Wer nach einer Wanderung im Alpstein noch zum Sämtisersee geht, kühlt sich dort gern ab. Doch nach dem Bad hatten mehrere Personen einen Hautauschlag, der auf einen Befall mit Entenflöhen schliessen lässt. Das teilte das Gesundheitsamt Appenzell Innerrhoden im Juli mit.
Entenflöhe kommen immer wieder in Seen oder Naturweihern vor. «Badende können dadurch rote, juckende Hautveränderungen bekommen, die ohne eine Behandlung zum Teil erst nach 10 bis 20 Tagen abheilen», sagt Christian Greis vom Universitätsspital Zürich, der eine Online-Sprechstunde für Hauterkrankungen führt.
Auch beim Badeplatz Manneweier oberhalb von St. Gallen gab es vor Kurzem Beschwerden über die Parasiten. «Die Bade-Dermatitis ist lästig, aber nicht gefährlich für die Gesundheit», sagt Christian Greis.
Trotz der in der Regel exzellenten Qualität unserer Seen und Flüsse treten gelegentlich auch Probleme mit fäkalen Verunreinigungen auf. «In einem See reichen wenige bakterielle oder virale Krankheitserreger etwa von der ungewaschenen Hand eines Kindes aus, um gleich mehrere Personen in der Nähe anzustecken», sagt Tamar Kohn von der EPFL. Dies sei aber ein Extremfall.
Ungeklärte Abwässer
Infektionen mit pathogenen Darmerregern kommen vielmehr dadurch zustande, weil Abwasserreinigungsanlagen (ARA) in den Becken grundsätzlich nur 95 bis 99 Prozent aller Keime beseitigen. Aufgrund heftiger Regenfälle kann zusätzlich die Kapazitätsgrenze einer ARA überschritten werden, wodurch auch noch ungeklärtes Abwasser in die Seen und Flüsse gespült wird.
Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) können bei Starkniederschlägen und Hochwasser auch die Regenwasserüberläufe der Kanalisation oder abgeschwemmter Hofdünger zu einer verstärkten Belastung der Gewässer mit krank machenden Mikroorganismen wie E. coli oder Enterokokken führen. Deshalb ist es ratsam, erst ein bis drei Tage nach solchen Wetterextremen wieder schwimmen zu gehen.
Denn durch das unabsichtliche Verschlucken des kontaminierten Wassers besteht ein Risiko von Infektionen wie Magen-Darm-Erkrankungen mit Durchfall oder Erbrechen, erklärt die Umweltwissenschaftlerin Kohn.
Aber auch allein durch den Kontakt mit bakteriellen oder auch viralen Krankheitserregern im Wasser können später Vereiterungen von bestehenden Wunden, Bindehautreizungen oder Ohrenentzündungen auftreten.
Multiresistente Bakterien
«Antibiotikaresistente Keime stellen weltweit eine Herausforderung dar», sagt Christoph Jans vom Amt für Verbraucherschutz in Steinhausen (ZG).
Bei ihren Untersuchungen der Wasserqualität von Seen und Flüssen im Kanton Zug hätten sie tatsächlich an zwei Orten unterhalb einer ARA regelmässig auch multiresistente Bakterien entdeckt, gegen die mehrere gebräuchliche Antibiotika unwirksam seien. Deshalb werde vom Baden am Spielplatz Lorzenparadies sowie bei den Kosthäusern in Hagendorn abgeraten.
Weitere mögliche Gefahr: Blaualgen im See
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Bild 1 von 4. Im Hallwilersee: Blüte der Burgunderblutalge «Planktothrix rubescens». Bildquelle: Eawag/Sabine Flury.
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Bild 2 von 4. Blaualge unter dem Mikroskop: «Anabaena sp». Bildquelle: Eawag.
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Bild 3 von 4. Im Greifensee: Blüte der Blaualge «Microcystis aeruginosa». Bildquelle: Kantonales Labor ZH, René Schittli.
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Bild 4 von 4. Blaualge unter dem Mikroskop: «Microcystis». Bildquelle: Eawag.
Unter bestimmten Bedingungen können sich Blaualgen (Cyanobakterien) gut vermehren, die gefährliche Gifte produzieren. Vor zwei Jahren starben am Greifensee (ZH) zwei junge Hunde, weil sie zu viel kontaminiertes Wasser geschluckt hatten.
«Beim Mensch können die Toxine bei erhöhter Konzentration zu Übelkeit, Erbrechen, Hautausschlag bis hin zu Atemnot führen», erklärt der St. Galler Kantonschemiker Pius Kölbener. Doch die ungewöhnliche Farbe des Wassers warne einen bereits davor, dort nicht reinzugehen.