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Politologe Michael Hermann: «SP braucht einflussreiche Persönlichkeiten im Bundesrat»
Aus News-Clip vom 11.10.2023.
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SRG-Wahlbarometer Bundesratsranking: Überflieger Berset – Thronfolgerin «KKS»?

Alain Berset verlässt den Bundesrat mit Bestnoten aus der Bevölkerung. Künftig dürfte Karin Keller-Sutter als mächtigstes Regierungsmitglied gelten.

Alain Berset (SP): Ein Abgang nach Mass

Im Sommer schickte der abtretende SP-Bundesrat ungewohnte Feriengrüsse: Spriessender Bart, Dächlikappe und ein verwegener Blick in die Palmenhaine. Ende September war es vorbei mit der Leichtigkeit: Der Gesundheitsminister verkündete einen Anstieg der Krankenkassenprämien, der der Schweizer Bevölkerung so richtig in die Glieder fuhr.

Ferienfoto von Alain Berset auf Instagram
Legende: «Ich brauche eine Rasur»: Zum Gesicht des Prämienschocks scheint Berset nach den Sommerferien aber nicht geworden zu sein. 65 Prozent der Befragten sehen in ihm das mächtigste Mitglied im Gremium, auch die Sympathiewerte sind mehr als intakt. Instagram/Alain Berset

Droht der SP mit seinem Abgang ein Bedeutungsverlust in der Regierung? Ja, sagt Politologe Michael Hermann: Denn im bürgerlich dominierten Bundesrat sei die Partei auf einflussreiche Persönlichkeiten angewiesen. «Letztlich hängt es aber davon ab, wer auf ihn folgt: Ein Roger Nordmann etwa wäre vielleicht nicht ganz so populär, aber wahrscheinlich ähnlich einflussreich wie Berset.»

Elisabeth Baume-Schneider (SP): Sympathisch, aber…

Elisabeth Baume-Schneider sitzt seit Dezember 2022 im Bundesrat. Bislang kann die Justizministerin nicht in die grossen Fussstapfen ihres Parteikollegen Berset treten: Sympathisch, aber kaum Einfluss, lautet das Verdikt der Befragten. «Sie war weitgehend unbekannt und eher eine Hinterbänklerin, bevor sie in den Bundesrat gewählt wurde», sagt Hermann. «Man spürt jetzt auch, dass sie nicht so viel Gewicht in die Waage werfen kann.»

Baume-Schneider im Gespräch mit Journalisten
Legende: Elisabeth Baume-Schneider steht bislang klar im Schatten ihres scheidenden Parteikollegen Berset, der der SP im Bundesrat eine starke Stimme gegeben hat. Keystone/Peter Schneider

In der Öffentlichkeit tritt Baume-Schneider vor allem in Erscheinung, wenn es um das Reizthema Asyl und Migration geht. Nicht eben das Dossier, mit dem man am ehesten glänzen kann. Ihre Vorgängerin Karin Keller-Sutter kann davon ein Lied singen. Immerhin: Im Sympathie-Ranking hat es die Jurassierin bereits auf Rang 4 geschafft.

Viola Amherd (Mitte): Die Landesmutter aus dem Wallis

Das beliebteste Mitglied der Landesregierung bleibt Viola Amherd. «Sie nimmt als sympathische Landesmutter weiterhin die Spitzenposition ein», sagt Sarah Bütikofer vom Forschungsinstitut Sotomo. Mit dem Krieg in der Ukraine hat die Verteidigungsministerin zwar zwischenzeitlich an Sichtbarkeit gewonnen.

Viola Amherd
Legende: In den letzten Monaten wartete die Walliser Bundesrätin mit pointierten Aussagen zum Schweizer Neutralitätsverständnis und zur Weitergabe von Leopard-2-Panzern an Deutschland auf. Keystone/Alessandro della Valle

In der Bevölkerung bewegt sich ihr wahrgenommener Einfluss aber weiter im Mittelfeld. Sie wird von etwas mehr Personen als einflussreich denn einflusslos betrachtet. Sie steht aber doch deutlich hinter Albert Rösti und Karin Keller-Sutter, die künftig die Spitzenposition unter sich ausmachen dürften.

Ignazio Cassis (FDP): Verharren auf tiefem Niveau

Das Umfragetief von Ignazio Cassis hält weiter an: Ihm wird am zweitwenigsten Einfluss in der Regierung zugeschrieben; bei den Sympathiewerten rangiert er sogar auf dem letzten Platz. Der Aussenminister wird von ebenso vielen Befragten als sympathisch wie unsympathisch betrachtet.

Cassis spricht vor den Medien
Legende: Als eine seiner ersten Amtshandlungen drückte Ignazio Cassis 2018 den «Reset-Knopf» in den Beziehungen zur EU. Das Verhältnis zu Brüssel bleibt aber bis heute eine Grossbaustelle, wobei Cassis’ Einfluss in dem vertrackten Dossier beschränkt ist. Keystone/Alessandro Crinari

Das Image des Tessiners in der Bevölkerung scheint zementiert: Seit Jahren werden ihm relativ wenig Einfluss und Sympathie zugeschrieben. An einen Stimmungsumschwung in der Bevölkerung glaubt Politologe Hermann nicht mehr: «Wenn überhaupt, kehrt sich das dann eher ins Negative und nicht ins Positive.»

Karin Keller-Sutter (FDP): Bald mächtigstes Bundesratsmitglied?

Karin Keller-Sutter konnte sich nach einem Tief während der Pandemie wieder deutlich steigern. Als Finanzministerin wird ihr am zweitmeisten Einfluss in der Regierung zugestanden – sie dürfte Alain Berset nach dessen Rücktritt an der Spitze ablösen. Die Übernahme der CS durch die UBS wirkte sich kurzzeitig noch verstärkend auf den wahrgenommenen Einfluss aus.

