Worum geht es? Mit dem Rücktritt von Viola Amherd begann die Suche nach einer Nachfolge. Doch viele hochkarätige Namen lehnten ab. Bundesrat? Nein danke! Absagen häufen sich. Politikerinnen und Politiker, die als geeignet galten, betonten oft, dass sie ihre private Situation nicht mit dem hohen Arbeitspensum vereinbaren könnten. Auch Vertreter aus der Wirtschaft und Verwaltung verwiesen auf die zunehmende Belastung solcher Spitzenpositionen und den damit verbundenen Verzicht auf Freizeit und Familie.
Ich habe grosses Verständnis, dass mehr und mehr auch Väter das Familienleben höher gewichten als ihre Karriere.
Diese Entwicklung betrifft längst nicht mehr nur Frauen, sondern zunehmend auch Männer, betont Nationalrätin Priska Wismer-Felder (Die Mitte/LU). Als Mutter von fünf Kindern versteht sie den Wandel: «Ich habe grosses Verständnis, dass mehr und mehr auch Väter das Familienleben höher gewichten als ihre Karriere.» Das zeige, dass es ein neues Familienverständnis gäbe, was sie an und für sich freue.
Die Herausforderungen: Work-Life-Balance als Hürde? Dass Familie und Karriere schwer zu vereinbaren sind, ist kein neues Problem. Doch scheint die Gewichtung heute anders zu sein: Die Generation von Politikerinnen und Politikern, die nun in Frage kommen würden, stellt private Interessen häufig über berufliche Ambitionen. Die ständige Erreichbarkeit, der hohe Druck und die politische Verantwortung schrecken offenbar ab. Immer mehr Spitzenkräfte verzichten zugunsten einer besseren Work-Life-Balance auf eine Karriere in der Exekutive.
Amherd-Nachfolge: Wer noch im Rennen ist und wer nicht
Veränderte Prioritäten: Familie wichtiger als Karriere? Gesellschaftliche Werte verschieben sich. Während früher der Status einer Bundesratsposition als prestigeträchtig und lohnenswert galt, ist es heute vor allem die persönliche Lebensqualität, die im Vordergrund steht. Der Wunsch nach mehr Zeit für die Familie, nach mehr Freizeit und weniger beruflichem Stress wird immer wichtiger.
Der Druck: Politische Spitzenämter unter Dauerbeschuss: Hinzu kommt der zunehmende Druck von Medien, Öffentlichkeit und sozialen Netzwerken. Ein Amt im Bundesrat bedeutet ständige Prüfung, Kritik und wenig Raum für Fehler. Politische Entscheide werden intensiver hinterfragt, und das politische Klima wird rauer. Dies macht die Aufgabe nicht nur zeitintensiv, sondern auch emotional belastender als früher.
Fazit: Ein strukturelles Problem für die Politik? Die Frage ist, ob sich die Arbeitsbedingungen und Erwartungen an Bundesrätinnen und Bundesräte ändern müssen, um das Amt wieder attraktiver zu machen. Alternativ stellt sich die Frage, ob es einfach einem gesellschaftlichen Wandel entspricht, dass Karriere nicht mehr um jeden Preis verfolgt wird.
Ihre Meinung: Wird der Druck für Spitzenämtern in Politik und Wirtschaft immer grösser oder gibt es durch die unsichere Weltlage eine Rückbesinnung zurück zur Familie? Diskutieren Sie mit in den Kommentaren.