben uns über 200 Mal angegriffen.» Als sie zum ersten Mal einem israelischen Bürger Schaden zugefügt hätten, habe man zurückgeschlagen. «Und wir werden dies überall tun, wo es erforderlich sein könnte.»

Waffen aus Iran für Huthi: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, dass der Hafen, den israelische Kampfjets angegriffen hätten, der Huthi-Miliz als Einfallstor für iranische Waffenlieferungen gedient habe. Ausserdem sei der Hafen für militärische Zwecke genutzt worden. Netanjahu will nach Angaben seines Büros am Dienstag US-Präsident Joe Biden in den USA treffen. Es wird erwartet, dass der israelische Regierungschef auch eine Rede vor dem US-Kongress hält.

Teheran ist ein näheres Ziel für Israel als der Hafen von Hodeidah.
Autor: Gudrun Harrer Nahost-Expertin

Einschätzung der Nahost-Expertin: «Der israelische Militärangriff ist massiv ausgefallen, mit Angriffen auch auf zivile Anlagen und mit Langstrecken, die den Huthi gezeigt haben, was kommt, wenn sie weitermachen», sagt Gudrin Harrer gegenüber SRF. Sie ist eine österreichische Journalistin beim «Standard» und doziert über Themen des Nahen Osten an Wiener Hochschulen. Der israelische Angriff sei nicht nur eine Botschaft an die Huthi, sondern auch an das Regime in Iran, so Harrer weiter. «Man darf nicht vergessen, dass Teheran ein näheres Ziel ist für Israel als der Hafen von Hodeidah.»

Die Huthi – kurz erklärt

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Die Huthi-Miliz hat sich solidarisch mit der Hamas erklärt und immer wieder Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert, die aber weitgehend abgefangen wurden.

Zuletzt verstärkten die Huthi auch wieder ihre Angriffe auf Frachtschiffe im Roten Meer und im angrenzenden Golf von Aden, die sie in Verbindung mit Israel bringen.

Die Miliz will damit ein Ende des Gaza-Krieges, der durch den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst wurde, und einen Rückzug der israelischen Truppen aus dem Palästinenser-Gebiet erzwingen.

Die Huthi-Rebellen haben im Ende 2014 ausgebrochenen Bürgerkrieg in Jemen die Kontrolle über den Norden des Landes auf der arabischen Halbinsel erlangt. Die Miliz wird nach westlichen Erkenntnissen massiv von Iran unterstützt, dem Erzfeind Israels.

Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung: Die Versorgung in Jemen laufe über den Hafen von Hodeidah, der jetzt von Israel beschossen wurde, sagt Harrer. Die Herrschaft der Huthi sei dadurch aber nicht gefährdet. Durch die Angriffe auf Israel und die Schiffe im Roten Meer könnten sich die Huthi gar noch mehr Legitimität im Innern verschafft haben. «Ich fürchte, das bedeutet für die Zivilbevölkerung gleich zweifach nichts Gutes: Die Huthi-Herrschaft bleibt und die Versorgung könnte schlechter werden.»

Grosses Feuer mit dicken Rauchwolken und brennenden Strukturen.
Legende: Brennende Öltanks im Hafen von Hodeidah. Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben mehrere Ziele der Houthi im Westjemen angegriffen, nachdem die Rebellengruppe am Vortag einen tödlichen Drohnenangriff in Tel Aviv verübt hatte. Keystone/AP Photo

Reaktion aus Iran und Libanon: Ein Sprecher des iranischen Aussenministeriums verurteilte die israelischen Angriffe und warnte laut Staatsmedien vor dem Risiko einer Eskalation der Spannungen und der Ausbreitung des Krieges in der Region «als Folge des gefährlichen Abenteurertums der Zionisten». Auch die ebenfalls mit der Hamas und Iran verbündete Hisbollah-Miliz im Libanon kritisierte den Angriff scharf und bezeichnete ihn als «einen törichten Schritt».

Krieg im Nahen Osten

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Die Konflikte in Israel, im Westjordanland und im Gazastreifen halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

SRF 4 News, 21.07.2024, 16 Uhr ; 

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