Keller-Sutter an der Medienkonferenz zur CS-Rettung mit UBS-Präsident Colm Kelleher
Legende: Die historische Bankenkrise rückte Karin Keller-Sutter in den Mittelpunkt. «Mit der CS-Rettung war es aber auch nicht so einfach, breite Sympathien zu gewinnen», sagt Politologe Michael Hermann. (Links im Bild UBS-Verwaltungsratpräsident Colm Kelleher.) Keystone/Peter Klaunzer

Ihre Sympathiewerte konnte «KKS» durch das politische Management der CS-Krise nicht ausbauen. «Das Thema ist kontrovers. Viele nerven sich, dass der Staat hier überhaupt eine Rolle spielen musste», sagt Hermann. «Und sie ist vielleicht auch nicht ein Alain Berset. Er musste mit der Pandemie auch eine schwierige Krise meistern – kommunizierte aber so, dass es bei den Leuten sehr gut ankam.»

Albert Rösti (SVP): Energischer Energieminister

Albert Rösti ist gleichzeitig wie Elisabeth Baume-Schneider in den Bundesrat gestartet. In der Wahrnehmung der Bevölkerung hat er aber bisher ungleich grössere Spuren hinterlassen. Er gilt bereits als drittmächtigste Figur im Bundesrat. Zugute kommt ihm dabei auch sein gewichtiges Departement – im Uvek werden unter anderem die Energiewende orchestriert und milliardenschwere Infrastrukturprojekte aufgegleist.

Albert Rösti
Legende: Albert Rösti holt im «Macht-Ranking» auf: Der im Dezember 2022 gewählte SVP-Bundesrat konnte seinen wahrgenommenen Einfluss von Wahlbarometer zu Wahlbarometer steigern – mit Rang 3 ist er auch im Sympathie-Ranking vorne dabei. Keystone / Michael Buholzer

«Albert Rösti will handeln und etwas bewegen – und er war vorher schon eine starke Figur im Parlament», sagt Hermann. Zudem wolle er im Bundesrat nicht nur etwas bewegen, sondern könne das auch: Er kann sich nämlich auf die bürgerliche Mehrheit im Bundesrat stützen, zu der seine Vorgängerin Simonetta Sommaruga (SP) nicht immer durchdrang.

Guy Parmelin (SVP): Keine Trendwende in Sicht

Gekommen, um zu bleiben: In der «Samstagsrundschau» von Radio SRF erteilte Guy Parmelin Rücktrittsgerüchten zuletzt eine Absage. Er will im Dezember zur Wiederwahl antreten. Dem Wirtschaftsminister wird in der Bevölkerung weiterhin kein grosser Einfluss im Bundesrat zugeschrieben – er rangiert auf Platz 5.

Guy Parmelin gibt Auskunft zur CS-Rettung
Legende: Guy Parmelin gilt als wenig mächtig. Die Befragten schreiben den lateinischen Vertretungen im Bundesrat aber allgemein wenig Einfluss zu – mit Ausnahme von Alain Berset. Keystone/Anthony Anex

«Bei Guy Parmelin gab es zwar in seinem Präsidialjahr 2021 eine kleine Trendwende», sagt Hermann. Nachhaltig war das aber nicht: Wie auch bei Ignazio Cassis hätten sich die Meinungen auch beim Waadtländer Bundesrat über die Jahre verfestigt.

Datenerhebung und Stichprobenfehler der Umfrage

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Die Umfrage für den Wahlbarometer hat das Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag der SRG SSR durchgeführt. Die Datenerhebung fand zwischen dem 22. September und dem 5. Oktober 2023 statt. Die Befragung erfolgte online: Die Teilnehmenden wurden einerseits über die Webportale der SRG, andererseits via Online-Panel von Sotomo rekrutiert.

Nach der Bereinigung und Kontrolle der Daten konnten die Angaben von 31‘850 Wahlberechtigten für die Auswertung verwendet werden. Die Aufteilung der Befragten insgesamt auf die Sprachregionen ist wie folgt: Deutschschweiz 26‘274, französische Schweiz 4661, italienische Schweiz 915.

Gewichtung der Stichprobe

Da sich die Teilnehmenden der Umfrage selber rekrutieren (sogenanntes Opt-in-Verfahren), ist die Zusammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit. So nehmen typischerweise mehr Männer als Frauen an politischen Umfragen teil. Deshalb gewichtet Sotomo die Antworten statistisch, um den Verzerrungen in der Stichprobe entgegenzuwirken. Die Gewichtung erfolgt mittels IPF-Verfahren (Iterative Proportional Fitting).

Neben räumlichen (Wohnort) und soziodemografischen Gewichtungskriterien (Alter, Geschlecht, Bildung) werden auch politische Kriterien beigezogen, wie das Stimm- und Wahlverhalten oder die regionale Parteienstruktur.

Schätzgenauigkeit von +/-1.2 Prozentpunkten

Durch die Gewichtung wird eine hohe Repräsentativität für die aktive Stimmbevölkerung erzielt. Der Stichprobenfehler, wie er für Zufallsstichproben berechnet wird, lässt sich nicht direkt auf politisch gewichtete Opt-in-Umfragen übertragen. Die Repräsentativität dieser Befragung ist jedoch vergleichbar mit einer Zufallsstichprobe mit einem Stichprobenfehler von +/-1.2 Prozentpunkten.

Den ganzen Bericht finden Sie hier

Alles zu den Wahlen 2023

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Aktuelle Informationen und Hintergründe zu den Nationalrats- und Ständeratswahlen am 22. Oktober 2023 finden Sie unter Schweizer Wahlen 2023.

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Info 3, 11.10.2023, 17 Uhr

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