Nachfolge von Alain Berset - Die Kandidierenden fürs SP-Bundesratsticket – und ihre Chancen
Die Kandidierenden für die Nachfolge von Alain Berset stehen fest. Die SP-interne Frist für die Einreichung von Bundesratskandidaturen ist abgelaufen. SRF-Inlandredaktor Rafael von Matt ordnet ein.
Das ist die Ausgangslage: Sechs Kandidierende haben sich bei der SP für die Nachfolge von Alain Berset beworben. Am Sonntagmittag ist die Frist für interessierte Kandidatinnen und Kandidaten abgelaufen. Ende November entscheidet die Fraktion, wen sie aufs offizielle Ticket für die Bundesratswahl setzt.
Das sind die Kandidierenden:
Evi Allemann ist Berner SP-Regierungsrätin und frühere Nationalrätin und versucht zum zweiten Mal den Sprung in die Landesregierung. Die 45-Jährige ist die einzige Frau, die ins Rennen steigt.
Roger Nordmann, ehemaliger SP-Fraktionspräsident, ist der einzige Kandidat aus der Westschweiz. Der 50-jährige Lausanner ist seit 2004 Nationalrat.
Jon Pult ist seit vier Jahren im Nationalrat und gilt als eines der grössten Talente der SP. Bereits ein Jahr nach seinem Einzug ins Parlament machte die SP den 39-Jährigen zum Vizepräsidenten.
Beat Jans amtet seit 2021 als Regierungspräsident und Vorsteher des Präsidialdepartements des Kantons Basel-Stadt. Der 59-Jährige war von 2010 bis 2020 Nationalrat.
Matthias Aebischer politisiert seit 2011 im Nationalrat. Vor seiner Zeit im Bundeshaus war der 56-Jährige unter anderem Moderator verschiedener Sendungen beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) und erlangte dadurch in der Deutschschweiz grosse Bekanntheit.
Daniel Jositsch ist seit 2015 im Ständerat. Im letzten Jahr schaffte es der 58-Jährige nicht aufs offizielle Ticket seiner Fraktion, weil damals für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga Frauen-Kandidaturen im Vordergrund standen.
Das Kandidatenkarussell für die Berset-Nachfolge
Diese stechen besonders hervor: Für SRF-Inlandredaktor Rafael von Matt stechen Evi Allemann und Daniel Jositsch besonders hervor. «Allemann ist die einzige Frau unter den Kandidierenden. Und Frauen sind in der SP-Fraktion in der Mehrheit. Das könnte ihr helfen, aufs Ticket zu kommen», sagt von Matt. «Daniel Jositsch gilt schon lange als potenzieller Bundesrat, ist in Umfragen beliebt.» Parteiintern sei er allerdings umstritten wegen seines Vorpreschens bei der letzten Bundesratswahl. Unter diesem Kandidatenfeld sei es eine offene Ausgangslage und es präsentiere sich kein klarer Favorit, sagt von Matt.
Diese Rolle spielen Geschlecht und Herkunft
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«Das sind natürlich wichtige Aspekte», ordnet von Matt ein. Gerade der SP sei es immer sehr wichtig, dass die beiden Geschlechter möglichst gleichmässig im Bundesrat vertreten sind und dass die Regionen auch angemessen berücksichtigt werden müssen – so wie es in der Verfassung steht.
«Aktuell dürfte die SP aber nicht zuerst auf die Region schauen, sondern darauf, wen sie als starke Figur in den Bundesrat hieven kann, etwa als Gegengewicht zu Albert Rösti.» In den wichtigen Energie- und Verkehrsfragen komme beispielsweise der ehemalige SP-Fraktionschef Roger Nordmann ins Spiel. «Er gilt als strategisch stark, wäre für viele also ein starker Kandidat.» Allerdings wäre mit ihm die Romandie weiter übervertreten. «Wenn Evi Allemann gewählt würde, wären es zwei SP-Bundesrätinnen. Ich denke, in der Fraktion hätten viele kein Problem damit», sagt von Matt.
So geht es weiter: Als nächsten Schritt prüft eine Kommission der SP die Kandidaturen bis am 4. November. Anfang bis Mitte November finden vier öffentliche Hearings in verschiedenen Schweizer Städten statt. Diese sollen laut SP Parteimitgliedern und der Bevölkerung die Möglichkeit geben, die Kandidierenden kennenzulernen. Am 25. November entscheidet die SP-Fraktion, wer es aufs offizielle Ticket schafft.
Dabei stellt sich die Frage, ob es ein Zweier- oder ein Dreierticket wird. «Ein Dreierticket bietet mehr Auswahl, da kann man das Ticket auch besser zusammenstellen», schätzt von Matt ein. «Bei einem Zweierticket hat die Partei hingegen mehr Kontrolle darüber, wer am Ende dann auch gewählt werden kann.»
«Ich vermute, dass es auf ein Zweierticket hinausläuft», sagt der Inlandredaktor. Evi Allemann dürfte auf diesem Ticket stehen, weil sie eine Frau ist. «Daniel Jositsch, meine persönliche Einschätzung, wird es vermutlich nicht aufs Ticket schaffen.» Aber das Rennen sei noch sehr offen. Die Nachfolgerin oder der Nachfolger für Berset wird bei den Gesamterneuerungswahlen der Landesregierung am 13. Dezember bestimmt.
Rafael von Matt
Bundeshausredaktor
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Rafael von Matt ist seit dem 1. November 2023 Bundeshausredaktor. Zuvor war er für 13 Jahre Inlandredaktor bei Radio SRF. Zudem ist er Moderator der Diskussionssendung «Forum» auf SRF 1. Von Matt ist studierter Germanist und Historiker.
Echo der Zeit, 28.10.2023, 18:00 Uhr
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srf/baus;blac
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