Sie sind aus New York, sie sind jung, und sie wählen Donald Trump. Mario Nicoletto ist mit drei Gefährten unterwegs zu einem Wahlkampfanlass von Donald Trump auf Long Island. Alle vier in Anzügen und Hochstimmung.
Nicoletto ist Kampagnenchef der Jungen Republikaner von New York. Er findet, dass Junge heutzutage kaum eine Chance haben, voranzukommen. «Wir sind wütend. Wie Donald Trump es kürzlich sagte, er habe wütend geklungen an der Debatte. Zu Recht! Das kann ich als junger Mann nachempfinden», sagt Nicoletto und ballt die Fäuste. «Ich bin 23 und werde wohl nie ein Haus kaufen können im Bundesstaat New York. Darum wähle ich Trump.»
Trump steht für Männlichkeit
Seinem Begleiter Stefano Forte gefällt Trump aus etwas anderen Gründen: «Heutzutage heisst es, dass es schlecht sei, ein Mann zu sein, Männlichkeit sei toxisch. Donald Trump verkörpert, was es heisst, ein Mann zu sein», erklärt er. «Wir wollen einen Anzug anziehen, Trump wählen und Amerika wieder gross machen.»
Traditionell brauchen die Demokraten junge Wähler für einen Sieg. So hat Joe Biden seine Wahl auch dank jungen Wählerinnen und Wählern gewonnen, ebenso Barack Obama.
Ein Geschlechtergraben tut sich auf
Vor dem aktuellen Urnengang ist der Geschlechtergraben bei der Wahlabsicht von Jungen ungewöhnlich gross: Gemäss einer Umfrage der Harvard University wollen junge Frauen zu 70 Prozent Harris wählen, 23 Prozent Trump. Junge Männer wollen zu 53 Prozent Harris wählen, 36 Prozent Trump. Andere Umfragen sehen laut CNN noch höhere Umfragewerte für Trump bei jungen Männern.
Deshalb setzt Trump gezielt auf junge Männer, so die Politologin, Elaine Kamarck, von der Brookings Institution. «Bei einer so knappen Wahl kann alles die Waage zum Kippen bringen. Wenn junge Männer zahlreicher an die Urne gehen, als sie es sonst tun, und für Trump statt Harris wählen, kann das den Unterschied machen.»
Über Podcaster junge Männer erreichen
Donald Trump will deshalb junge Männer ansprechen – etwa in dem Wrestler Hulk Hogan am Parteitag der Republikaner einen prominenten Auftritt hatte. Zudem gibt Trump Interviews in den Shows von Podcastern, die bei jungen Männern in den USA beliebt sind, wie Logan Paul. So kann er diese Wähler erreichen, die kaum noch klassische Medien nutzen.
Kamarck schränkt aber ein: «Trump schneidet bei jungen Männern besser ab, aber das könnte dadurch aufgehoben werden, dass Harris bei jungen Frauen sehr gut abschneidet.» Denn diese sind durch das Thema Abtreibungsfreiheit sehr motiviert, wählen zu gehen.
Im Quartier der jungen Republikaner mitten in New York arbeitet Mario Nicoletto für seine Überzeugung. Er rekrutiert Wahlhelfer, um Gleichgesinnte an die Urnen zu bringen. «Wir müssen in Swing States gehen und es so für Harris so schwierig wie möglich machen.»
Michael Caprio, ein Büroangestellter aus New York, ist bereits überzeugt, dass es einen Wechsel an der Spitze des Landes braucht. Er sieht die traditionelle Aufgabe eines Mannes darin, eine Familie finanzieren zu können. «Ich möchte eine Familie gründen, aber ich kann mir das Essen und eine Wohnung nicht leisten. Ich kann mir das Leben in New York nicht mehr leisten.» Er und andere junge Republikaner hier sind top motiviert.
Für diese Wahl wird es besonders wichtig sein, wer seine Anhängerschaft besser mobilisieren kann.