Zum Inhalt springen

Wahlkampf in den USA Es wird schwierig für Biden

Joe Biden hat Corona – in einem sehr ungünstigen Moment. Das könnte seiner Kandidatur womöglich den Rest geben.

Nur wenige Tage nach dem Attentat auf Donald Trump kocht die Debatte über die Eignung von Joe Biden als Präsidentschaftskandidat der Demokraten wieder hoch. Vor und hinter den Kulissen ist der 81-jährige amtierende Präsident mit neuen Forderungen konfrontiert, sich aus dem Wahlkampf um eine zweite Amtszeit zurückzuziehen.

Zu allem Überfluss infizierte sich der schwächelnde Präsident nach Angaben aus dem Weissen Haus noch mit dem Coronavirus. Der Demokrat musste seinen Wahlkampf deshalb abbrechen.

Forderungen nach Rückzug werden lauter

Bislang hat Biden alle Forderungen nach einem Rückzug zurückgewiesen und klargemacht, dass er nicht vorhat, hinzuschmeissen. Doch nun rief nach mehreren anderen Parteikollegen auch der prominente demokratische Abgeordnete Adam Schiff den 81-Jährigen auf, aus dem Präsidentschaftsrennen auszusteigen.

Das sagt SRF-Korrespondent Andrea Christen

Box aufklappen Box zuklappen

Die Covid-Infektion kommt für Biden im dümmsten Moment. Sein Ausfall bestätigt den Eindruck vieler Menschen, Biden sei nicht mehr fähig, das Amt auszuführen. Eigentlich sollte Biden jetzt Wahlkampf machen und sich den Leuten zeigen – doch er verschwindet von der Bildfläche. Nicht zuletzt zeigen auch Umfragen in der Bevölkerung, dass eine deutliche Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner findet, Biden sollte nicht mehr antreten.

Es scheint, dass sich die Frage, ob Biden im Rennen bleibt, einer Entscheidung nähert. In den USA wird vereinzelt spekuliert, er könnte sich schon in den nächsten Tagen aus dem Rennen nehmen. Bei der Entscheidung dürfte Bidens langjähriges, treues Team und seine Familie eine gewichtige Rolle spielen.

Schiff, der sich um einen Posten im Senat bewirbt, erklärte, er habe ernsthafte Bedenken, ob Biden den Republikaner Donald Trump im November besiegen könne. Der amtierende Präsident habe grosse Erfolge zu verbuchen – aber es sei an der Zeit, den Weg für jemand anderen freizumachen. «Es steht einfach zu viel auf dem Spiel», sagte Schiff.

Senatsmehrheit auf dem Spiel

Und auch die beiden Top-Demokraten im US-Kongress, Hakeem Jeffries und Chuck Schumer, warnten Biden übereinstimmenden Medienberichten zufolge davor, an seiner Präsidentschaftsbewerbung festzuhalten. Die Demokratische Partei riskiere sonst nicht nur den Verlust des Amts des Präsidenten, sondern auch, ihre knappe Mehrheit im Senat zu verlieren.

Jie Biden vor dem Siegel des Präsidenten der Vereinigten Staaten.
Legende: US-Präsident Joe Biden auf dem Weg in sein Zuhause in Rehoboth Beach (Delaware), wo er sich isolieren wird, nachdem er positiv auf Covid-19 getestet wurde. Keystone/AP/SUSAN WALSH

Doch damit nicht genug: Laut CNN sagte auch die Spitzenpolitikerin und enge Vertraute Bidens, Nancy Pelosi, dem Präsidenten in einem Gespräch, er könne Trump im Rennen ums Weisse Haus nicht schlagen. Offen hat sich Pelosi allerdings noch nicht gegen Biden gestellt.

Biden hört sich die Argumente an

Wie die «New York Times» schreibt, zeigte sich Biden in den vergangenen Tagen nun immerhin offen für derartige Warnungen. Laut gut informieren Kreisen habe sich Biden die Argumente angehört, schreibt das Blatt.

In einem am Mittwoch ausgestrahlten Fernsehinterview wurde Biden erneut danach gefragt, ob es irgendetwas gäbe, das ihn dazu bewegen könnte, seine Präsidentschaftsbewerbung aufzugeben. «Wenn ich ein medizinisches Problem hätte – wenn jemand zu mir käme und sagen würde, Sie haben dieses oder jenes Problem», antwortete Biden.

Republikanische Partei im Hoch

Box aufklappen Box zuklappen
Menschenmenge hält Trump-Schilder auf einer Veranstaltung hoch.
Legende: Imago / Mark Hertzberg

Ganz anders als bei den Demokraten ist die Stimmung aktuell bei den Republikanern. Beim Parteitag in Milwaukee, Wisconsin, wurde Trump am Montag offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der Partei gekürt. Seit Beginn des Spektakels in der riesigen Veranstaltungshalle läuft Trump dort jeden Abend unter dem Jubel seiner Parteikollegen auf.

Seine erste grosse Bewährungsprobe hatte dort am Mittwochabend Trumps Vizekandidat J. D. Vance. Er stellte Trump in seiner Rede als Mann der Mässigung dar, der nach dem Attentat zur Einheit aufgerufen habe. Gleichzeitig präsentierte sich der gefeierte Buchautor und studierte Jurist als Mann des Volkes. Der 39-Jährige versuchte in seiner Rede, besonders weisse Arbeiter in den sogenannten Swing States anzusprechen.

Trump selber wird seine Rede am Donnerstagabend (Ortszeit) halten – also in der Nacht auf Freitag (MESZ).

Corona-positiv zu ungünstigem Zeitpunkt

Derweil zog sich Biden nach dem positiven Coronatest mit leichten Symptomen in sein Privathaus in Rehoboth in Delaware zurück. Er war am Mittwoch in Las Vegas unterwegs gewesen, um vor allem bei der hispanischen Bevölkerung um Stimmen zu werben. Nach dem Positivtest fielen zwei Wahlkampfauftritte ins Wasser.

Sein Arzt teilte mit, Biden sei mit Atemwegsbeschwerden, einer laufenden Nase und Husten bei ihm vorstellig geworden. Er habe eine erste Dosis des Covid-Medikaments Paxlovid bekommen. Biden gehört wegen seines hohen Alters zur Risikogruppe. Er war zuletzt im Sommer vor zwei Jahren positiv auf das Virus getestet worden.

US-Wahlen 2024

Box aufklappen Box zuklappen
Logo von SRF News zu den US-Wahlen 2024
Legende: SRF

Donald Trump kehrt als 47. Präsident ins Weisse Haus zurück. Alle News und Hintergründe dazu finden Sie hier: US-Wahlen 2024 .

Echo der Zeit, 18.07.2024, 18:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel