Es gibt eine gute Nachricht nach den trüben Apriltagen: Nachdem es nun mehrere Tage hintereinander geregnet hatte, konnten sich die Wasserreserven in der Schweiz wieder etwas erholen. Der Füllungsgrad der Speicherseen ist im langjährigen saisonalen Vergleich sogar überdurchschnittlich.
Situation hat sich fürs Erste entspannt
«Es war grundsätzlich sehr gut, dass diese Phase gekommen ist», sagt Massimiliano Zappa, Hydrologe an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). «Vor allem in den Alpen ist die Situation jetzt deutlich entspannter. Überall ist es aber nicht überstanden.»
In den Alpenregionen hat es zuletzt so viel Niederschlag gegeben, dass man laut dem Hydrologen gelassener Richtung Sommer blicken kann. Denn die Erfahrung zeige: «In manchen Jahren haben wir nach einer ähnlichen Situation einen entspannten Sommer erlebt.»
Es wird auch im Sommer Regen brauchen, sonst kann die aktuelle Entspannung schnell wieder zunichtegemacht werden.
In anderen Jahren wurde der Startvorteil, was die Wasserversorgung angeht, aber auch wieder zunichtegemacht: Auf einen nassen Start in den Frühling folgten niederschlagsarme Wochen und Monate – und damit ein Sommer, in dem die Trockenheit doch zum Problem wurde.
Bodenfeuchte in der Schweiz
Immerhin: Noch Mitte März kommunizierte die WSL, die damaligen Niederschläge hätten die Trockenheit kaum gemildert. Es sei davon auszugehen, dass die Wasserpegel rasch wieder fallen würden. «Jetzt ist man in den Alpen besser dran», sagt Zappa.
Der Hydrologe warnt, dass sich die Situation mit Hitzewellen und ausbleibendem Regen im Sommer wieder zuspitzen könne. «Es wird auch dann Regen brauchen, sonst kann die aktuelle Entspannung schnell wieder zunichtegemacht werden.»
Situation im Tessin weiter angespannt
Im Tessin ist die Lage nach vielen Monaten der Trockenheit noch nicht ausgestanden. Zwar hat es in den letzten Tagen im Südkanton auch Niederschläge gegeben – aber zu wenig, um die Situation nachhaltig zu verbessern. «Es hat etwa so viel geregnet, wie die Vegetation in einer Woche braucht», sagt Zappa. Die Niederschläge seien zwar willkommen gewesen. «Die angehäuften Defizite der letzten anderthalb Jahre können sie aber nicht decken.»
Die leichte Erholung im Süden ist bei Weitem noch nicht ausreichend, wenn man bedenkt, welche Pegelstände um diese Jahreszeit üblich wären.
Immerhin: Im Tessin herrsche dank der Regenfälle keine «grosse», sondern noch «mittlere Trockenheit», ergänzt SRF-Meteorologe Jürg Ackermann. Doch die Frage sei, was die nächsten Wochen bringen. «In den langfristigen Prognosen sieht es eher so aus, als gäbe es in den nächsten Wochen unterdurchschnittlich Regen im Süden», so Ackermann. Das könne sich jedoch noch ändern.
Entspannen würde sich die Situation demnach, wenn es im Tessin – wie zuletzt in der Deutsch- und Westschweiz – über mehrere Tage hinweg regnen würde. «Die leichte Erholung im Süden ist bei Weitem noch nicht ausreichend, wenn man bedenkt, welche Pegelstände um diese Jahreszeit üblich wären», erklärt der Meteorologe.
Nächster Regen in Sicht
Am Sonntag und Montag erwartet Ackermann gemäss Wetterprognose wieder Regen – im Süden 15 bis 40 Millimeter Niederschlag. «Danach bleibt es wieder ein paar Tage trocken.» Doch ob diese Niederschlagsmengen die tiefen Grundwasserstände im Süden normalisieren können, ist laut dem Meteorologen unwahrscheinlich.