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Felix Gmür: «Die Kirche hat aus ihren Fehlern gelernt»
Aus Rendez-vous vom 28.09.2023. Bild: Keystone / Peter Klaunzer
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Missbrauchsfälle in der Kirche Felix Gmür: «Die Kirche hat die Dringlichkeit der Lage erkannt»

Nach dem Bericht über die Missbrauchsfälle in der römisch-katholischen Kirche haben die Schweizer Bischöfe reagiert und Massnahmen angekündigt. Die Kirche sei sich bewusst, dass sie sich ändern müsse, sagt der Präsident der Bischofskonferenz.

Auch er sei tief betroffen vom Bericht, der mehr als 1000 Fälle von sexuellen Übergriffen und von sexueller Gewalt dokumentiert, sagt Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, im «Tagesgespräch» von Radio SRF. Dass die Kirche so viele Kinder und Jugendliche zu wenig geschützt habe, sei eine Katastrophe für die Kirche.

Kirche unter Druck

Seit der Veröffentlichung des Berichts hat die Zahl der Kirchenaustritte zugenommen. Bei vielen Gläubigen ist ein Entsetzen zu spüren. Der Bischof kann dies verstehen: «Es ist jetzt einfach der Punkt gekommen, an dem das Fass übergelaufen ist. Dies ist jedoch gut, weil man merkt: Es ist jetzt wirklich Matthäi am Letzten.» Die Kirche müsse jetzt handeln.

Wir müssen genauer untersuchen, ob Leute, die im Dienst der Kirche arbeiten wollen, wirklich dafür geeignet sind.
Autor: Felix Gmür Präsident der Schweizer Bischofskonferenz

Dass die römisch-katholische Kirche nun stärker unter Druck stehe, findet er positiv: «Der Druck ist auch ein Ansporn. Wir müssen jetzt die richtigen Schritte unternehmen», so Gmür. Damit meint der Präsident der Bischofskonferenz etwa die Schaffung einer unabhängigen Meldestelle für Missbrauchsfälle und eine Professionalisierung des Personalwesens der Kirche. «Wir müssen genauer untersuchen, ob Leute, die im Dienst der Kirche arbeiten wollen, wirklich dafür geeignet sind.»

Gmür ist überzeugt, dass ein Kulturwandel innerhalb der Kirche im Gang sei. Als Folge der Missbrauchsskandale sei das Bewusstsein dafür gewachsen, dass man mit asymmetrischen Beziehungen besonders vorsichtig umgehen müsse. Denn Beziehungen zwischen Seelsorgern und Gläubigen seien immer asymmetrisch und würden die Gefahr des Machtmissbrauchs bergen.

Glaube an die Zukunft

Teil des Skandals sind aber nicht nur die 1000 Fälle von sexueller Gewalt, sondern auch das Verhalten von Würdenträgern der Kirche: In zahlreichen Fällen seien Täter statt Opfer geschützt worden. Auch gegen verschiedene Bischöfe gibt es Vorwürfe, sie hätten Fälle nicht gemeldet. Gmür gesteht denn auch Fehler ein. Inzwischen habe sich die Situation jedoch verbessert, weil es nun eine Meldepflicht für alle Verdachtsfälle gebe.

Viel Kritik an Priestern und Bischöfen und eine Basis, die rasche Reformen will: Für die Kirche ist die aktuelle Lage schwierig. Doch der oberste Bischof der Schweiz gibt sich unbeirrt: Die römisch-katholische Kirche habe aus den Fehlern gelernt. «Ich blicke hoffnungsvoll in die Zukunft», sagt Gmür. Er sei überzeugt, dass die Kirche die Krise überwinden werde und das Vertrauen der Gläubigen nicht verliere.

Tagesgespräch, 28.09.2023, 13 Uhr

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