Lehrerin, Entertainerin, Hausfrau und Assistentin im Bereich Biologie an der ETH – Tanja Fuentes ist in diesen Tagen alles gleichzeitig. Ihre Tochter ist 7, die zwei Söhne sind 9 und 12 Jahre alt. Alle drei sind nun seit anderthalb Wochen zu Hause, während die Mutter im Homeoffice arbeitet. Kein Fussballverein, kein Gitarrenunterricht, nur Hausaufgaben von der Schule und viel Zeit – da können drei Kinder schon anstrengend werden.
«Man darf nicht alles zu ernst nehmen»
«Es braucht Flexibilität, wenn man das hinkriegen will», erklärt Fuentes. «Man darf nicht alles zu ernst nehmen. Wenn der Chef anruft, während man gerade versucht, den Kindern die Matheaufgabe zu erklären, oder die Kinder gerade dann Hunger haben, wenn ich einen Stapel Rechnungen von der Arbeit bearbeite, dann muss man es nehmen, wie es kommt», erzählt sie.
Die Grosseltern fallen weg. Der Ex-Mann ist selbstständig und hat eigene Sorgen. Da bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich so gut zu organisieren wie möglich. «An dem Montag, an dem die Schulen geschlossen haben, habe ich mich mit meinen Kindern zusammengesetzt und habe ihnen erklärt, dass das jetzt keine Ferien seien und sie jetzt mithelfen müssten.»
Schliesslich wolle sie nicht jeden Tag mit ihnen schimpfen müssen, weil sie zu viel Fernsehen schauen oder Süssigkeiten essen würden, erzählt die Hobby-Surferin mit spanischen Wurzeln aus Richterswil.
Ich habe den Kindern erklärt, dass das jetzt keine Ferien seien und sie jetzt mithelfen müssten.
Sorgen um ihren Job muss sie sich vorerst nicht machen. Ihr Arbeitgeber hat Verständnis für die Situation. Sie darf sich ihre Aufgaben im Homeoffice grösstenteils selbst einteilen. «Wenn die Kinder beschäftigt sind, versuche ich das zu erledigen, was ich kann. Manchmal geht es aber auch erst am Abend, wenn sie ins Bett gehen» sagt sie.
Viele Anfragen von alleinerziehenden Eltern
Der Schweizer Verband der alleinerziehenden Mütter und Väter beobachtet die Situation mit Sorge. Schon jetzt registrieren die Berater des Verbandes Anfragen und Hilferufe. «Je länger diese Isolation andauert, desto mehr werden Alleinerziehende darunter leiden. Auch Streit und Anspannung werden zunehmen.
Man bekomme Anfragen wie «Mein Ex-Partner nimmt es nicht so genau mit den Hygienemassnahmen. Kann ich ihm/ihr die Kinder überhaupt noch anvertrauen? oder: Gibt es andere Möglichkeiten für mich, die Kinder betreuen zu lassen?», beschreibt Geschäftsführerin und SP-Nationalrätin Yvonne Feri die derzeitige Lage.
Nachbarschaftshilfe wichtiger denn je
Tanja Fuentes und ihre Kinder machen – trotz aller Schwierigkeiten – das Beste aus der Situation. In Zeiten des Corona-Ausbruchs ist Nachbarschaftshilfe wichtiger denn je.
So haben die beiden Söhne Flyer gestaltet, die sie im Ort verteilen und damit ihre Hilfe für Einkäufe anbieten – für alle, die derzeit überhaupt nicht vor die Tür können. Einige Aufträge haben sie auch schon ausgeführt.