Seit bekannt ist, dass ab Montag die Zertifikatspflicht ausgeweitet wird, steigt die Nachfrage nach Impfungen in Schweizer Impfzentren an. In einer nicht repräsentativen Umfrage von SRF auf Instagram geben 29 Prozent der Userinnen und User an, dass sie sich seit dieser Ankündigung geimpft haben oder sich für eine Impfung angemeldet haben. Unsere Umfrage zeigt: Viele fühlen sich dabei stark unter Druck gesetzt. Wir haben uns in der SRF-Community umgehört:
Lukas* (20): «Ich fühle mich zum Impfen gezwungen»
Mit meinem Kollegen habe ich gestern den Impfbus in Domat/Ems (GR) besucht. Das hängt ausschliesslich mit der Ausweitung des Covid-Zertifikats zusammen. Dabei ist mir wichtig zu erwähnen, dass ich kein Impfgegner bin – mich aber bisher einfach nicht impfen liess, weil ich keinen Vorteil darin sah. Was vorerst vermutlich sehr egoistisch klingt, begründe ich vor allem damit, dass ich mich strikt an die jeweils geltenden Covid-Massnahmen halte und gehalten habe. So versuchte ich stets, keine Gefahr für andere darzustellen. Natürlich werde ich die Gesellschaft mit der Impfung noch deutlich weniger gefährden. Allerdings werde ich nach wie vor darauf achten, die Regeln einzuhalten. Schlussendlich spielte sicher aber auch die Faulheit eine Rolle – das muss man sich wohl auch eingestehen.
Mir ist wichtig zu erwähnen, dass ich kein Impfgegner bin – mich aber bisher einfach nicht impfen liess, weil ich keinen Vorteil darin sah.
Dass man nun für ein normales, soziales Leben entweder geimpft oder genesen sein muss, oder ab Oktober dann jeweils 45 Franken zahlen muss für einen Test, finde ich schlecht – gerade für junge Menschen mit niedrigem Einkommen. Da ich gerne ins Restaurant will oder ins Schwimmbad, lasse ich mich nun impfen.
Meiner Meinung nach hat der Bundesrat und Covid-Krisenstab um Alain Berset und das BAG einen sehr guten Job gemacht. Dass diese Massnahme nun ergriffen wird, rückt die Schweizer Covid-Politik aber leider in ein sehr schlechtes Licht.
Nina (16): «Ich freue mich, dass bald dieser ganze Druck von mir weg ist»
Ich komme aus dem Kanton Zug und habe gerade frisch eine Lehre im Gesundheitswesen angefangen. Heute Abend gehe ich an einen Hockeymatch und werde mich dann spontan und ohne Anmeldung im Impfzelt, vor dem Stadion impfen lassen. Als der Bundesrat am Mittwoch die Ausweitung der Zertifikatspflicht verkündet hat, habe ich gedacht, nun kann ich das nicht mehr länger vor mich herschieben. Ich will nicht nur zu Hause herumsitzen.
Ich war die ganze Zeit so hin- und hergerissen wegen den verschiedenen Meinungen.
Bis jetzt habe ich mit der Impfung gewartet, weil mich diese Diskussion rund um die Impfung sehr verunsichert hat. Man hört positives, dann wieder negatives über die Impfung. Ich war die ganze Zeit so hin- und hergerissen wegen den verschiedenen Meinungen. Zudem habe ich die Impfung bis jetzt nicht als sehr nötig gehalten – Einschränkungen habe ich bis jetzt nicht wirklich erfahren.
In ein paar Stunden gehe ich mich nun impfen. Ich bin schon etwas nervös, muss ich zugeben, weiss allerdings nicht wieso. Ich bin ja auch gegen andere Krankheiten geimpft. Ich freue mich, dass bald dieser ganze Druck von mir weg ist. Und auch die ganze Testerei vorbei ist. Die ganze Zeit ins Testzentrum hetzen, braucht enorm viel Zeit und ist stressig.
Victoria* (24): «Einen sehr grossen Einfluss hatte auch meine Mutter. Sie hat mir von der Impfung abgeraten»
Ich habe heute Mittag den ersten Pieks erhalten. Ich fühle mich bis jetzt gut, es stört mich jedoch sehr, dass ich mich nicht impfen lassen konnte, weil ich es wirklich wollte, sondern ich habe das Gefühl, ich musste es machen, damit ich normal weiterleben kann. Rein finanziell ist es für mich schlicht und einfach nicht möglich, mich ab nächster Woche die ganze Zeit testen zu lassen. Ich bin Studentin im Master an der Universität Zürich und ich finde es krass, dass die Zertifikatspflicht nun auch dort eingeführt wird. Das Recht auf Bildung sollte doch gewährleistet sein. Dass die Universität jetzt ein Zertifikat verlangt, empfinde ich als absolute Diskriminierung.
Ich finde, wir wurden vom BAG nicht gut über diese Impfung aufgeklärt.
Ich wollte eigentlich zwei bis drei Jahre abwarten und schauen was passiert, weil ich Bedenken bezüglich der mRNA-Impfstoffe habe. Mir wäre ein Proteinimpfstoff wie Novavax lieber gewesen, darauf hatte ich gewartet. Zudem finde ich, wir wurden nicht gut vom BAG über diese Impfung aufgeklärt. Auch, dass mein Hausarzt mir geraten hat, mit der Impfung noch abzuwarten, hat mich verunsichert.
Meine Eltern sind sehr oft auf Facebook und ich glaube sie sind sehr vielen Fakenews ausgesetzt. Meine Mutter hat Angst vor der Impfung und spricht sich klar gegen die Impfung aus. Ich werde ihr nicht verraten, dass ich mich heute geimpft habe.
Einen sehr grossen Einfluss hatte aber meine Mutter. Sie hat mir gesagt, sie hoffe, dass ich mich nicht impfen lasse. Meine Eltern sind sehr oft auf Facebook und ich glaube sie sind sehr vielen Fakenews ausgesetzt. Meine Mutter hat Angst vor der Impfung und spricht sich klar gegen die Impfung aus. Ich werde ihr nicht verraten, dass ich mich heute geimpft habe.
*Namen geändert