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Mehr Verträge Bundesrat setzt auf Freihandel

Während ein globaler Zollkrieg droht und die Grossmächte ihre Wirtschaft abschotten, will die Schweiz genau das Gegenteil tun. Der Bundesrat will den freien Handel forcieren.

Die Schweiz festigt ihr Freihandelsnetz und baut den Handel ohne Schranken weiter aus. Am Dienstag wurde in Kiew ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet. Seit 2012 haben die Schweiz und die weiteren Efta-Staaten Norwegen, Island und Liechtenstein ein Freihandelsabkommen mit der Ukraine. Trotz Krieg sollen weitere Handelsschranken fallen.

Bilaterale Handelsabkommen für die Schweiz zentral

Freier Handel sei der richtige Weg, so die Reaktion von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter letzte Woche auf Donald Trumps Zoll-Schock. «Der Bundesrat ist überzeugt, dass der freie Handel und eine regelbasierte internationale Ordnung zentral sind für den Wohlstand weltweit», sagte Keller-Sutter.

Weltweit ist der freie Handel aber stark unter Druck und die Welthandelsorganisation WTO, die den freien Handel fördern und regeln soll, ist geschwächt. Zu diesem Schluss kommt Patrick Ziltener, Experte für Freihandelsverträge von der Universität Zürich. Er hat im Auftrag des Bundes Freihandelsabkommen auf ihre Wirkung untersucht.

Grafik Freihandel
Legende: Die Schweiz hat insgesamt 35 Freihandelsabkommen: Mit der EU, Ländern auf dem Balkan, Kanada, Mexiko und Staaten in Südamerika sowie mit China und Indonesien. SECO /SRF

Freihandelsabkommen würden noch wichtiger für die Schweiz angesichts der geopolitischen Lage. Er sagt dazu: «Ja, das kann man definitiv so sagen. Die WTO ist gelähmt und es gibt auch keine Weiterentwicklung der WTO. Also werden wir weiterhin lange auf bilaterale Freihandelsabkommen bauen müssen.»

Bundesrat will weitere Abkommen abschliessen

In diesem Jahr konnte Wirtschaftsminister Guy Parmelin in Davos ein Freihandelsabkommen mit Thailand abschliessen, ebenfalls auch ein Abkommen mit Kosovo. Das bedeutende Freihandelsabkommen mit Indien, dem bevölkerungsreichsten Land der Welt, wurde eben vom Parlament gutgeheissen. Das Freihandelsabkommen mit China wird von den Schweizer Unternehmen rege genutzt. Beim Abkommen mit Indonesien hingegen werden Zollerleichterungen von den Firmen nur zu 20 Prozent genutzt.

Aber es gibt auch Unternehmen, welche den administrativen Aufwand scheuen.
Autor: Patrick Ziltener Experte für Freihandelsverträge

Freihandelsabkommen haben auch ihre Grenzen. «In jedem Freihandelsabkommen sind bestimmte Produkte ausgenommen, das ist ein Grund», so Ziltner. «Aber es ist auch so, dass viele Produkte bereits zollfrei sind, und es keinen Anreiz gibt, diese zu nutzen. Aber es gibt auch Unternehmen, welche den administrativen Aufwand scheuen.»

Trotz dieser Einschränkungen will der Bundesrat weitere Freihandelsabkommen abschliessen. Australien wäre für die Schweiz interessant und weitere Staaten in Südamerika und Afrika.

Tagesschau, 8.4.2025, 18 Uhr ; 

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