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Schweizer Rüstungsindustrie Armasuisse will selber Kampfdrohnen bauen

Die Schweiz will in der Kriegsdrohnentechnologie aktiver werden. Rüstungschef Urs Loher bestätigt einen entsprechenden Tamedia-Bericht.

Auch die Schweiz will Drohnen entwickeln, die mit Sprengstoff ausgerüstet Ziele anfliegen und diese mittels Fernsteuerung vernichten. Verstörende Bilder solcher Angriffe kommen aus der Ukraine zu uns.

Laut Rüstungschef Urs Loher zeigt der Ukraine-Krieg eine «Revolution» in der Kriegsführung: «Die Drohnentechnologie hat das Gefechtsfeld verändert und gläsern gemacht. Man weiss jetzt auch jederzeit, was wo wie eingesetzt wird und was wo ist.»

Aufklärungsdrohne.
Legende: Nicht für Kampfeinsätze: Drohne des Aufklärungsdrohnensystems 15 (ADS 15) von Armasuisse und Schweizer Armee auf dem Armeeflugplatz Emmen am 8. September 2022. Keystone/Urs Flüeler

Deshalb müsse sich die Schweiz vorbereiten, um die Bevölkerung gegen Angriffe schützen zu können. Die Schweiz strebe dabei auch eine gewisse Selbstversorgung an. Denn die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass zuerst jeder für sich selber schaue, erklärt Loher.

Die Schweiz will damit kein Geld verdienen.
Autor: Urs Loher Direktor Bundesamt für Rüstung Armasuisse

«Wenn wir immer etwas vom Ausland wollen und nichts Eigenes dazu beitragen können, kommen wir in eine unverantwortbare Abhängigkeit», betont der Chef des Bundesamtes für Rüstung Armasuisse. Die Schweiz müsse andere auch dazu bringen, etwas von ihr zu wollen. So werde sie das erhalten, was sie brauche, wenn sie es nötig habe. Für Loher ist es so auch denkbar, nicht eine ganze Drohne, aber einzelne Teile ausländischen Kunden anzubieten.

Dass die Schweiz damit auch ein gutes Geschäft machen kann, weist er vehement zurück: «Die Schweiz will damit kein Geld verdienen. Sie will ihre Bevölkerung schützen und ihren Soldaten jene Mittel in die Hand geben, die heute Schlüsselelemente auf dem Gefechtsfeld sind.»

Ist es die Rolle der Schweiz, die Kriege der Welt noch mit bewaffneten Drohnen anzuheizen oder ein grosses Geschäft daraus zu machen?
Autor: Marionna Schlatter Nationalrätin Grüne/ZH, Mitglied Sicherheitspolitische Kommission

Die grüne Sicherheitspolitikerin Marionna Schlatter kann verstehen, dass die Schweiz in die boomende Drohnentechnologie investieren will, weil sie darin sehr gut sei. Sie macht sich aber auch Sorgen und fragt: «Ist es die Rolle der Schweiz, die Kriege der Welt noch mit bewaffneten Drohnen anzuheizen oder ein grosses Geschäft daraus zu machen?»

Schlatter äussert Bedenken, ob die neutrale Schweiz noch glaubwürdig ist, wenn sie gleichzeitig eine exportorientierte Rüstungspolitik verfolgt.

Kampfdrohne.
Legende: Eine Kampfdrohne vom Typ TAI Anka von Turkish Aerospace Industries (TAI) an der internationalen Flugschau Le Bourget am 19. Juni 2023. Keystone/EPA/CHRISTOPHE PETIT TESSON

Eindeutig eine rote Linie zieht Marionna Schlatter dort, wo der Mensch nicht mehr steuert, sondern die Waffen selbstständig Menschen töten können. Die weltweite Entwicklung hin zu automatisierten Systemen sei sehr bedenklich, sagt sie: «Ich möchte nicht, dass die Schweiz einen Beitrag dazu leistet.»

Rüstungschef Urs Loher versichert, dass immer ein Mensch entscheiden werde, ob die Waffe der Drohne ausgelöst werde. Ab dem Jahr 2026 will Armasuisse erste Systeme in den Armeetruppen testen. Für die drei Jahre dauernde Entwicklungsphase wird ein zweistelliger Millionenbetrag aufgewendet.

Echo der Zeit, 26.07.2024, 18:00 Uhr

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