Zu Beginn lautete die Diagnose: Gehirnerschütterung. Eine im Eishockey nicht seltene Diagnose. Die Branche rechnete nach diesem Check gegen Blum in der Februarnacht 2021 fest mit der Rückkehr des Verteidigers. Doch er kam nie mehr zurück. «Es war medizinisch nicht möglich. Ich habe nicht mehr das nötige Niveau erreicht. Ich konnte meinen Körper und Kopf nicht so belasten, dass ich symptomfrei gewesen wäre und Eishockey hätte spielen können. Mir ist schwindlig geworden, wenn es zu schnell ging auf dem Eis.»
Blum suchte zig Fachspezialisten auf, diese testeten und versuchten einiges. Nur helfen konnte ihm am Ende niemand entscheidend. «Man fühlt sich wirklich ein wenig wie ein Versuchskaninchen während der Therapien. Und das meine ich nicht wertend. Es ist aber nun mal so, dass das Gehirn das komplexeste Organ ist, das wir haben.»
Es ist heftig, zu erfahren, dass man den angestrebten Bereich nicht mehr erreichen kann.
Blum spürte Hilflosigkeit. Weil selbst die Experten keinen Weg zur vollständigen Genesung fanden. «Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Gehirnerschütterung deshalb eine der komplexesten und schwierigsten Verletzungen ist. Auch emotional.»
Therapien als Grenzerfahrungen
Das, was Blum nach dem Check erlebte, nennt er eine Riesen-Achterbahnfahrt. Ein Auf und Ab auf vielen Ebenen. «Emotional, physisch, gesundheitlich. Plötzlich stand alles Kopf», erzählt Blum. «Es ist heftig, zu erfahren, dass man den angestrebten Bereich nicht mehr erreichen kann. Die diversen Therapien und die Übungen, die ich im Nachgang alle absolviert habe, waren permanente Grenzerfahrungen. Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich mir eingestehen musste, dass das Ganze so keinen Sinn mehr macht. Es tat mir nicht gut und es tat auch meiner Familie nicht gut, weil ich zuhause nicht mehr als Familienvater präsent war.»
Der Moment, in dem Blum akzeptierte, dass seine Eishockey-Karriere keine Fortsetzung finden würde und er sich fortan neu orientieren müsse, war für ihn auch erlösend. «Ich wusste, dass ich nun aus dem Hamsterrad aussteigen kann und mir das nicht mehr antun muss.» Eine Qual sei die Zeit gewesen, in der er versuchte, einen Weg zurückzufinden. «Ich habe mich gequält, meine Familie gequält, mein Umfeld gequält. Es war keine erstrebenswerte und schöne Zeit.»
Dank dem Sport hat Blum aber gelernt, mit Niederlagen umzugehen. «Und auch schlechte Aktionen zu vergessen und nach vorne zu schauen. Das hat mir in diesem Prozess geholfen», sagt Blum. Blums ganze Geschichte erfahren Sie in der aktuellen Folge von «Kehrseite – Abseits des Erfolgs».