Das ist passiert: Die Lage drohte nach einem verheerenden Raketenangriff auf ein Dorf in den von Israel annektierten Golanhöhen seit Tagen zu eskalieren. Die Attacke war mutmasslich von der libanesischen Hisbollah-Miliz durchgeführt worden.
Dass Israel zurückschlagen wird, war klar. Offen blieb, wie hart der Vergeltungsschlag ausfallen würde. Die Befürchtung: Je heftiger der Gegenschlag, umso grösser die Gefahr eines grossen Krieges in der Region.
«Deutliches Signal» in Beirut: Die Reaktion erfolgte am Dienstagabend. Israelische Kampfflugzeuge attackierten ein Gebäude in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut. Laut israelischen Angaben wurde dabei Fuad Shukr getötet, die Nummer zwei der Schiiten-Miliz Hisbollah. Die Hisbollah bestätigte den Tod von Shukr am Mittwochabend. Shukr galt als enger Berater von Generalsekretär Nasrallah und zählte zu den höchsten Militärkommandanten in der Bewegung.
Einschätzung der SRF-Nahostkorrespondenten
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Jonas Bischoff und Anita Bünter berichten für SRF aus dem Nahen Osten. Ihre Einschätzung zur aktuellen politischen Lage:
«Innerhalb weniger Stunden wurden je ein Hisbollah- und ein Hamas-Führer getötet. Diese Kombination hat erhebliches Eskalationspotenzial, wobei vor allem die Tötung von Hamas-Chefs Ismail Hanija in Teheran heikel ist. Dass der Angriff dort passiert ist, setzt Iran unter Druck zu reagieren. Der oberste Führer Irans, Ajatollah Ali Chamenei, hat bereits verlauten lassen, Israel müsse sich auf eine Bestrafung einstellen. Wie iranische Vergeltung aussehen kann, hat sich im April gezeigt, als Iran Israel mit rund 300 Drohnen und Raketen angegriffen hat. Dies, als Reaktion auf einen tödlichen Angriff auf die iranische Botschaft in Syrien, für welchen Iran Israel verantwortlich macht. Doch Iran hat in letzter Zeit auch immer wieder signalisiert, dass es an einem grossen Krieg nicht interessiert sei. Ob das weiterhin so bleibt, wird sich anhand der Reaktion Teherans zeigen. Die kommenden Tage und Wochen dürften turbulent werden.»
Tötung von Hamas-Chef in Teheran: Dabei sollte es aber nicht bleiben. In der Nacht auf Mittwoch kam die Meldung aus der iranischen Hauptstadt: Bei einer mutmasslich israelischen Attacke wurde Hamas-Chef Ismail Hanija getötet. Er gilt als Top-Terrorist, aber auch als zentraler politischer Ansprechpartner der radikalislamischen Palästinenserorganisation.
Racheschwüre aus Gaza und Teheran: Die Tötung Hanijas werde «den Kampf in neue Dimension führen», erklärte der militärische Arm der Hamas. Auch Teheran droht mit Rache. Dies sei Irans Pflicht, da der Hamas-Chef auf iranischem Boden getötet worden sei, sagte das geistige und politische Oberhaupt der Islamischen Republik, Ajatollah Ali Chamenei. Die Hisbollah bezeichnete Hanija als «einen der grossen Widerstandskämpfer unserer Zeit, der sich mutig gegen US-Vorherrschaft und zionistische Besatzung wehrte.»
Iran: Drohgebärden und Deeskalation
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Auch der neue iranische Präsident Massud Peseschkian droht mit Vergeltung. Iran werde dafür sorgen, dass «die terroristischen Besatzer ihre feige Tat» bereuten, teilte Peseschkian in den staatlichen Medien mit. Weniger scharf reagierte der erste Vize-Präsident Irans. Das Land habe nicht die Absicht, den Konflikt im Nahen Osten weiter zu eskalieren, sagte Mohammed Resa Aref.
Die Reaktion der Schweiz: Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten empfiehlt Schweizer Staatsangehörigen die Ausreise aus dem Libanon. Zudem werde von Reisen in das Land weiterhin abgeraten. Ignazio Cassis zeigte sich im Maison Suisse an den Olympischen Spielen in Paris besorgt über die jüngsten Entwicklungen. Man sehe leider, dass die Situation nicht einfacher werde, so der Aussenminister.
Die internationalen Reaktionen: Die USA würden nach den Worten von Verteidigungsminister Lloyd Austin ihren Verbündeten Israel im Falle eines Angriffs verteidigen.
Mit Blick auf die zunehmenden Spannungen sagte Austin, er halte einen grösseren Krieg in der Region nicht für unvermeidlich. Die Rolle der USA wird vom Iran stark kritisiert. Als Unterstützerin von Israel seien die USA mitverantwortlich für die Tötung von Hanija, so das iranische Aussenministerium.
Das wussten die USA
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Die USA waren laut Aussenminister Antony Blinken in den tödlichen Angriff auf den politischen Hamas-Anführer Ismail Hanija in Teheran weder involviert gewesen noch darüber informiert worden. «Wir hatten davon keine Kenntnis und waren nicht beteiligt», sagt Blinken dem Sender Channel News Asia bei einem Besuch in Singapur.
Gefragt nach den möglichen Auswirkungen sagte er laut einer Abschrift des Interviews, es sei sehr schwer darüber zu spekulieren. Entscheidend sei, dass es zu einer Waffenruhe im Gazastreifen komme und die israelischen Geiseln dort freikämen. Eine Waffenruhe sei am besten dazu geeignet, die aufgeheizte Lage zu beruhigen.
Katar, ein wichtiger Vermittler bei Gesprächen über eine Waffenruhe in Gaza, stellt derweil die Verhandlungen mit Israel infrage. «Wie kann man erfolgreich vermitteln, wenn eine Partei den Vermittler auf der anderen Seite ermordet?», schrieb Katars Ministerpräsident bei X.
«Eine noch nie dagewesene Aktion»
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Ismail Hanija weilte anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian in Teheran. «Für den Iran ist die Tötung eines Staatsgastes auf dem eigenen Grund und Boden durch ausländische Angreifer ein massiver Affront», sagt die Journalistin Katharina Wagner. Darauf werde die Führung in Teheran reagieren müssen, so die ORF-Korrespondentin für Iran und die Türkei.
In den letzten Jahren wurden immer wieder iranische Wissenschaftler ermordet, die am iranischen Nuklearprogramm beteiligt gewesen sein sollen. Für die Attacken wurde jeweils Israel verantwortlich gemacht. «Die Tötung des Hamas-Chefs ist aber eine noch nie dagewesene Aktion», sagt Wagner. Die Drohungen aus Iran seien klar und deutlich – und würden von höchster Stelle kommen. «Wozu Iran in der Lage ist, hat das Land im April mit dem ersten direkten Angriff mit Drohnen und Raketen auf Israel bewiesen.»
Der Iran reagierte damals auf die Tötung von General Muhammad Reza Zahedi, einem hohem Kommandanten der iranischen Revolutionswächter, in der syrischen Hauptstadt Damaskus.
Die Türkei bezichtigt Israel, den Krieg in Gaza auf die Region ausweiten zu wollen. Zuvor hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan Israel bereits militärisch gedroht.
Auch Russland kritisiert die Tötung des Hamas-Chefs in Teheran scharf. «Das ist ein absolut inakzeptabler politischer Mord, der zu einer weiteren Eskalation der Spannungen führen wird», teilt das Aussenministerium in Moskau mit.
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