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Nach Amherd-Rücktritt Gerhard Pfister: «Ich habe mich zu 95 Prozent entschieden»

Nach dem angekündigten Rücktritt der Mitte-Bundesrätin Viola Amherd auf Ende März wird er als einer der Favoriten für die Nachfolge gehandelt: Gerhard Pfister, Nationalrat aus dem Kanton Zug und noch bis Sommer Präsident der Mitte-Partei. Im Interview bittet er für den Entscheid um Geduld und spricht über seine Partei im Umbruch.

Gerhard Pfister

Mitte-Präsident

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Pfister ist seit 2016 Präsident der CVP. Nach den Wahlen 2019 stiess er mit der Namensänderung und der Fusion mit der BDP den Reformprozess seiner Partei an. Nationalrat für den Kanton Zug ist er seit 2003.

SRF News: Wollen Sie Nachfolger von Bundesrätin Amherd werden?

Gerhard Pfister: Natürlich stellt sich diese Frage jetzt. Aber ich bitte um ein gewisses Verständnis, dass man mir noch etwas Zeit gibt, bis ich mich entschieden habe. Sobald meine Entscheidung feststeht, werde ich sie bekanntgeben.

Heute geht es darum, Viola Amherds Tätigkeit als Bundesrätin zu würdigen. Für das Schaulaufen der Kandidierenden bleibt später noch Zeit.

Also haben Sie sich noch nicht entschieden?

Doch, zu 95 Prozent habe ich mich entschieden, aber ich kommuniziere es noch nicht. Am Montag trifft sich das Parteipräsidium und der Fraktionsvorstand. Dort wird beschlossen, dass es eine Findungskommission geben wird, und es werden Fristen gesetzt. Innerhalb dieser Fristen kann man sich melden, wenn man kandidieren möchte. Ich halte mich an diese Fristen.

Wieso startet die Findungskommission nicht schon heute?

Erst gestern hat Frau Amherd ihren Rücktritt verkündet. Heute geht es darum, ihre Tätigkeit als Bundesrätin gebührend zu würdigen. Für das Schaulaufen der Kandidierenden bleibt später noch genügend Zeit.

Als möglicher neuer Bundesrat müssten Sie wohl das Verteidigungsdepartement übernehmen, welches nicht als das beliebteste Departement gilt. Zögern Sie deshalb?

Nein. Zu den Aufgaben eines Bundesrats gehört es, sich zu überlegen und bereit zu sein, jedes Departement zu übernehmen. So weit sind wir aber noch nicht, dass gewisse Parteien oder Exponenten ein Wunschkonzert daraus machen. Das gehört zum Konkordanzsystem der Schweiz.

Aus meiner Sicht ist es ein idealer Zeitpunkt für die Partei, um zu entscheiden, mit welchem Präsidenten oder welcher Präsidentin sie in die nächsten Wahlen geht.

Es ist viel los in der Mitte-Partei: Sie müssen bis im Sommer das Präsidium neu besetzen und eine Bundesrätin oder einen Bundesrat finden. Was bedeutet das für die Partei?

Es ist der richtige Zeitpunkt. 2025 gibt es wenige Abstimmungswochenenden und kaum wichtige Vorlagen. Die grossen Themen kommen erst in einem Jahr wieder. Aus meiner Sicht ist das ein idealer Zeitpunkt für die Partei, um zu entscheiden, mit welchem Präsidenten oder welcher Präsidentin sie in die nächsten Wahlen geht.

Unsere Partei fällt nicht gleich auseinander.

Ist das nicht eine Überforderung? Sie als möglicher Bundesratskandidat und gleichzeitig die Neubesetzung des Präsidiums?

Wir haben eine gut organisierte Partei mit drei Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten, die den Posten auch bereits im April hervorragend übernehmen könnten. Unsere Partei fällt nicht gleich auseinander – Sie müssen sich keine Sorgen machen.

Die SVP hat seit Tagen den Rücktritt von Bundesrätin Amherd gefordert. Wie finden Sie dieses Vorgehen?

Ich halte das für falsch. Unser System sieht vor, dass das Parlament den Bundesrat wählt. In unserer politischen Kultur ist es nicht üblich, Bundesräte aufgrund von unliebsamen Entscheidungen zum Rücktritt aufzufordern. Wenn wir das in der Schweiz einführen, verlieren wir einen wertvollen Faktor: Stabilität und Kontinuität. Wir sind ein Land, in dem immer klar ist: Wenn eine Vakanz in der Regierung entsteht, wird sie rasch wieder gefüllt, und die Arbeit geht nahtlos weiter – so auch jetzt nach der Bundesratswahl am 12. März.

Das Gespräch führte David Karasek.

Tagesgespräch, 16.1.2025, 13 Uhr ; 

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