Ein Verlust von 142 Milliarden Franken in neun Monaten: So fällt die Bilanz der Schweizerischen Nationalbank (SNB) aus. Das ist happig, aber nicht überraschend.
Wer Devisenanlagen in der Grössenordnung von gegen 800 Milliarden Franken verwaltet, kann schon bei kleinen Kurszuckungen an den Finanzmärkten viel Geld verdienen – oder eben auch verlieren.
Das gilt umso mehr, wenn sich, wie in diesem Jahr, ein perfekter Sturm an den Börsen austobt. Alle Anlageklassen wurden gleichzeitig vom Sog erfasst – von Aktien über Anleihen, von Devisen zu Gold. Gründe gibt es mehrere: Krieg in der Ukraine, Probleme in den Lieferketten, hohe Inflation und wachsende Rezessionsängste.
Warnungen waren berechtigt
Das beschert der SNB einen Rekordverlust von 142 Milliarden Franken in den ersten neun Monaten dieses Jahres. Dass das passieren kann, war stets klar. So weist die SNB seit Jahren in jedem Quartalsbericht explizit darauf hin, dass ihr Ergebnis massgeblich von der Entwicklung der Gold-, Devisen- und Kapitalmärkte abhängt. Und dass dies zu extremen Schwankungen führen kann.
In den letzten Jahren musste die SNB auch schon grosse Verluste vermelden. Doch insgesamt hat die Notenbank seit 2010 deutlich mehr verdient als verloren: insgesamt rund 165 Milliarden Franken bis Ende des letzten Jahres. Jetzt folgt anlagetechnisch ein düsteres Jahr.
Folgen der Verluste
Allerdings: Die SNB ist keine normale Investorin, die möglichst viel Gewinn erwirtschaften muss. Das Quartalsergebnis der SNB ist vielmehr ein Nebenprodukt ihrer Geldpolitik. Konkrete Folgen hat der Verlust dennoch: Bund und Kantone sollten für das laufende Jahr wohl besser nicht mit einem finanziellen Zustupf aus den SNB-Töpfen rechnen.
Abgerechnet wird zwar erst Ende Jahr. Doch die Finanz- und Kapitalmärkte müssten sich schon sehr stark von ihren Rückschlägen erholen, damit sich das Ergebnis der SNB bis Ende Jahr noch spürbar verbessern kann. Wahrscheinlicher ist, dass die SNB auch für das gesamte 2022 einen gigantischen Verlust verbuchen wird und dass dann in der sogenannten Ausschüttungsreserve kein Geld mehr vorhanden ist für die sonst übliche Auszahlung an Bund und Kantone.
Ein Lichtblick bleibt: Das Ergebnis der SNB schwankt in beide Richtung. Fällt es in diesem Jahr tiefrot aus, kann es bereits im nächsten Jahr wieder dunkelschwarz sein.