Für Jürgen Stock, den Generalsekretär von Interpol, sind sie «das flüssige Gold des Jahres 2021»: Corona-Impfstoffe. Stocks Aussage kommt nicht von ungefähr. Denn inzwischen haben kriminelle Banden bemerkt, wie viel Geld mit den Impfstoffen zu holen ist.
So eine Krise ist eine ideale Situation für das organisierte Verbrechen, um Geld zu machen.
«So eine Krise ist eine ideale Situation für das organisierte Verbrechen, um Geld zu machen», erklärt Jan Op Gen Oorth, Kommunikationschef bei der EU-Polizeibehörde Europol.
Stehen Menschen psychisch unter Druck, sind sie eher bereit, das dringend Benötigte auch aus illegalen Quellen zu beziehen. Selbst dann, wenn sie eigentlich wissen müssten, dass es sich um gefälschte Impfstoffe handelt, wenn sie unter fragwürdigen Umständen verabreicht oder im Internet bestellt werden.
Banden stellen falschen Impfstoff her
Mittlerweile gibt es nicht nur einen Markt für aus Lagern oder während des Transports gestohlene Impfstoffe. Organisierte Banden können auch selbst gefälschte Impfstoffe herstellen.
«Im besten Fall wird dann einfach etwas geliefert, das nicht wirksam ist. Im schlimmsten Fall kann es gesundheitsschädlich sein», so Op Gen Oorth. Inzwischen gibt es einen ersten Fall, bei dem ein gefälschter Impfstoff aufgetaucht ist.
Bei den gefälschten Tests haben wir Fälle aus England, aus Spanien, aus der Niederlande, aus Frankreich und aus Dänemark.
Laut Interpol gibt es ausserhalb Europas ebenfalls Fälle. Beide Polizei-Dachorganisationen befürchten zahlreiche weitere Missbräuche. Diese können nicht nur von etablierten Verbrecherorganisationen ausgehen, sondern auch von spontan gegründeten, kriminellen Joint Ventures für das illegale Impfstoff-Geschäft.
Bereits umfangreicher sind die Zuwiderhandlungen bei den Corona-Tests, die mittlerweile in zahlreichen Ländern für die Einreise verlangt werden. «Bei den gefälschten Tests haben wir Fälle aus England, aus Spanien, aus der Niederlande, aus Frankreich und aus Dänemark», bestätigt Op Gen Oorth.
Dreister Verkauf direkt am Flughafen
Manche diese Testzertifikate werden ganz simpel online bestellt. Besonders dreiste Anbieter verkaufen sie auch direkt an internationalen Flughäfen, etwa im Pariser Grossflughafen Charles de Gaulle.
Doch egal, wo man sie kauft: Mit solchen falschen Testbescheinigungen machen sich nicht nur die Anbieter strafbar, sondern auch alle, die sie erwerben.