Nur wenige Tage nach dem Attentat auf Donald Trump kocht die Debatte über die Eignung von Joe Biden als Präsidentschaftskandidat der Demokraten wieder hoch. Vor und hinter den Kulissen ist der 81-jährige amtierende Präsident mit neuen Forderungen konfrontiert, sich aus dem Wahlkampf um eine zweite Amtszeit zurückzuziehen.
Zu allem Überfluss infizierte sich der schwächelnde Präsident nach Angaben aus dem Weissen Haus noch mit dem Coronavirus. Der Demokrat musste seinen Wahlkampf deshalb abbrechen.
Forderungen nach Rückzug werden lauter
Bislang hat Biden alle Forderungen nach einem Rückzug zurückgewiesen und klargemacht, dass er nicht vorhat, hinzuschmeissen. Doch nun rief nach mehreren anderen Parteikollegen auch der prominente demokratische Abgeordnete Adam Schiff den 81-Jährigen auf, aus dem Präsidentschaftsrennen auszusteigen.
Schiff, der sich um einen Posten im Senat bewirbt, erklärte, er habe ernsthafte Bedenken, ob Biden den Republikaner Donald Trump im November besiegen könne. Der amtierende Präsident habe grosse Erfolge zu verbuchen – aber es sei an der Zeit, den Weg für jemand anderen freizumachen. «Es steht einfach zu viel auf dem Spiel», sagte Schiff.
Senatsmehrheit auf dem Spiel
Und auch die beiden Top-Demokraten im US-Kongress, Hakeem Jeffries und Chuck Schumer, warnten Biden übereinstimmenden Medienberichten zufolge davor, an seiner Präsidentschaftsbewerbung festzuhalten. Die Demokratische Partei riskiere sonst nicht nur den Verlust des Amts des Präsidenten, sondern auch, ihre knappe Mehrheit im Senat zu verlieren.
Doch damit nicht genug: Laut CNN sagte auch die Spitzenpolitikerin und enge Vertraute Bidens, Nancy Pelosi, dem Präsidenten in einem Gespräch, er könne Trump im Rennen ums Weisse Haus nicht schlagen. Offen hat sich Pelosi allerdings noch nicht gegen Biden gestellt.
Biden hört sich die Argumente an
Wie die «New York Times» schreibt, zeigte sich Biden in den vergangenen Tagen nun immerhin offen für derartige Warnungen. Laut gut informieren Kreisen habe sich Biden die Argumente angehört, schreibt das Blatt.
In einem am Mittwoch ausgestrahlten Fernsehinterview wurde Biden erneut danach gefragt, ob es irgendetwas gäbe, das ihn dazu bewegen könnte, seine Präsidentschaftsbewerbung aufzugeben. «Wenn ich ein medizinisches Problem hätte – wenn jemand zu mir käme und sagen würde, Sie haben dieses oder jenes Problem», antwortete Biden.
Corona-positiv zu ungünstigem Zeitpunkt
Derweil zog sich Biden nach dem positiven Coronatest mit leichten Symptomen in sein Privathaus in Rehoboth in Delaware zurück. Er war am Mittwoch in Las Vegas unterwegs gewesen, um vor allem bei der hispanischen Bevölkerung um Stimmen zu werben. Nach dem Positivtest fielen zwei Wahlkampfauftritte ins Wasser.
Sein Arzt teilte mit, Biden sei mit Atemwegsbeschwerden, einer laufenden Nase und Husten bei ihm vorstellig geworden. Er habe eine erste Dosis des Covid-Medikaments Paxlovid bekommen. Biden gehört wegen seines hohen Alters zur Risikogruppe. Er war zuletzt im Sommer vor zwei Jahren positiv auf das Virus getestet worden.