Der Güterverkehr soll von der Strasse auf die Schiene verlagert werden. Deshalb plant und baut der Bund seit den 1990er-Jahren die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (Neat). Um die Verlagerungswirkung der Neat-Achse zu verstärken und die Lastwagenfahrten durch die Alpen zu reduzieren, wurde auch die Gotthardstrecke ausgebaut – für eine Milliarde Schweizer Franken. Seit vier Monaten können bis zu vier Meter hohe Lastwagenanhänger auf Züge verladen und durch den sogenannten Vier-Meter-Korridor transportiert werden.
Doch die Kapazitäten des Korridors werden erst teilweise genutzt. Aktuell befahren ihn rund 150 Güterzüge pro Tag – ausgelegt ist er für doppelt so viele. Ein Grund, wieso der Korridor weit unter seiner Kapazität bleibt: Erst gut ein Zehntel der Lastwagenanhänger, sogenannte Sattelauflieger oder Trailer, sind so konstruiert, dass sie sich überhaupt per Kran auf die Bahn verladen lassen.
Nicht Kranbares kranbar machen
Da die Kranfähigkeit von Anhängern für das Verlagerungsziel entscheidend ist, ist laut Hupac-Gruppe, dem grössten Schweizer Anbieter für kombinierten Transport, die Politik gefragt. «Was wir jetzt noch brauchen, ist der Wille der Industrie und der Politik, alle Trailer kranbar zu machen. Und dann auch zu sagen, nicht kranbare Trailer fahren halt nicht mehr durch die Schweiz», sagt Konzernchef Michail Stahlhut, Konzernchef.
Eine Initiative dieser Art würde einen Innovationsschub seitens der Hersteller auslösen. Andere Länder wie Deutschland unterstützten die Konvertierung von Flotten in kranbare Sattelauflieger. Das Bundesamt für Verkehr sagt auf Anfrage, das Anliegen der Hupac würde geprüft.
Erhöhung LSVA – die Geister scheiden sich
Ein Weg, um eine Neuorientierung von Seiten der Transporteure herbeizuführen, ist gemäss SP-Nationalrat John Pult die Erhöhung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA): «Das würde unmittelbar bei der Verlagerung helfen, und würde auch helfen, dass mehr Transportunternehmen investieren würden in kranbare Lastwagen».
Ganz anderer Meinung ist SVP-Nationalrat und Transportunternehmer Benjamin Giezendanner: «Das ist der falsche Weg. Das würde dem Konsumenten im Portemonnaie weh tun und keinen einzigen Lastwagen mehr verlagern». 50 Prozent seiner Anhänger-Flotte liessen sich bereits per Kran auf den Güterzug verladen. Schweizer Transporteure hätten bereits viel unternommen. Nun sei es an den europäischen Kollegen, mehr zu tun, um ihre Lastwagen weg von der Strasse auf die Schiene zu bringen.