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Ungenutzte Covid-Impfstoffe Bund entsorgt Corona-Impfstoff im Wert von 1.3 Milliarden Franken

  • In den Jahren zwischen 2020 und 2023 kaufte die Schweiz Covid-Sanitätsmaterial im Wert von rund 2.28 Milliarden Franken, wie «Sonntagszeitung» und «Le Matin Dimanche» berichten.
  • Davon hat der Bund ungenutzten Corona-Impfstoff im Wert von 1.3 Milliarden Franken entsorgt.
  • Die Finanzverwaltung bestätigte auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA die Berechnungen der Tamedia-Zeitungen.
  • Impfstoffe im Wert von 0.27 Milliarden Franken wurden als humanitäre Hilfe ins Ausland geschickt.

In der Schweiz wurde Material im Wert von 0.57 Milliarden Franken genutzt. Zählt man den Teil dazu, der für humanitäre Hilfe verwendet wurde, bleibt Material im Wert von 1.45 Milliarden Franken übrig. Dieses wurde laut der Staatsrechnung «wertberichtigt».

90 Prozent der Wertberichtigungen entfallen dabei auf Impfstoffe, die nach Ablauf des Verfallsdatums entsorgt werden mussten, wie es von der Eidgenössischen Finanzverwaltung hiess. Das entspricht über 1.3 Milliarden Franken. Tatsächlich verwendet wurde in der Schweiz laut Zahlen aus der Staatsrechnung weniger als halb so viel.

Wie viel hat der Bund eigentlich dafür bezahlt?

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Unklar bleibt weiterhin, wie viel das BAG den drei US-Pharmaunternehmen Moderna, Pfizer und Novavax für die Impfdosen bezahlt hat. Die bezahlten Preise und Konditionen unterlägen nach wie vor der Vertraulichkeit und könnten daher nicht kommuniziert werden, schrieb eine BAG-Sprecherin am Sonntag.

Im August 2022 veröffentlichte das Bundesamt die Verträge des Bundes mit Covid-19-Impfstofflieferanten teilgeschwärzt. In den Jahren 2020 bis 2022 hatten mehrere Personen gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz Zugang zu den Beschaffungsverträgen des Bundes zu den Covid-19-Impfstoffen verlangt.

In der Covid-Pandemie sei es das oberste Ziel des Bundes gewesen, die Schweizer Bevölkerung ausreichend mit den wirksamsten Impfstoffen gegen Covid-19 zu versorgen, erklärte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die hohen Entsorgungszahlen gegenüber Keystone-SDA.

Da die Dauer und Entwicklung der Pandemie nicht abzusehen waren, sollte so sichergestellt werden, dass man unabhängig von der Entwicklung der Pandemie die Versorgungssicherheit der Bevölkerung würde gewährleisten können
Autor: Céline Reymond BAG-Sprecherin

Das BAG war in erster Linie für die Impfstoffbeschaffung zuständig. «Da die Dauer und Entwicklung der Pandemie nicht abzusehen waren, sollte so sichergestellt werden, dass man unabhängig von der Entwicklung der Pandemie die Versorgungssicherheit der Bevölkerung würde gewährleisten können», schrieb BAG-Sprecherin Céline Reymond.

Das BAG hat laut der «Sonntagszeitung» rund 20 Millionen Impfdosen selbst entsorgt. 16 Millionen Impfdosen seien ungebraucht bei den in Apotheken, Spitälern, bei Ärzten und in Impfzentren liegen geblieben.

Lieber zu viel als zu wenig Impfstoff

Trotz weggeworfener Impfdosen zog die Geschäftsprüfungs­kommission des Nationalrates im letzten Jahr eine positive Bilanz zur Impfstrategie des Bundes. Der Jahresbericht einer parlamentarischen Aufsichtskommission hatte bereits Anfang 2024 gezeigt, dass seit Beginn der Coronapandemie mehr Impfdosen entsorgt als verimpft worden waren.

Der Bundesrat habe den Zugang zu genügend Impfdosen stets höher gewichtet als das Risiko, am Ende zu viel Impfstoff zu haben. Das habe die Regierung transparent dargelegt, und es sei aus Sicht der Geschäftsprüfungs­kommission des Nationalrates zweckmässig gewesen. Seit Anfang 2023 habe der Bund nach Feststellungen der genannten Kommission keine Impfstoffe mehr bestellt, hiess es damals von der Geschäftsprüfungs­kommission.

SRF 4 News, 06.04.2025, 10 Uhr ; 

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