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Weitere Eskalation in Nahost Israel kündigt nach iranischem Raketenangriff Vergeltung an

Iran hat Vergeltung für den Angriff auf Libanon ausgeübt und Israel mit Raketen attackiert. Die israelische Regierung droht wiederum mit einem Gegenschlag.

Es ist die befürchtete weitere Eskalationsstufe im Nahen Osten: Rund 180 Raketen hat Iran am Abend auf Israel abgefeuert, wie es in einer Schätzung der israelischen Armee heisst. Die meisten seien von Israel und den USA abgefangen worden. In ganz Israel heulten die Sirenen – Millionen Menschen suchten während des rund eine Stunde dauernden Angriffs Zuflucht in Schutzräumen.

UNO-Dringlichkeitssitzung und internationale Reaktionen

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Angesichts der eskalierenden Lage in Nahost soll der UNO-Sicherheitsrat am Mittwoch um 16 Uhr MESZ zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Das teilte die Schweizer Präsidentschaft des mächtigsten UNO-Gremiums in New York mit. Der Rat ist in Nahostfragen weitgehend blockiert, es gilt jedoch als nicht ausschlossen, dass sich das 15-köpfige Gremium angesichts der Gefahr eines grossen Krieges auf eine Stellungnahme einigen könnte. 

UNO-Generalsekretär António Guterres mahnte die Konfliktparteien zur Zurückhaltung: «Das muss aufhören. Wir brauchen unbedingt einen Waffenstillstand», schrieb Guterres auf der Plattform X.

«Der gefährliche Kreislauf von Angriffen und Vergeltungsmassnahmen droht, ausser Kontrolle zu geraten», schrieb der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell auf X. Ein sofortiger Waffenstillstand in der gesamten Region sei erforderlich. Ähnlich äusserte sich EU-Ratspräsident Charles Michel. «Die EU ist bereit, die Bemühungen um eine Deeskalation und den Schutz der Zivilbevölkerung zu unterstützen», teilte der Belgier auf X mit.

Das Schweizer Aussendepartement hat sich «zutiefst besorgt» über den iranischen Raketenangriff auf Israel gezeigt. Es verurteilte den Angriff auf das Schärfste und forderte die Konfliktparteien auf, die Feindseligkeiten einzustellen. Die Attacke habe die Gefahr einer grossen Eskalation in der Region weiter erhöht, so das EDA auf X.

Auch die deutsche Bundesaussenministerin Annalena Baerbock verurteilte den Angriff auf X «auf das Allerschärfste». Sie schrieb weiter: «Wir haben Iran vor dieser gefährlichen Eskalation eindringlich gewarnt.»

Die französische Regierung habe ihre militärischen Mittel im Nahen Osten mobilisiert, um die iranische Bedrohung abzuwehren, teilte der Élysée-Palast mit. Präsident Emmanuel Macron habe bekräftigt, dass die Hisbollah ihre terroristischen Aktionen gegen Israel einstellen müsse. Macron forderte zudem, dass Israel seine Militäreinsätze in Libanon so schnell wie möglich beenden solle.

Grossbritanniens Premierminister Keir Starmer verurteilte den iranischen Raketenangriff auf Israel ebenfalls. Starmer habe mit dem israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu über die eskalierende Situation im Nahen Osten gesprochen, so ein Regierungssprecher.

Die iranischen Revolutionsgarden erklärten im Staatsfernsehen, die Attacke sei eine Vergeltung für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija, Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah sowie eines iranischen Generals. Die Luftstreitkräfte hätten auf wichtige militärische Ziele in Israel gezielt.

Netanjahu: «Iran wird dafür bezahlen»

Die genaue Anzahl der Opfer ist derzeit unklar. Ein Todesopfer gab es im Westjordanland, zwei Verletzte in Tel Aviv. Laut dem israelischen Armeesprecher Daniel Hagari gab es eine kleine Zahl von Einschlägen im Zentrum und im Süden Israels. In den Städten und auch seitens des Militärs wurden bis zum späten Abend keine grösseren Schäden gemeldet. «Dieser Angriff wird Konsequenzen haben», warnte Hagari. Dafür gebe es schon Pläne.

