- Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Entsendung von Truppen in die Ostukraine angeordnet.
- Die Einheiten sollen in den von Moskau nun als unabhängige Staaten anerkannten «Volksrepubliken Luhansk und Donezk» für Frieden sorgen, wie aus einem Dekret hervorgeht, das der Kremlchef in Moskau unterzeichnet hat.
- Die EU und die USA kündigten nach der russischen Anerkennung von Donezk und Luhansk Sanktionen gegen Russland an.
Wann die Soldaten entsendet werden, war zunächst unklar. Zudem wies Putin das Aussenministerium an, diplomatische Beziehungen zu den beiden Regionen aufzunehmen, die völkerrechtlich zur Ukraine gehören.
Russlands Präsident Putin hatte zuvor die beiden Regionen Luhansk und Donezk im Osten der Ukraine als unabhängige «Volksrepubliken» anerkannt. Der Kremlchef unterzeichnete ein entsprechendes Dekret, wie das Staatsfernsehen zeigte. Er sei zuversichtlich, dass die russische Bevölkerung seine Entscheidung unterstütze, sagt Putin. In einer Fernsehansprache stellte Putin die Staatlichkeit der Ukraine infrage.
Zugleich schloss er mit den Vertretern der beiden prorussischen Separatistenrepubliken einen Vertrag über «Freundschaft und Beistand». Damit wird eine Stationierung russischer Soldaten dort möglich.
Die prorussischen Separatistenführer in den beiden Regionen hatten Putin zuvor um Beistand im Kampf gegen die ukrainischen Regierungstruppen gebeten. Ebenso wie das russische Parlament forderten sie Putin auf, ihre Unabhängigkeit anzuerkennen. Der russische Sicherheitsrat unterstützte bei einer Sondersitzung die Anträge mit grosser Mehrheit.
Die EU kündigte darauf Sanktionen gegen Russland an. Die Strafmassnahmen sollen diejenigen treffen, die an der Handlung beteiligt seien, erklärten Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel. Was für Sanktionen konkret verhängt werden, blieb zunächst offen.
Auch die US-Regierung wird mit Sanktionen auf Russlands Entscheidung reagieren. US-Präsident Joe Biden werde in Kürze eine entsprechende Anordnung erlassen, teilte die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, mit. Die Massnahmen sollen demnach neue Investitionen, Handel und Finanzierung durch US-Personen in Donezk und Luhansk verbieten.
Der britische Premierminister Boris Johnson verurteilte den Schritt als offenen Bruch internationalen Rechts und sprach von einer «schamlosen Verletzung der Souveränität und Integrität der Ukraine». Die Regierung in Moskau verschärfe den Konflikt mit der Ukraine weiter, so Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Russland versuche, einen Vorwand zu inszenieren, um erneut in die Ukraine einzudringen.
Gefechte dauern an
Der Waffenstillstand in der Ostukraine hält angesichts Hunderter Verstösse nicht mehr. Es beschiessen sich die Regierungstruppen und prorussische Separatisten. Die Separatisten sprachen von massivem Beschuss, Toten und Verletzten, Strom- und Wasserausfällen. Russland behauptete, Geschosse seien auch auf seinem Staatsgebiet eingeschlagen.
Russland hat nach westlichen Angaben etwa 150'000 Soldaten an der Grenze zum Nachbarland Ukraine zusammengezogen. Moskau widerspricht seit Wochen Befürchtungen des Westens, dass ein Einmarsch in die Ukraine bevorstehen könnte.
Ukraine fordert neue Sanktionen
Die Ukraine forderte von der EU unterdessen die sofortige Verhängung neuer Sanktionen gegen Russland. Kiew erwarte nicht nur politische Botschaften, sondern konkrete Massnahmen, erklärte Aussenminister Dmytro Kuleba am Rande von Beratungen mit den Aussenministern der EU-Staaten in Brüssel. Es gebe gute und legitime Gründe, zumindest einige Sanktionen zu verhängen. Klare Unterstützung dafür gab es zunächst allerdings nur aus den baltischen Staaten.