Die UBS und die CS: Noch sind es zwei Schweizer Grossbanken. Zwei getrennte Unternehmen in einem sehr unterschiedlichen Zustand. Das haben – gestern und heute – die jüngsten Quartalszahlen von CS und UBS gezeigt. Nun braucht es viel Zeit und viel Arbeit, um aus dem ungleichen Gespann eine erfolgreiche Megabank zu machen.
Ein einfaches Erfolgsrezept für den Zusammenschluss hat UBS-Konzernchef Sergio Ermotti nicht. Aber immerhin sagte er heute im Gespräch mit Radio SRF klar, worauf es seiner Meinung nach ankommt: Neben massig Kapital und flüssigen Mitteln – kurz: viel Geld – sei das Vertrauen der Kundschaft unverzichtbar. Ausserdem will Sergio Ermotti die neue, noch grössere UBS so führen, dass sie Gewinn abwirft, und zwar möglichst viel.
Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Sogar die kerngesunde UBS hat im ersten Quartal nur halb so viel verdient wie im Vorjahresabschnitt. Ein Sonderposten für die Erledigung von Altlasten aus der Finanzkrise vor 15 Jahren drückte aufs Ergebnis. Auch sonst war das Geschäft flau. Weil die vermögende Kundschaft verunsichert ist – durch die diffizile allgemeine Weltlage.
UBS erfüllt heute alle Erfolgskriterien
Immerhin haben die Reichen und Superreichen dieser Welt der UBS erneut Dutzende von Milliarden zusätzliche Gelder anvertraut. Dieser Zufluss zeigt: An Vertrauen in die UBS fehlt es nicht. Gut eine Milliarde Konzerngewinn in drei Monaten, das ist auch keine schlechte Leistung. Und so kommt es, dass heute die UBS – für sich allein – alle vier Erfolgskriterien erfüllt: Sie hat genug Kapital, genug Liquidität, geniesst Vertrauen und schreibt Gewinn.
Ermottis Problem ist: Bei der Credit Suisse, die er auf Mitte Jahr übernehmen will, mangelt es an alledem. Das Vertrauen ist weg. Genug Kapital hat die CS vorläufig nur, weil der Staat eingegriffen hat mit der Rettungsaktion vom 19. März. Die Bank hängt zudem am Tropf der Nationalbank für die Liquidität. Und sie schreibt ohne Ende rote Zahlen.
Scheitern ist keine Option
Je länger die Patientin CS auf dem Krankenbett darniederliegt, desto weniger ist sie für die neue Besitzerin UBS unternehmerisch wert. Desto mehr wird sie zur Belastung. Sergio Ermotti will darum aufs Tempo drücken, will vorankommen mit der Verschmelzung der zwei ungleichen Institute. Aber: Wird die neue Grossbank diesen Wettlauf gegen die Zeit gewinnen? Oder ist die Erfolgsstory zu schön, um wahr zu sein?
Von der Antwort hängt viel ab. Auch für die Allgemeinheit, einschliesslich der Steuerzahlenden in der Schweiz. Denn eines ist klar: Scheitern ist diesmal keine Option. In der nächsten Krise gibt es keine Schweizer Konkurrentin mehr, die ins Feld springen könnte. Staatliche Unterstützung wäre der einzig verbleibenden Grossbank des Landes gewiss.
Darum ist das Fusionsprojekt ein riskantes Experiment für alle Beteiligten. Für die UBS, die CS, aber auch für den Schweizer Staat. Dieser müsste letztlich als Garant für das Risiko des Scheiterns geradestehen.