Darum geht es: Für die umfangreichen US-Hilfen an die Ukraine fordert Präsident Donald Trump im Gegenzug Zugriffsrechte auf wertvolle Rohstoffe des Landes. «Ich möchte Sicherheit bei den seltenen Erden haben», erklärte Trump in Washington. «Sie haben grossartige seltene Erden.» Er gab an, die Ukraine sei «bereit, dies zu tun.» Er arbeite mit der ukrainischen Regierung daran, «einige Deals» abzuschliessen, um Garantien für die US-Unterstützung im Krieg gegen die russischen Angreifer zu sichern, so Trump.
Ein Vorschlag Selenskis: Den Abbau der ukrainischen Bodenschätze hatte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in seinem «Friedensplan» im Dezember vorgeschlagen. «Zweifellos ist dies als politischer Pragmatismus Selenskis zu sehen», sagt der ukrainische Journalist Denis Trubetskoy. Selenski wisse, dass der Vorschlag – seltene Erden gegen Waffenhilfe – Trump interessieren könnte. Und die Waffen aus den USA für die Gegenwehr gegen die russischen Angreifer seien für die Ukraine überlebenswichtig.
Reich an Bodenschätzen: Die Ukraine – das Land ist fast doppelt so gross wie Deutschland – verfügt über immense Rohstoffvorkommen und seltene Mineralien. Die Bodenschätze seien so reichhaltig, dass die Ukraine sie gar nicht selber ausbeuten könnte, sagt Trubetskoy. Laut Schätzungen von vor wenigen Jahren beträgt der Wert der ukrainischen Bodenschätze bis zu mehr als zehn Billionen Dollar. Es handelt sich dabei nicht nur um seltene Erden, sondern auch um Erdgas, Erdöl, Kohle und verschiedene Erze.
Den Menschen ist klar, dass die Ukraine ohne Waffen aus den USA kaum überleben kann.
Teils im Kriegsgebiet: Manche der Gebiete mit besonders vielen Bodenschätzen befinden sich in der umkämpften Ostukraine. So etwa um die Stadt Pokrowsk, die seit Wochen massiv von den Russen attackiert wird. Dort musste die ukrainische Seite wegen der Kämpfe kürzlich die wichtigste Kohlemine des Landes schliessen. Zudem fiel den Russen in der Region eine Lithium-Mine in die Hände. «Mehr als 70 Prozent aller Bodenschätze der Ukraine befinden sich in den umkämpften Regionen um Donezk und Luhansk», sagt der Journalist Trubetskoy.
Das sagen die Ukrainer: Im Land ist noch keine grosse Debatte über eine mögliche Vergabe der Schürfrechte an die USA im Gegenzug für Waffenhilfe in Gang gekommen. «Den Menschen ist allerdings klar, dass die Ukraine ohne Waffen aus den USA kaum überleben kann», so Trubetskoy. Es sei aber durchaus möglich, dass das Vorgehen Selenskis dereinst kritisiert werden könnte. Auch biete es Moskau eine geeignete Möglichkeit für Propaganda, indem man der Regierung in Kiew vorwerfe, sie verkaufe das Land der armen Ukrainer an die USA.
Weiteres Angebot Selenskis: Präsident Selenski hatte in seinem «Friedensplan» auch vorgeschlagen, dass ukrainische Soldaten dereinst – nachdem die Russen zurückgeschlagen sind – US-Soldaten auf Nato-Stützpunkten etwa in Westeuropa ersetzen könnten. Auch das könnte ein attraktives Angebot sein für Trump, der ja erklärtermassen das Auslandsengagement der USA generell zurückfahren will. Es stellt sich bloss die Frage, wann ein so stabiles Friedensabkommen mit Russland Realität ist, damit die Ukraine auf ihre Soldaten verzichten kann.