- Die Gesundheitskosten sind laut Santésuisse in den ersten zwei Monaten des Jahres bereits um 7.5 Prozent pro Kopf gestiegen.
- «Das Resultat ist ein weiterer Prämienanstieg», so Verena Nold, Direktorin des Krankenversichererverbands.
- Die Krankenkassen hätten schon letztes Jahr 1.5 Milliarden Franken Verlust gemacht, sagte Nold in einem Interview weiter.
«Nun ist nicht mehr genügend vorhanden, um die Löcher zu stopfen», sagte Nold in dem Interview mit dem «SonntagsBlick». Bald könnten sich Normalverdienende die Krankenkassenprämien nicht mehr leisten.
Forderung nach mehr Effizienz
«Wenn wir nichts unternehmen, fahren wir unser Gesundheitswesen an die Wand.» Der Bundesrat habe letztes Jahr eine politische Prämie festgelegt, die ungenügend sei. «Irgendwann holt einen das ein. Wir hätten bereits die Prämien für 2023 um zehn Prozent erhöhen müssen», so Nold.
Vor allem die gestiegenen Arzneimittelkosten und die vielen verschriebenen Medikamente bereiteten Sorgen. Nold forderte im Interview, dass Behandlungen, die nachweislich keinen Nutzen brächten, aus dem Leistungskatalog gestrichen werden.
«Wenn wir unser System nachhaltig finanzierbar gestalten wollen, müssen wir effizienter werden.» Dazu müssten die Kantone strenge Kriterien bei den Spitälern anwenden und nicht mehr «jedem Kleinstspital sämtliche Leistungsaufträge erteilen».
«Wir müssen den Kantönligeist aufgeben»
«Was wir tun müssen: Die kleineren und mittleren Spitäler radikal schliessen und die grossen ausbauen. Das ist die einzige Chance, die wir haben. Wir müssen die Qualität steigern und die Kosten senken», erklärt Roland Zimmermann, emeritierter Professor für Geburtshilfe gegenüber SRF.
Es brauche jetzt tatsächlich ein radikales Umdenken, sagt auch Bruno Damann, Mediziner und Vorsteher des Sankt Galler Gesundheitsdepartements. «Wir müssen den Kantönligeist aufgeben. Ich bin auch überzeugt, dass es eine Zentralisierung braucht, dass man mehr zusammenarbeiten muss. Es wird auch mehr Kooperationen geben müssen.»
Sankt Gallen hat gezeigt, wie schwierig es ist, Spitalschliessungen auch wirklich durchzusetzen. Der Vorteil von Regierungsrat Damann war: Er wollte nicht wiederantreten und konnte so ohne Rücksichten 4 Regionalspitäler allein im Kanton St. Gallen schliessen und so jährlich 50 Millionen Franken sparen.
Die 200 Spitäler in der Schweiz verursachen mit 35 Prozent den grössten Posten in den gesamten Gesundheitskosten. Brauchen aber würden wir höchstens 50, wie das Beratungs-Unternehmen PwC bereits vor über einem Jahr mit einer Studie belegen konnte.