In der wohl letzten TV-Debatte vor den Wahlen im November haben sich die Vizekandidaten Tim Walz und J.D. Vance einen sachlich geführten, aber hitzigen Schlagabtausch geliefert. Die «Running Mates» von Kamala Harris (Demokraten) und Donald Trump (Republikaner) stritten unter anderem über den Nahen Osten, Immigration und Abtreibungen.
Der 60 Jahre alte Walz warnte angesichts der Lage in Nahost vor einer erneuten Präsidentschaft Trumps. «Donald Trump ist wankelmütig», sagte der Gouverneur von Minnesota. «Er wird sich demjenigen zuwenden, der ihm am meisten schmeichelt.»
Trump hat als Präsident Stabilität in eine kaputte Welt gebracht.
Der 40-jährige Senator Vance aus Ohio hingegen verteidigte Trumps Aussenpolitik während dessen Amtszeit: «Trump hat als Präsident Stabilität in eine kaputte Welt gebracht.» Unter Trump hätten andere Staaten die USA gefürchtet. Hinsichtlich der neuesten Eskalation in Nahost meinte Vance: «Es ist an Israel, angemessen auf iranische Attacken zu reagieren.»
Auch das Thema Abtreibung sorgte für Kontroversen. Walz kritisierte, dass Republikaner in das Privatleben von Frauen eingreifen wollten. Vance nutzte die Debatte unter anderem dazu, um Harris die Schuld an der Krise an der US-Grenze zu geben. «Wir haben eine historische Einwanderungskrise, weil Kamala Harris damit anfing, die gesamte Grenzpolitik von Donald Trump rückgängig machen.»
Dies würde man auch in Springfield, Ohio, sehen, wo die Infrastruktur überlastet sei. Die Ortschaft hatte in den letzten Wochen ungewollte Berühmtheit erlangt, als Trump und Vance erklärt hatten, Immigranten würden dort die Haustiere der Einwohner essen.
Die beiden Rivalen, die sich im Wahlkampf regelmässig gegenseitig beschimpft hatten, verzichteten weitgehend darauf, aufeinander loszugehen. Stattdessen sparten sie sich ihr Pulver für die Spitzenkandidaten auf ihren Wahlzetteln auf – Kamala Harris und Donald Trump.
Die meisten von uns wollen das Problem der Grenzsicherheit lösen.
Vance warf die Frage auf, warum Harris während ihrer Amtszeit in der Biden-Regierung nicht mehr gegen Inflation, Einwanderung und für die Wirtschaft unternommen habe. Walz kehrte Vances Kritik an der Einwanderung um und griff Trump dafür an, dass er die Republikaner im Kongress unter Druck gesetzt hätte, ein parteiübergreifendes Gesetz zur Grenzsicherheit fallen zu lassen. «Die meisten von uns wollen dieses Problem lösen. Trump hatte vier Jahre Zeit dafür, und er hat den Amerikanern versprochen, wie einfach es sein würde.»
«Habe mich in Bezug auf Donald Trump geirrt»
Vance war zu Beginn von Trumps Präsidentschaft ein ausgesprochener Kritiker des Republikaners. Diese Meinung wandelte sich allerdings, als er sechs Jahre später selbst ins politische Scheinwerferlicht trat.
«Ich habe mich in Bezug auf Donald Trump geirrt», sagte Vance nun im Duell. Er habe Geschichten geglaubt, die Trumps politische Bilanz falsch dargestellt hätten. Trump habe «geliefert». Walz kritisierte den Ex-Präsidenten wiederum für seine Rolle bei der Ernennung von drei Richtern am Obersten Gerichtshof, die das fast 50-jährige nationale Recht auf Abtreibung aufhoben.
Die Diskussion zwischen Walz und Vance lief einmal aus dem Ruder, als es um die illegale Migration ging. Vance hatte bereits eine Warnung bezüglich des Zeitlimits erhalten, als er erneut dazu ansetzte, Harris und die Immigrationspolitik der Demokraten anzugreifen. Als Tim Walz ihm ins Wort fiel, schalteten die Moderatorinnen die Mikrofone der Kandidaten ab.