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Trotz Warnung vor Hurrikan in Florida: Warum Leute nicht fliehen
Aus News Plus vom 09.10.2024. Bild: Keystone/AP Photo/Rebecca Blackwell
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Wirbelsturm im Süden der USA «Milton» rast auf Florida zu – Millionen Menschen betroffen

Der Sturm gehört zu den Hurrikans mit den höchsten je gemessenen Geschwindigkeiten. Ein Überblick.

Worum geht es? Hurrikan «Milton» steuert mit Windgeschwindigkeiten von bis etwa 260 Kilometern pro Stunde auf die Küste Floridas zu. Der Sturm soll Meteorologen zufolge in der Nacht zum Donnerstag (Schweizer Zeit) auf Land treffen. Erst vor wenigen Tagen hatte der leicht schwächere Hurrikan «Helene» in der Region für schwere Schäden und zahlreiche Todesopfer gesorgt.

Wie heftig ist der Sturm? «Milton» ist laut SRF-Meteorologe Simon Eschle ein aussergewöhnlicher Hurrikan. «Er gehört zu den Hurrikans mit den höchsten gemessenen Windgeschwindigkeiten. Zudem hatten erst vier Hurrikans einen tieferen Druck.» Grundsätzlich gilt: je tiefer der Druck, desto intensiver der Hurrikan. Seine schnelle Entwicklung sei ebenfalls speziell: «Innerhalb weniger Stunden entwickelte er sich von einem Hurrikan der Stufe 1 zu einem Hurrikan der Stufe 5 – der höchsten Stufe.» In der Zwischenzeit erreicht der Sturm noch die Stufe 4, eine Entwarnung ist allerdings nicht angezeigt. Ein Video der US-Behörde für Wetter- und Ozeanografie, in dem ein Flug durch den Sturm aufgezeichnet wurde, zeigt, wie stark «Milton» ist (siehe X-Post).

Wie entsteht ein Hurrikan? Ein Grund für die Intensität von «Milton» ist die Wärme im Golf von Mexiko. Sie dient sozusagen als Treibstoff für den Hurrikan. Ein tropischer Wirbelsturm entsteht, wenn Luft über der Meeresoberfläche aufsteigt, abkühlt und wieder nach unten fällt. Dadurch bildet sich ein vertikaler Wirbel. «Durch den Klimawandel werden die Meere in Zukunft immer wärmer», erklärt SRF-Meteorologe Simon Eschle. «Man geht davon aus, dass Hurrikans in Zukunft intensiver werden.»

Wie ist die Lage in Florida? In den Küstengebieten wurden Millionen Menschen angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen. Laut lokalen Behörden und der US-Regierung geht um «Leben und Tod». Auch Mobilheime, Pflegeheime und Einrichtungen für betreutes Wohnen mussten zwangsevakuiert werden. Auf Strassen bildeten sich lange Staus, Tankstellen ging der Sprit aus. Fachpersonen warnen vor meterhohen Sturmfluten. Eine 3D-Animation verdeutlicht, was das bedeuten könnte (siehe X-Post ab 0:40):

Weshalb sehen einige Bewohnerinnen und Bewohner von einer Evakuierung ab? «Es gibt natürlich Leute, die das unterschätzen, auch weil sie selbst noch nie einen wirklich starken Wirbelsturm erlebt haben», so der ehemalige SRF-Korrespondent in Miami, Matthias Kündig. Auch gäbe es natürlich finanzielle Hürden, wenn es darum geht, eine Ersatzbleibe zu mieten. Und schliesslich seien nach einem Wirbelsturm meist die Strassen versperrt, was beispielsweise den Zugang der Sicherheitskräfte wie der Polizei einschränkt. Das bedeutet: «Viele, gerade Eigenheimbesitzer, haben schlicht Angst, das eigene Haus zu verlassen, weil sie befürchten, dass es dann geplündert wird.»

«Milton» befeuert Verbreitung von Falschnachrichten

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Vor der Ankunft von Hurrikan «Milton» florieren in den betroffenen Gebieten Gerüchte, die die Hilfsmassnahmen behindern. Dies befeuert die politische Diskussion um den Umgang mit Falschnachrichten und Verschwörungstheorien.

Zwar sei es nicht ungewöhnlich, dass Naturkatastrophen Gerüchte befeuerten, zitierten US-Medien die Chefin der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell. Mit dem aktuellen Ausmass habe sie aber nicht gerechnet: «Es ist das Schlimmste, was ich je erlebt habe.»

Menschen in den betroffenen Gebieten würden durch kursierende Gerüchte davon abgehalten, Hilfe zu suchen. Deshalb hat die Behörde eine Website eingerichtet, auf der Falschnachrichten widerlegt werden – zum Beispiel die Behauptung, die Katastrophenschutzbehörde verhindere in Florida Evakuierungen. «Das ist ein schädliches Gerücht, das Leben in Gefahr bringen kann», hiess es auf der Seite, «wenn Sie zur Evakuierung aufgefordert werden, tun Sie das sofort.»

Was hat der Sturm mit der ISS-Mission der «Crew 8» zu tun? Wegen des Hurrikans muss die «Crew 8» einige Tage länger als geplant im All bleiben. Die Nasa-Astronauten Matthew Dominick, Michael Barratt und Jeanette Epps sowie der Kosmonaut Alexander Grebenkin hatten eigentlich schon am Montag von der Internationalen Raumstation ISS abdocken sollen. Weil ihre Kapsel aber vor Florida im Meer landen soll, sei die Rückkehr nun erst einmal auf Sonntag verschoben worden, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. Derweil veröffentlichte Astronaut Dominick ein Video, das den Hurrikan Milton von der Raumstation ISS aus zeigt.

HeuteMorgen, 9.10.2024, 6 Uhr ; 

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