In den Wäldern Ghanas schlägt die Bevölkerung heute viel mehr Holz als nachwächst, unter anderem um in Kochöfen einzuheizen. Effiziente Öfen kommen mit halb so viel Holz aus. Damit spart die Bevölkerung Geld oder Zeit zum Holzsammeln, es entsteht weniger gesundheitsschädigender Feinstaub und gleichzeitig werden die CO₂-Emissionen reduziert.
Diese Emissionsreduktion will sich die Schweiz an die eigenen Bemühungen anrechnen lassen. Alliance Sud, das Kompetenzzentrum der Schweizer Hilfswerke kritisiert nun in einer Recherche, die Radio SRF vorliegt, die Wirksamkeit des Projekts werde massiv überschätzt.
Hier gibt es Annahmen, die die Projekteigner getroffen haben, die aus Sicht der Studie fahrlässig sind.
David Knecht vom Hilfswerk Fastenaktion, das die Recherche mitträgt, sagt: «Hier gibt es Annahmen, die die Projekteigner getroffen haben, die aus Sicht der Studie – und diese Sicht teile ich – fahrlässig sind.» Gemäss Berechnungen von Alliance Sud würden anstatt über 3 Millionen Tonnen CO₂, wie im Projektbeschrieb festgehalten, höchstens 1.8 Millionen Tonnen reduziert.
Faktor wird verdoppelt
Berechnet wird der Gewinn fürs Klima nämlich, in dem festgestellt wird, wie gross in Ghana der Anteil Feuerholz ist, der nicht nachwächst. Je höher dieser Anteil, desto mehr bringt eine Reduktion des Holzverbrauchs dem Klima, weil mehr Bäume stehen bleiben und CO₂ absorbieren können. David Knecht sagt aber: «Dieser Faktor wird vom Projekt während zwei Jahren tiefer angegeben als danach. Nach zwei Jahren wird er mehr als verdoppelt.»
Die Projekte helfen bei der CO₂-Reduktion
Auftraggeber für dieses Projekt in der Schweiz ist die Stiftung Klimaschutz und CO₂‑Kompensation Klik, die im Auftrag der Erdölimporteure CO₂-Kompensationen durchführt. Auf Anfrage von Radio SRF räumt Geschäftsführer Marco Berg ein, dass der Wert in den ursprünglichen Dokumenten zu hoch liege: «Im Moment gehen wir von 1.3 Millionen Tonnen CO₂-Reduktion aus.»
Seriöser Mechanismus?
Mit 1.3 Millionen Tonnen liegt die aktuelle Schätzung von Klik noch deutlich tiefer als die Zahlen von Alliance Sud. Für Klik sei das wirtschaftlich kein Problem, sagt Geschäftsführer Berg. Man bezahle nur für die Reduktionen, die tatsächlich erfolgen.
Auch, wenn uns vorgeworfen wird, dass hier nur heisse Luft produziert werde, zeigt dieses Beispiel, dass hier ernsthafter Klimaschutz betrieben wird.
Er sieht in den reduzierten Zahlen vor allem einen Beweis, dass der Mechanismus, mit dem die Schweiz CO₂ reduziert, seriös sei: «Auch wenn uns vorgeworfen wird, dass hier nur heisse Luft produziert werde und dass alles fragwürdig sei, zeigt dieses Beispiel, dass es allen Parteien ernst ist, dass hier ernsthafter Klimaschutz betrieben wird.»
Noch sind dies alles nur Prognosen. In der Realität hat es sich bei ähnlichen gezeigt, dass die Käuferinnen und Käufer ihre effizienten Öfen zwar aufgestellt, aber selten bis nie benutzt haben. Auch das wolle man überprüfen, betont Marco Berg. In einer gewissen Anzahl der Öfen seien Sensoren eingebaut, die anzeigen, wie oft sie benutzt werden.
Mangelnde Transparenz
Alliance Sud kritisiert auch die mangelnde Transparenz von Klik und dem zuständigen Bundesamt für Umwelt Bafu. Knecht sagt: «Da geht es schlicht darum, dass viele Informationen, wie dieses Projekt aufgebaut ist, nicht zugänglich sind oder nicht zugänglich waren. Das ist problematisch für eine gute Analyse, ob das Projekt tut, was es verspricht zu tun.»
Die ersten 18'000 effizienten Öfen sind in Ghana unterdessen verkauft. Bis in sechs Jahren sollen es zehnmal mehr sein. Das scheint aus heutiger Sicht möglich. Wie viel CO₂-Reduktion sich die Schweiz deswegen schliesslich gutschreiben lassen kann, ist aber völlig offen.