In der Kleinbasler Fussballbar «Didi Offensiv» glich der Jubel kurz nach 12 Uhr dem wie nach einem Sieg des FC Basel. Dort hatten sich Akteure von Beat Jans' Kantonalpartei zum Mitfiebern versammelt.
Fast unglaublich, grossartig!
Mit Freudentränen in den Augen sagt Grossrätin Edibe Gölgeli gleich nach der Wahl: «Wahnsinnig, wenn ich jetzt Beat sehe – fast unglaublich, grossartig!» Nach 50 Jahren habe man wieder einen Basler Bundesrat «und dann erst noch aus dem Kleinbasel». Der amtierende Basler Regierungspräsident lebt in diesem Stadtteil nördlich des Rheins mit teils problembehafteten Quartieren.
In Bern auf dem Bundesplatz frohlockten derweil angereiste Zaungäste aus Basel. Neben Parteileuten waren auch eine Schulklasse und eine Fasnachtsclique anwesend.
Basler Jubel auf dem Bundesplatz
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Bild 1 von 3Legende: Mitgereiste Parteifreunde freuen sich auf dem Bundesplatz über Beat Jans' Wahl in den Bundesrat. SRF/Nina Gygax
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Bild 2 von 3Legende: Auch der frühere SP-Grossratspräsident Roland Stark war nach Bern gereist. SRF/Nina Gygax
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Bild 3 von 3Legende: Selbst eine Basler Fasnachtsclique hat sich für den historischen Moment in die Bundeshauptstadt begeben. SRF/Nina Gygax
Ein Grund für die enorme Freude ist die gewaltige Enttäuschung vor einem Jahr: Gefühlt die ganze Region Basel hatte sich hinter Eva Herzog geschart, doch dann unterlag die Topfavoritin bei der Wahl in den Bundesrat. Das war nicht nur für Herzog ein Schock, sondern warf in der Region Basel die Frage auf, was der Grund für diese Zurückweisung sein könnte.
Der Schock wirkte bis heute nach. So trauten sich Fürsprecher von Jans diesmal kaum, mit dem Anspruch der Städte zu argumentieren. Oder damit, dass Basel seit 50 Jahren auf einen Sitz in der Landesregierung wartete. Zwar war oft von Optimismus und Zuversicht die Rede, aber die Vorfreude war hörbar von Zweifeln überschattet.
Umso grösser ist die Erleichterung nach Jans' Wahl im dritten Wahlgang kurz nach Mittag. Endlich kann seine Anhängerschaft der Freude trauen.
Mit den Gratulationen kommen jetzt auch die Hoffnungen auf den Tisch, die viele mit Jans' Wahl verbinden. Er wird als Vertreter der urbanen Lebensräume sowie der Geberkantone im nationalen Finanzausgleich gesehen, die bisher in der Landesregierung untervertreten waren. Die Regierung des Stadtkantons im Dreiländereck erwähnt die «bedeutende Grenzregion», deren spezielle Bedürfnisse Jans bestens kenne.
Sozialdemokraten in Basel sind es gewohnt, eng mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten.
Die Handelskammer beider Basel schreibt von einem «direkten Draht, direkt nach Bern» für die Wirtschaftsregion. Deren Präsidentin und Baselbieter Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter sagt: «Sozialdemokraten in Basel sind sich gewohnt, eng mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten. Das kann Beat.» Sie hofft explizit, dass der Bundesrat mit Jans das Dossier Schweiz und EU vom Eis bekomme.
Dass Basel wieder an der Reihe sei, sagt auch Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (Mitte/SO). Er hatte Jans einst noch als Nationalrat erlebt und lobt ihn als «hochgradig fähigen Kollegen». Eine nochmalige Zurückweisung von Basel durch das Bundesparlament hätte er für staatspolitisch bedenklich gehalten.
Jetzt ist Jans Bundesrat. «Die Zeiten werden nicht einfach, aber er kann das», sagt die Basler SP-Nationalrätin Sarah Wyss. Ihre Baselbieter Kollegin Samira Marti und SP-Fraktionspräsidentin weist auf Jans' Biografie hin, mit der er für Soziales, Gleichstellung und Klimaschutz der Richtige sei.
Das Feiern für den frischgebackenen Basler Bundesrat hat nun begonnen: Höhepunkt wird am 21. Dezember ein grosses öffentliches Fest sein, zu dem Jans im Extrazug anreisen wird und mit Jubel auf den Strassen zum Marktplatz und später ins Volkshaus fahren soll.