Taiwan: Lektion gelernt
Taiwan liegt nur rund 130 Kilometer von der Küste Chinas entfernt. Von den knapp 24 Millionen Bürgern arbeiten rund 400’000 in Festlandchina. Und allein letztes Jahr reisten 2,7 Millionen Festlandchinesen nach Taiwan. Das wären günstige Voraussetzungen für eine Verbreitung des Virus.
Trotzdem meldet Taiwan bisher nur 49 Covid-19-Infizierte und einen Todesfall. Die Insel war 2003 stark von der Sars-Pandemie betroffen. Seither ist Taiwan in ständiger Alarmbereitschaft und verfügt über eine eigens gebaute Epidemie-Kommandozentrale.
Als China am 31. Dezember die WHO über die neu in der Stadt Wuhan aufgetretene Lungenkrankheit informierte, untersuchte Taiwan schon alle Wuhan-Passagiere am Flughafen. Nur Tage später suchten die Behörden sämtliche unlängst aus Wuhan Eingereiste und testete sie. In den folgenden Wochen hat Taiwan Atemschutzmasken rationiert und Einreisestopps verhängt.
Japan: An Grippen gewohnt
Die bisher eher tiefe Zahl von Covid-19 Erkrankungen in Japan mit seinen 128 Millionen Einwohnern führen Beobachter unter anderem auf die tiefe Anzahl von Tests zurück. Bei weitem nicht alle Menschen werden getestet.
Japan hatte zunächst kaum Kapazität für breitangelegte Tests. Mittlerweile wurde die Kapazität auf 6000 Tests pro Tag erhöht, doch noch immer werden pro Tag nur wenige hundert Personen getestet. Die Dunkelziffer von Erkrankungen könnte daher deutlich höher liegen.
Grossräume wie Tokio und Osaka mit vielen Menschen auf engem Raum wären ein idealer Platz für Viruserkrankungen. Doch die Japaner sind sich die jährlichen Erkältungs- und Grippe-Erkrankungen gewohnt. Wer erkältet ist, trägt seit jeher eine Maske, um niemanden sonst anzustecken. Auch reicht man sich zur Begrüssung nicht die Hand.
Die Zahl von Neuansteckungen ist bisher in Japan eher gering. Die Zahl von Grippe-Erkrankungen sank im Vergleich zum Vorjahr sogar um über 60 Prozent.
Japan hat Schulen und Freizeiteinrichtungen für Wochen geschlossen. Im Fernsehen wurden Werbespots zum Händewaschen geschaltet. Auch gelten strengere Reisebestimmungen für Personen aus Risikogebieten.
Wucherpreisen für rare Hygieneartikel im Online-Handel versucht die Regierung per Gesetz einen Riegel zu schieben. Maskenhersteller erhalten staatliche Unterstützung, um die Produktion zu steigern.
Südkorea: Meiste Ansteckungen gut nachvollziehbar
Mehr als 60 Prozent aller Covid-19-Fälle in Südkorea entfallen auf Anhänger der Shincheonji-Kirche. Zwar rückte die Sekte erst auf Druck der Regierung die Namen ihrer Mitglieder heraus, damit diese getestet werden konnten. Doch die Ausbreitung liess sich innerhalb der Sekte einfacher nachverfolgen und eindämmen. Die Zahl von Neuerkrankungen in Südkorea mit seinen 51 Millionen Bürgern sinkt derzeit.
Südkorea testete von Beginn weg breitflächig. Die Kapazität dazu hat das Land, denn es baute als Folge der Krankheiten Sars und Mars seine Kapazität für Tests stark aus. Stark betroffene Gebiete wurden abgesperrt, und im ganzen Land wurden Hygienemassnahmen ergriffen. Hinzu kamen Schulschliessungen, die Absage von Veranstaltungen und strengere Einreisebestimmungen für Reisende aus Risikogebieten.
Bisher sind in Südkorea 66 Menschen an Covid-19 gestorben. Die vergleichsweise tiefe Sterblichkeitsrate von 0,8 Prozent führen Experten auf das gute Gesundheitssystem in Südkorea und die breit angelegten Tests zurück. Spitäler waren auf den Ansturm vorbereitet, schwere Fälle wurden schnell in Spezialkliniken behandelt.