Sexueller Missbrauch an Kindern kommt in der Schweiz immer noch viel zu häufig vor. Zu reden gaben insbesondere die Übergriffe in Kirchen, aber auch in Sportvereinen. Um die Schwächsten, also die Kinder, besser zu schützen, entscheidet der Nationalrat heute über sechs Motionen, die national verbindliche Massnahmen für alle Institutionen fordern, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.
Manche Vereine tun bereits einiges punkto Prävention, wie etwa die Pfadi Schweiz. Sie hat ein Schutzkonzept erarbeitet: «Wir haben sechs Bausteine beschrieben. Einer dieser Bausteine ist das Wissensmanagement. Dazu gehört ein Wimmelbild mit rund 50 Lager- und Alltagssituationen», sagt Marc Geissmann, Presseverantwortlicher der Pfadibewegung Schweiz.
Auf dem Wimmelbild wird unter anderem am Lagerfeuer gekuschelt oder zwei Personen cremen sich gegenseitig ein. Ist das okay oder nicht? Das Wimmelbild schult Leitende der Pfadi in der Prävention zum Thema sexueller Missbrauch (im Beitrag zu sehen).
Noch keine national verbindlichen Vorgaben für Institutionen
Bis jetzt gibt es aber noch keine national verbindlichen Vorgaben für Institutionen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. SP-Nationalrätin Tamara Funiciello und fünf weitere Parlamentarierinnen wollen dies ändern: «Die Motion ist zielführend, weil sie verbindliche und standardisierte Massnahmen einführen will, die verhindern sollen, dass Kinder Gewalt erleben, und wenn sie doch Gewalt erleben, dass klar ist, wie man damit umgehen muss», sagt Funiciello.
Anderer Meinung ist Barbara Steinemann, die gegen eine staatliche Verordnung solcher Vorgaben ist. Die Nationalrätin der SVP wird die Motion nicht unterstützen, auch weil sie kein flächendeckendes Problem sieht. «Die Missstände kommen von der katholischen Kirche.» Im Einzelfall sei es aber wichtig, dass die Involvierten richtig darauf reagieren würden.
Beim Erarbeiten des Schutzkonzepts rund um die Prävention von sexuellem Missbrauch hat sich die Pfadibewegung Schweiz beim Verein Limita Unterstützung geholt. Denn ein solcher Prozess sei aufwendig, sagt die Geschäftsführerin von Limita, Yvonne Kneubühler. «Ein Präventionskonzept endet nicht mit einem Papier, sondern es bedeutet für die Organisation, einen Prozess anzustossen, der zu einer neuen Besprechungskultur führt – dass man im Gespräch ist über die fachliche Gestaltung von Nähe.»