Meist verwerten die Kehrichtverbrennungsanlagen in der Schweiz nicht bloss Abfall, sondern produzieren auch Strom. Sie liefern zwei Prozent der Schweizer Gesamtenergie. Für viele von ihnen stellt sich aber ein Problem: An sonnigen Tagen können sie ihren Strom nicht mehr gewinnbringend ins Stromnetz einspeisen. An diesen Tagen steht nämlich sehr viel Strom aus Sonnenenergie bereit.
Strom aus Abfall, das funktioniert so: Bei der Verbrennung in den Öfen steigen die Temperaturen bis auf 1000 Grad an. Die Hitze wird genutzt, um im Kessel Wasser in Dampf zu verwandeln. Dieser Dampf wird dann für die Fernwärme verwendet und zusätzlich mittels Turbine und Generator in elektrische Energie umgewandelt.
Nun will die regionale Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) im Aargauischen Buchs zu Spitzenzeiten den überschüssigen Strom für die Produktion von Wasserstoff nutzen. Diesen können Fahrzeuge, die mit dieser Art von Treibstoff fahren, tanken. Mit dem Bau der Wasserstoffanlage ist die Aargauer KVA die erste Kehrichtverbrennung, die diesen Weg geht.
Die Idee: Wenn man den aus der Abfallverbrennung produzierten Strom zwischenspeichern kann, dann muss ihn die KVA nicht zu tiefen Preisen loswerden. «Statt dass wir einen negativen Stromtarif zahlen, wandeln wir den Strom in Gas um, das wir dann lagern können», erklärt der Betriebsleiter der KVA Buchs, Rolf Schuhmacher. Während rund 4000 Stunden im Jahr würde der Strom in Wasserstoff umgewandelt.
Statt dass wir einen negativen Stromtarif zahlen, wandeln wir den Strom in Gas um.
Zusammen mit der Firma Hitachi Zosen Inova AG soll die Power-to-Gas-Anlage entstehen. Geplant ist eine Anlage samt Abfüllstation. Rund 200 Tonnen Wasserstoff sollen pro Jahr produziert werden. Damit könnte ein mit Wasserstoff betriebenes Auto rund 20 Millionen Kilometer weit fahren. Wer den Wasserstoff in Buchs abnehmen soll, ist noch nicht definitiv geklärt. Die Verhandlungen laufen.
- Die geplante Wasserstoffanlage in Buchs funktioniert vereinfacht erklärt so: In die Wasserstoffanlage gelangt Wasser plus Strom. Wasser- und Sauerstoff werden hier getrennt. Der Sauerstoff geht in die Umgebung, der Wasserstoff wird verdichtet und kann gespeichert werden. Um den unregelmässigen Gebrauch der Anlage – je nach Strompreis läuft sie oder nicht – zu testen, ist eine Testphase von rund drei Jahren geplant.
Gegen das Bauvorhaben der Wasserstoffanlage in Buchs sind keine Einsprachen eingegangen. Die KVA kann also loslegen. «Das Ziel ist, dass wir in einem Jahr die Anlage in Betrieb nehmen können.» Im Januar 2023 soll der Wasserstoff für Fahrzeuge dann verfügbar sein, sagt KVA-Betriebsleiter Schuhmacher. Auffällig ist die Anlage nicht: Zu sehen wären mehrere Container, ähnlich wie man das von Wasserstoff-Tankstellen oder ähnlichen Projekten von Schweizer Stromfirmen kennt.