Über drei Millionen Mal wurde die Covid-App des Bundes bislang heruntergeladen. Sie soll die Userinnen und User warnen, wenn sie sich in der Nähe einer mit dem Coronavirus infizierten Person aufgehalten haben.
Nun soll die App eine neue Funktion erhalten: Sie soll auch an Orten mit Registrierungspflicht zum Einsatz kommen – zum Beispiel in Restaurants, Fitnesszentren oder Konzertlokalen – wenn diese wieder geöffnet sind. Eine entsprechende Forderung hat die Gesundheitskommission des Nationalrats in einem Brief beim Bundesrat deponiert.
Erfassung von Kontaktdaten bisher uneinheitlich
Mal krakelte man seinen Namen auf eine lange Liste, mal füllte man kleine Zettel aus, mal registrierte man sich in einer App. Jörg Mäder, Nationalrat von den Grünliberalen, stellt daher fest: «Im Moment haben wir einen Wildwuchs – es braucht viele verschiedene Apps für die verschiedenen Lokalitäten. Für den Benutzer ist das unpraktisch.»
Neu soll daher die SwissCovid-App auch fürs Contact Tracing genutzt werden können, wie auch watson.ch berichtete. Mäders Idee: Wer ins Restaurant geht, kann sich dort mit der App registrieren. War am selben Ort eine infizierte Person, die sich ebenfalls registriert hat, warnt die App die Nutzerin.
Es braucht viele verschiedene Apps für die verschiedenen Lokalitäten. Für den Benutzer ist das unpraktisch.
Einen Warnhinweis bekämen so auch Personen, die sich weiter weg entfernt von infizierten Personen aufhielten als die anderthalb Meter, die die SwissCovid-App bislang misst. Gesundheitspolitiker Mäder: «Dann kann der Besitzer des Smartphones entscheiden, ob er sich testen lassen will, ob er sich informieren lassen will – was immer er mit dieser Warnung machen will.»
Vorteilhaft für den Datenschutz
Die Daten würden nicht mehr beim Beizer auf einer Liste lagern, sondern auf dem Handy der Userin oder des Users. Aus Sicht des Datenschutzes ist das vorteilhaft.
Erschweren könnte dies aber das Contact Tracing: Denn auf diese Daten hätten die Gesundheitsbehörden keinen direkten Zugriff mehr, bestätigt Mäder. Der Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte der Schweiz, Rudolf Hauri, sagt denn auch: «Grundsätzlich sind wir auf Daten angewiesen.»
Es ändert sich etwas beim direkten Datenzugriff.
Hauri möchte der Erweiterung der Corona-App aber eine Chance geben, denn die Gesundheitsämter seien beim Contact Tracing darauf angewiesen, dass die Personen mithelfen.
Die Hoffnung: Personen registrieren sich möglicherweise eher in einer App, die keine Daten weitergibt. «Insofern ändert sich vielleicht etwas beim direkten Datenzugriff. Aber wir gehen davon aus, dass die Leute interessiert sind, hier mitzumachen.»
Kann die SwissCovid-App also bald schon mehr? Nun prüft der Bundesrat die Idee. Noch bleibt etwas Zeit – bis Restaurants, Fitnesszentren oder Clubs wieder offen sind.