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Pierre Krähenbühl – der neue IKRK-Generaldirektor
Aus Echo der Zeit vom 27.12.2023. Bild: KEYSTONE/Martial Trezzini
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Humanitäre Hilfsorganisation Krähenbühl wird IKRK-Generaldirektor in Zeiten der Mehrfachkrise

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) erhält einen neuen Generaldirektor. Pierre Krähenbühl übernimmt die Organisation zu einem schwierigen Zeitpunkt. Das IKRK muss massiv sparen, seine Aktivitäten einschränken und es steht politisch unter Druck.

Das Gesicht des IKRK nach aussen ist jenes der Präsidentin Mirjana Spoljaric. Sie repräsentiert die humanitäre Organisation auf der internationalen Bühne. Geführt wird das IKRK jedoch im Alltag vom Generaldirektor. Diesen Posten übernimmt im Frühjahr der 57-jährige Pierre Krähenbühl.

Mit Ausnahme der Hilfsoperation in der Ukraine sind alle IKRK-Einsätze unterfinanziert.
Autor: Robert Mardini Abtretender IKRK-Generaldirektor

Sein Vorgänger Robert Mardini tritt nach nur einer Amtszeit ab, nachdem er in den vergangenen Monaten immer wieder die Alarmglocke läuten musste: «Mit Ausnahme der Hilfsoperation in der Ukraine sind alle IKRK-Einsätze unterfinanziert.»

Die Finanznot im gesamten humanitären Bereich, bei der UNO und privaten Hilfswerken, hat nun auch das renommierte IKRK mit seinem exklusiven Mandat im humanitären Völkerrecht voll erfasst: 4000 von gut 20'000 Stellen werden gestrichen. Das Budget wird von 2.8 auf 2.1 Milliarden Franken gekürzt.

Ein neues, bekanntes Gesicht

Die Rahmenbedingungen für Krähenbühl sind also, gelinde gesagt, anspruchsvoll. Helfen werde ihm aber, so der grüne Nationalrat Nicolas Walder im Westschweizer Fernsehen RTS, seine hohe Glaubwürdigkeit in der Organisation und seine Erfahrung. Insgesamt 25 Jahre lang ist er schon für sie tätig. Er leitete Delegationen im Feld und besetzte Schlüsselstellen am Sitz in Genf.

Der Mann spricht vor einem IKRK-Logo auf Französisch.
Legende: Pierre Krähenbühl im Jahr 2013 als IKRK-Mitarbeiter nach einem Einsatz in Syrien und im Jemen. KEYSTONE/Martial Trezzini

Dazwischen führte er fünf Jahre lang bis 2019 das UNO-Palästinenserhilfswerk Unrwa. Diese Episode seiner Laufbahn endete äusserst unschön. Wirklich freiwillig ging er nicht. Denn ihm wurden in einem ebenso vernichtenden wie umstrittenen Ethik-Bericht Vetternwirtschaft, Machtmissbrauch und Missmanagement vorgeworfen. UNO-Generalsekretär António Guterres liess ihn darauf fallen.

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Archiv: Pierre Krähenbühl – Bauernopfer einer bedrängten UNO?
aus Echo der Zeit vom 19.01.2021. Bild: Keystone
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Auch der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis stellte sich nicht hinter ihn. Pierre Krähenbühl wies alle Anschuldigungen stets zurück. «Ich weiss, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe», erklärte er in einem RTS-Dokumentarfilm. Er sah sich als politisches Bauernopfer.

Schwierige Zeiten für humanitäre Hilfe

Die Unrwa steht seit längerem unter Druck, zunehmend auch in der Schweiz, hauptsächlich von politisch rechts. Damals, 2019, wurde sie hauptsächlich von US-Präsident Donald Trump angegriffen. Tatsächlich förderte eine grosse UNO-Untersuchung schliesslich kaum substanzielles zutage, mit dem sich das brüske Ende von Pierre Krähenbühl an der Unrwa-Spitze nachträglich hätte rechtfertigen lassen.

Trotzdem dürfte Krähenbühls Ansehen auf der internationalen Bühne, anders als innerhalb des IKRK, gelitten haben. Es muss ihm jetzt gelingen, es wieder voll herzustellen.

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IKRK mit zentraler Rolle bei Geiselfreilassungen
Aus 10 vor 10 vom 22.11.2023.
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Dazu kommt, dass auch das IKRK selber derzeit grossem politischem Druck ausgesetzt ist. Zum einen gibt es immer mehr autoritäre Herrscher, Kriegsherren aller Art und ohnehin Terrororganisationen wie die Hamas, die sich um die Genfer Konventionen und damit um die Grundlage der Arbeit der Roten Kreuzes foutieren. Zum andern hält in der Ukraine die scharfe Kritik an, das IKRK tue zu wenig, um Zugang zu ukrainischen Gefangenen in Russland zu erhalten. Derweil kommt aus Israel der Vorwurf, die Organisation bemühe sich kaum um die israelischen Geiseln in den Händen der Hamas.

Pierre Krähenbühl wird also oberster IKRK-Manager im wohl schwierigsten Moment für die Organisation seit einem Dreivierteljahrhundert.

Echo der Zeit, 27.12.2023, 18 Uhr

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