«Zusammen – zusammen marschieren», rufen Beat Jans und Roger Nordmann. Der gemeinsame Einmarsch für die Fernsehkameras musste noch geübt werden. Bei den Debatten waren dann aber alle sechs auf der gleichen Wellenlänge. Und doch versuchten sich alle unterschiedlich zu positionieren. Jon Pult etwa als Jüngster sagte: «Mit 39 Jahren von allen zu hören, dass man wirklich jung sei, das ist beste Prävention gegen eine Midlife-Crisis.»
Das Kandidatenkarussell für die Berset-Nachfolge
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Bild 1 von 12. Evi Allemann. Die Berner Regierungsrätin Evi Allemann (Jahrgang 1978) kandidiert für den Bundesrat. Von 2003 bis 2018 war die Juristin im Nationalrat. Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro Della Valle.
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Bild 2 von 12. Allemann hatte bereits letztes Jahr für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga kandidert. Sie unterlag damals in der internen Ausmarchung Eva Herzog und Elisabeth Baume-Schneider. Bildquelle: Keystone/Peter Klaunzer.
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Bild 3 von 12. Roger Nordmann. Der Waadtländer SP-Nationalrat Roger Nordmann (Jahrgang 1973) will in die Landesregierung, wie er anfangs Oktober an einer Medienkonferenz bekannt gab. Bildquelle: KEYSTONE/Anthony Anex.
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Bild 4 von 12. Nordmann sitzt seit 2004 in der Grossen Kammer unter der Bundeshauskuppel. Viermal wurde er wiedergewählt. Im Nationalrat ist er Mitglied der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie. Von 2015 bis 2023 war er Fraktionschef. Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
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Bild 5 von 12. Jon Pult. Der Bündner Nationalrat Jon Pult (Jahrgang 1984) kandidiert offiziell für den Bundesrat. Der schweizerisch-italienische Doppelbürger wurde 2019 in den Nationalrat gewählt. Bildquelle: Keystone / Alessandro Della Valle.
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Bild 6 von 12. Pult gilt als eines der grössten Talente der SP und als guter Rhetoriker. Schon ein Jahr nach seinem Einzug ins Parlament machte ihn die SP zum Vizepräsidenten. Bildquelle: Keystone / PABLO GIANINAZZI.
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Bild 7 von 12. Beat Jans. Der frühere Nationalrat und heutige Basler Regierungspräsident Beat Jans (Jahrgang 1964) will Bundesrat werden, wie er am 22. September offiziell bekannt gab. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Schneider.
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Bild 8 von 12. «Ich würde das Amt gerne und mit Überzeugung ausüben», sagte Jans an der Konferenz. Er hätte auch aus regionalpolitischen Überlegungen gute Chancen. Der Kanton Basel-Stadt war schon lange nicht mehr im Bundesrat vertreten. Bildquelle: KEYSTONE / Peter Schneider.
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Bild 9 von 12. Matthias Aebischer. Der Berner Nationalrat Matthias Aebischer (Jahrgang 1967) will die Nachfolge von Alain Berset antreten. Bildquelle: Keystone / ALESSANDRO DELLA VALLE.
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Bild 10 von 12. Vor seiner Zeit im Nationalrat war Aebischer unter anderem Moderator verschiedener Sendungen beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF und erlangte dadurch in der Deutschschweiz grosse Bekanntheit. Bildquelle: SRF.
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Bild 11 von 12. Daniel Jositsch. Der Zürcher Ständerat (Jahrgang 1965) kandidiert offiziell für den Bundesrat. Nach dem Rücktritt von Simonetta Sommaruga im vergangenen Jahr hatte Daniel Jositsch bereits kandidiert, obwohl die SP ein reines Frauenticket beschlossen hatte. Bildquelle: KEYSTONE/ANTHONY ANEX.
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Bild 12 von 12. Bei der Wahl durch die Bundesversammlung erhielt er in den ersten Wahlgängen zahlreiche Stimmen. Schliesslich setzte sich jedoch Elisabeth Baume-Schneider durch. Für ihn als Bundesrat sprechen seine Erfahrung in Bundesbern und seine urbane Herkunft. Jositsch gilt als Vertreter des rechten Flügels der SP. Bildquelle: KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE.
Evi Allemann präsentierte sich als erfahrene Politikerin und Regierungsrätin. Die Frauenkarte spielte sie nicht offen aus – die SP sei die Partei der Gleichberechtigung. Roger Nordmann versuchte, sich möglichst oft und als Brückenbauer in Szene zu setzen. Beat Jans hingegen spielte die Karte der Erfahrung: «Mein Lebenslauf ist doch ein bisschen länger als jene der anderen», sagte der älteste Kandidat.
«Poids lourd» wie ein Lastwagen
Matthias Aebischer konterte gleich einmal, was über ihn so geschrieben wurde. Er habe gelesen, er sei kein Schwergewicht. «Poids lourd» heisse das auf Französisch, wie ein Lastwagen, antwortete Moderatorin und alt Nationalrätin Maria Bernasconi. Aebischer räumte dann ein, er sei tatsächlich kein Schwergewicht. Aber er sei auch kein Leichtgewicht. Er sieht sich als Mittelgewicht.
Den schwierigsten Einstieg hatte Daniel Jositsch. Er wurde sogleich auf die Bundesratswahlen vom letzten Jahr angesprochen, als er sich nur schwer damit abfinden konnte, dass für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga ausschliesslich Frauen aufgestellt wurden. Er habe Fehler gemacht, sagte er. Aber er fühlte sich auch ein bisschen viel kritisiert, etwa, weil er vor der Bundesversammlung nicht das Wort ergriffen habe. Damit war das Thema Jositsch und Frauen aber vom Tisch. Das Hearing war eine Debatte unter Gleichgesinnten, das gab Matthias Aebischer auch freimütig zu.
Der Älteste kommt am besten an
Im Saal hatten rund hundert SP-Mitglieder zugehört: Nationalratsmitglieder, kantonale Politikerinnen und Politiker, aber auch einfache SP-Mitglieder und Jungsozialisten.
Ausgerechnet Jans – der älteste – kam bei den Jungen Adrien Rastello und Sarah Gugerli offenbar gut an, sagten sie beim Apéro. Für Albert Knechtli, einen älteren Genfer SPler, war aber klar Jon Pult der stärkste: Weil der alles könne, gar viersprachig sei. Aber auch Jositsch hinterliess einen guten Eindruck, etwa bei François Thion, obwohl er vorher ein negatives Bild von ihm gehabt habe.
Nordmann, der einzige Romand, konnte bei den anwesenden SP-Mitgliedern hingegen kaum punkten. Damit ist aber noch nichts verloren und die Frage, wer auf das Ticket kommt, wird ohnehin später entschieden. Das weiss auch Jon Pult: «Entscheidend sind diese Abende nicht. Entscheidend ist dann die Fraktionssitzung vom 25. November.» Bis dahin werden die eine Kandidatin und die fünf Kandidaten der SP weiter durch die Schweiz reisen.