Auch der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte Vergeltung an. «Iran hat einen grossen Fehler gemacht – und er wird dafür bezahlen», sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros. Wann ein Vergeltungsschlag auf Iran erfolgen könnte, blieb zunächst offen. Doch bereits in der Nacht zum Mittwoch griff Israel erneut die libanesische Hauptstadt Beirut an und ging weiter gegen die Hamas in Gaza vor.

Die US-Regierung bewertete den Raketenangriff auf Israel als «vereitelt und unwirksam». Die USA hatten kurz vor der Attacke vor einem «unmittelbar bevorstehenden» Raketenangriff des Irans auf Israel gewarnt.

Scharfe Worte aus den USA Richtung Iran

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Es handle es sich um eine «bedeutende Eskalation», sagte US-Sicherheitsberater Jake Sullivan in Washington. Das US-Verteidigungsministerium warnte Iran vor weiteren Angriffen auf Israel. Pentagon-Sprecher Pat Ryder sagte: «Wir hoffen natürlich, dass sie das nicht tun, aber wir müssen auf diese Möglichkeit vorbereitet sein.»

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bezeichnete den iranischen Raketenangriff auf Israel als «verabscheuungswürdigen Akt der Aggression». Mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant habe er in einem Telefonat vereinbart, in engem Kontakt zu bleiben, schrieb Austin auf X. «Der Minister und ich haben uns gegenseitig unsere Anerkennung für die koordinierte Verteidigung Israels gegen die fast 200 von Iran abgeschossenen ballistischen Raketen ausgesprochen.»

Austin teilte weiter mit, die US-Streitkräfte im Nahen Osten hätten mehrere von Iran auf Israel gerichtete Raketen abgefangen. «Wir fordern Iran auf, alle weiteren Angriffe einzustellen, auch von seinen Stellvertreter-Terroristengruppen.» Die USA würden niemals zögern, ihre Streitkräfte und Interessen im Nahen Osten zu schützen und die Verteidigung Israels und ihrer Partner in der Region zu unterstützen. «Unsere Streitkräfte bleiben in Bereitschaft, um die US-Truppen und Partner im Nahen Osten zu schützen», fügte Austin hinzu.

Iran drohte wiederum Israel, falls es einen Vergeltungsschlag starte. «In diesem Fall wird unsere Antwort stärker und kräftiger ausfallen», schrieb der iranische Aussenminister Abbas Araghchi auf X. «Unsere Aktion ist abgeschlossen, es sei denn, das israelische Regime beschliesst, zu weiteren Vergeltungsmassnahmen aufzurufen.»

Sein Land habe Selbstverteidigung gemäss der UNO-Charta ausgeübt und ausschliesslich Militär- und Sicherheitseinrichtungen angegriffen, «die für den Völkermord in Gaza und in Libanon verantwortlich sind». Iran habe dies getan, «nachdem wir fast zwei Monate lang enorme Zurückhaltung geübt haben, um Raum für eine Waffenruhe in Gaza zu schaffen».

Zweiter Angriff Irans auf Israel in diesem Jahr

Schon im April hatten Irans Revolutionsgarden (IRGC) zum ersten Mal in der Geschichte der Islamischen Republik einen direkten Angriff auf Israel ausgeführt. Dabei feuerten die IRGC-Luftstreitkräfte mehr als 300 Geschosse auf ihren Erzfeind. Iran reagierte damit auf die Tötung hochrangiger Generäle, die in Syrien getötet worden waren.

Israels Militär und Geheimdienste hatten zuletzt Irans Verbündete in der Region geschwächt. Ende Juli wurde der Auslandschef der Hamas in Teheran getötet, am vergangenen Freitag Hisbollah-Chef Nasrallah. Zuvor hatten explodierende Pager Hunderte Hisbollah-Funktionäre verletzt und etliche getötet.

Am Dienstag kam ein weiterer Schritt des israelischen Militärs hinzu: Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten drangen israelische Bodentruppen in Libanon ein.

Krieg im Nahen Osten

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Die Konflikte in Israel, im Westjordanland, im Gazastreifen und in Libanon halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

SRF 4 News, 02.10.2024, 6 Uhr ; 

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